BUND-NRW-PRESSEinformation: Mutmaßliche PFT-Panscher vor Gericht

BUND begrüßt juristische Aufarbeitung und fordert Konsequenzen für Chemikalienpolitik und Wasseraufbereitung

Düsseldorf, 10.01.2012 – Am Donnerstag, den 12.1.2012, beginnt in Paderborn der Prozess gegen die Beschuldigten des PFT Skandals in NRW, in dessen Folge Hunderttausende Menschen an der Ruhr über das Trinkwasser mit Gift belastet wurden und Millionenbeträge vom Steuer- und Gebührenzahler für die Bewältigung der Folgen ausgegeben werden mussten. Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt, dass nach fast 6-jähriger Ermittlungstätigkeit auch die juristische Aufarbeitung erfolgt. „Wir erwarten von dem Prozess, dass sämtliche Hintergründe nun offen auf den Tisch gelegt werden; ebenso erwarten dies die vielen betroffenen Menschen“, so Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND.

Erinnern wir uns: Erst nachdem der BUND Anfang September 2006 eine Strafanzeige gegen die Paderborner Firma GW Umwelt richtete, gab es endlich Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Hierdurch wurde der seinerzeit allzu freundliche Umgang der damaligen politisch Verantwortlichen mit den Verdächtigen durchbrochen und die strafrechtliche Aufarbeitung eingeleitet.

„Die Behörden in NRW - allen voran das Umweltministerium und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW - haben nach Auffassung des BUND in der Aufarbeitung bisher recht gute Arbeit geleistet und nach anfänglichen Fehlschlüssen die richtige Richtung eingeschlagen“, so Paul Kröfges. Ein breit angelegtes Überwachungsprogramm wurde aufgelegt und die Ergebnisse von Messungen und Maßnahmen transparent und nachvollziehbar der Öffentlichkeit über das Internet zur Verfügung gestellt. Hierbei wurde deutlich, dass PFT nahezu allgegenwärtig ist, sowohl in Gebrauchsmitteln des Alltags als auch in Abwässern aus der Industrie sowie in Feuerlöschmitteln. Gerade letztere haben erhebliche weiträumige Belastungen im Grundwasser verursacht und die Wasserversorgung in manchen Gebieten gefährdet, wobei hier noch mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen sei.

Der BUND fordert weitergehende Konsequenzen aus dem PFT Skandal: Kröfges: „Es gilt, dass zuerst an der Quelle anzusetzen ist, d.h. die Verwendung und Freisetzung dieser Chemikalien ist zurückzudrängen. Da dies nicht unmittelbar wirksam wird, muss es endlich - statt zeitweiliger Aktivkohlepulverdosierung - bei allen Wasserwerken an der Ruhr eine Aktivkohle-Festbettstufe geben, die dauerhaft mit betrieben wird. Diese ist das beste Mittel zur Entfernung von Problemchemikalien.“ Nach Einschätzung des BUND, der diese Forderung seit langem mit Nachdruck vertritt, sind die betroffenen Wasserversorger dazu bereit, der Anstoß hierzu müsse jedoch aus Düsseldorf gegeben werden.

Dabei ist PFT nur die Spitze des Eisberges an problematischen Chemikalien, mit denen uns die Industrie „beglückt“ hat. Die weitergehende Analytik hat gezeigt, dass sich in unsere Flüssen trotz fortgeschrittener Klärtechnik ein großes Spektrum an problematischen langlebigen Chemikalien wiederfindet, wie Flammschutzmittel, Pestizide, Arzneimittelrückstände und immer wieder neu auftauchenden Industriechemikalien, die bei Betriebsstörungen freigesetzt wurden. Obwohl sich die Konzentrationen überwiegend in niedrigem Bereich bewegen, bestehe aus Vorsorgegründen dringender Handlungsbedarf. Ziel müsse es sein, langlebige und giftige Stoffe, und seien sie noch so praktisch, durch andere, verträglichere Stoffe zu ersetzen, die keine Risiken beinhalten.

Für Rückfragen: Paul Kröfges, Landesvorsitzender, Tel.: 0173 / 27 94 489

Autor:

Birgit Jakubzik aus Arnsberg-Neheim

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