BUND-NRW-Presseinfo: „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“

Düsseldorf, 20.03.14

Anlässlich des internationalen Tag des Waldes am 21. März macht der NRW-Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die mangelhafte Situation des Waldes hierzulande aufmerksam.
Insbesondere das Fehlen naturnaher Waldökosysteme stelle ein Problem dabei dar, den Schwund der Biodiversität aufzuhalten und für den Klimawandel gerüstet zu sein.

„Junge Bäume gibt es genug, aber kaum mehr Bäume, die ein natürliches Alter erreichen dürfen und in gewachsenen Ökosystemen aufwachsen“, sagte der Landesvorsitzende Holger Sticht.

Tatsächlich besteht der weit größte Anteil der Wälder in NRW nicht aus Waldökosystemen, sondern aus Forsten. Selbst in landeseigenen Naturschutzgebieten wurden in jüngster Vergangenheit Baumplantagen mit entsprechend monotoner Struktur angelegt, wo sich eigentlich Wald hätte entwickeln können - mit all den negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna sowie die Resistenz gegenüber sich verändernden Klimabedingungen.

„Bäume kann man pflanzen, ihren Lebensraum Wald naturgemäß nicht. Deswegen sehen wir derzeit leider den Wald vor lauter Bäumen nicht“, so Sticht.

Zwar attestiert der BUND der Landesregierung, seit 2011 Fortschritte erzielt zu haben. So seien unter Rot-Grün mittlerweile etwa 10 Prozent der landeseigenen Waldflächen aus der Nutzung genommen worden. Doch reiche dies angesichts eines landeseigenen Waldanteils von nur 13 Prozent an der Gesamtwaldfläche noch lange nicht aus, um den durch die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung angestrebten 5 %-Anteil Naturwald zu erreichen. Vor allem mangele es weiterhin an einem Verbot der Wiederaufforstung in Schutzgebieten und an Anreizen für private
Waldbesitzer, kleine Bestandteile ihrer Flächen forstwirtschaftlich stillzulegen. Auch kann und müsse die Stilllegung auf landeseigenen Flächen deutlich ausgeweitet werden.

„Das Land muss auf landeseigenen Flächen mit gutem Beispiel voran gehen und staatliche Hilfen an die Erfüllung von Naturschutzstandards koppeln“, so Sticht. Entscheidender Motor dabei müssten die durch die Landesregierung angekündigte Biodiversitätsstrategie für Nordrhein-Westfalen und das neue Landesnaturschutzgesetz sein.

Als mangelhaft sieht der BUND auch das Wildnisgebietskonzept des Umweltministeriums an. Danach sollen zukünftig in so genannten Wildnisgebieten forstwirtschaftliche Eingriffe weitgehend ausgeschlossen, die Jagd aber fortgeführt werden.

„Zum Wald gehören nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere, auch mit ihrer
natürlichen Bestandsdynamik“, sagte Sticht. Durch Jagd entstünden erhebliche Störungen und ein künstlicher Bestand beispielsweise von Hirschen und Schweinen, der eine naturnahe Waldentwicklung behindere.

Pressekontakt: Holger Sticht, BUND-Landesvorsitzender, T. 0152 / 34 28 95 94

Autor:

Birgit Jakubzik aus Arnsberg-Neheim

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