Virtuelle Zeitreise mit Brille und App: Auf den Spuren des letzten Grafen von Arnsberg - Ausstellung wird am 28. Oktober eröffnet
Dass Gottfried IV., der letzte Graf von Arnsberg, seine Grafschaft an das Erzstift Köln übertrug und damit eine folgenschwere Entscheidung traf, die unsere Region bis heute prägt, weiß wohl jeder "richtige" Arnsberger. Doch über das Leben des Grafen und die damaligen Umstände wissen nur die wenigsten Bescheid. Das soll sich jetzt ändern: Mit einer besonderen Ausstellung und einer App.
Die Entscheidung Graf Gottfrieds beeinflusst unsere Stadt und unsere Region bis heute", erklärte Peter Kleine, Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Arnsberg. "Arnsberg wäre sonst vielleicht nur ein unbedeutendes Dorf, keine Regierungsstadt, und unsere Region hätte niemals ihren bis heute spürbaren kurkölnisch-katholischen Charakter bekommen. Kurz: NRW sähe anders aus." Die Geschichte des Grafen sei von größter Dramatik, denn der Graf musste seine Entscheidung nach herben Schicksalsschlägen treffen - und er hatte nur sechs Wochen Zeit.
Experimenteller Ansatz
Doch wie erzählt man eine Geschichte, von der nur wenige Urkunden zeugen? Die wichtigste, die Übertragungsurkunde von 1368, ist nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs derzeit nur in einem einzigen Exemplar erhalten, das in Arnsberg zu sehen ist", erklärt Stadtarchivar Michael Gosmann. Doch "eine Urkunde allein ist für den Betrachter spröde. Um so eine Geschichte zu erzählen, gilt es, neue, experimentelle, gewagte Wege einzuschlagen", so Kleine.
Eröffnung am 28. Oktober
Zum 650-jährigen Jubiläum wird daher im Rahmen des diesjährigen Grafenbegängnisses am Sonntag, 28. Oktober, eine Ausstellung eröffnet, die einen modernen, virtuellen Zugang zur Geschichte ermöglicht. Der Szenograph Thimo Kortmann aus Dortmund, der unter anderem das Festival "Dark" im vergangenen Jahr in Arnsberg kuratierte, entwickelte gemeinsam mit der Illustratorin Lisa Bartels (Stuttgart) 80 großformatige Bilder nach historischen Fakten. Die Graphic Novel (Bildergeschichte) zeigt den Lebensweg des Grafen von seiner Kindheit an. "Mit Bildern kann man wunderbar Geschichten erzählen", ist Peter Kleine überzeugt. Und schließlich sei auch das Mittelalter eine Bilderwelt gewesen, bunt, plakativ und einprägsam.
"Der Ort fängt an zu sprechen"
Die Ausstellung nutzt moderne Techniken der Virtual Reality und der Augmented Reality (erweiterte visuelle Realität), um ausgewählte Facetten dieser Zeit erlebbar zu machen: Die Besucher wandern mit einer speziellen Brille in einem Wald des 14. Jahrhunderts - natürlich den Neheimer Schenkungswald - oder können auf dem Tablet verfolgen, wie die Grafschaft sich entwickelt und "der Graf selbst (fast) lebendig wird." Auch Propst Hubertus Böttcher ist begeistert. "Der Ort fängt so an zu sprechen."
App wird frei geschaltet
Für die App "Graf Gottfried", die Ingo Männer, Fachmann für digitale Darstellung, entwickelte, wurden vorab rund 20 kurze Videos gedreht. Die App kann man auch Zuhause abrufen, aber "das Spannende ist, dass das Erlebnis vor Ort mit den technischen Möglichkeiten von Tablet und Smartphone kombiniert wird", so Männer. So können Besucher sich unter anderem das Grab des Grafen im Kölner Dom in der Ausstellung in 3D ansehen "und zwar anders als in Köln von allen Seiten."
Buch zum Projekt
Das Projekt wird durch eine Publikation begleitet, die neben der kompletten Graphic Novel vielfältige Beiträge zum Thema, aber auch neue Editionen der entscheidenden Urkunden enthält. Auch dieser Band, der in Arnsberg betreut und gedruckt wurde, enthält Augmented Reality-Elemente und bietet damit neue Verbindungen von virtuellen und Printmedien. "Für Kinder wird es die Bilder auch in Schwarz-Weiß zum Ausmalen geben", weiß Kleine. Das Buch wird von den Heimatbünden Arnsberg und Neheim-Hüsten sowie der Stadt Arnsberg gemeinsam herausgegeben.
Kurz & kompakt
Die Ausstellung "Graf Gottfrieds Vermächtnis: 650 Jahre Arnsberg bei Köln 1368 - 2018. Der letzte Graf zwischen Schicksal und Entscheidung" wird am Sonntag, 28. Oktober, nach dem traditionellen Grafenbegängnis (9.30 Uhr, Propsteikirche) um 10.30 Uhr eröffnet. Dann wird auch die App "Graf Gottfried" frei geschaltet.
Die Ausstellung ist bis zum 31. Januar in den Ausstellungsräumen des Stadt- und Landständearchivs, Klosterstr. 11, zu sehen (dienstags bis donnerstags sowie samstags und sonntags, jeweils von 14 - 17 Uhr; sie ist geschlossen am 24., 25. und 31. Dezember).
Leihtablets sind vorhanden.
Gruppen können sich mit Terminwünschen wenden an Inga Münstermann, i.muenstermann@arnsberg.de.
Eintritt: 3 Euro, bis 18 Jahre freier Eintritt.
Autor:Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim |
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