Augenblick mal: Franz Stock - von Arnsberg nach Paris
Für die 45 NRW-Lokalradios produzierte KiP-NRW (Katholische Kirche im Privatfunk) den nachfolgenden Beitrag über Franz Stock und die Veranstaltungen in Chartres zum 50. Jahrestag der Umbettung. Der Beitrag wurde am 13. Juli 2013 in der Reihe "Augenblick mal" gesendet. Über den nachfolgenden Link ist er abrufbar:
Radiobeitrag Augenblickmal, Sa., 13.07.2013
Begegnung im Zeichen der Aussöhnung
Ganz im Zeichen der Freundschaft zwischen dem deutschen und dem französischen Volk und ihrer Versöhnung, aber auch im Zeichen der christlichen Vergebung und Nächstenliebe stand die Frankreichfahrt, die das Franz-Stock-Komitee anlässlich des 50. Jahrestages der Umbettung der sterblichen Überreste von Abbé Franz Stock organisiert hat. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat am 14. November 2009 das Seligsprechungsverfahren für den aus dem Erzbistum Paderborn stammenden Franz Stock eröffnet.
Die rund 100 Teilnehmer der Fahrt, darunter elf Jugendliche, reisten von Neheim im Sauerland – dem Geburtsort von Franz Stock – unter der Leitung von Pfarrer Stephan Jung in zwei Bussen zur nationalen Gedenkstätte Mont Valérien im Norden von Paris. Dort wurden von den Nationalsozialisten während der deutschen Besatzungszeit in den Jahren 1941 bis 1944 tausende französische Widerstandskämpfer und Geiseln hingerichtet.
Der 1904 geborene und 1932 zum Priester geweihte Abbé Stock war ab 1941 als Gefängnisseelsorger in Paris tätig und spendete den zum Tode Verurteilten in ihren letzten Stunden Trost – in seinem Tagebuch hielt er fest, dass er bei 863 Erschießungen anwesend war. Nach dem Krieg wurde er 1945 als Regens im neu gegründeten „Stacheldrahtseminar" in Le Coudray vor Chartres eingesetzt, das auf Initiative der französischen Militärseelsorge kriegsgefangene Männer auf den Priesterberuf vorbereiten sollte.
Die Pilgerreise führte die Teilnehmer anschließend nach Chartres, wo sie ein abwechslungsreiches kulturelles Festprogramm mit feierlichen Zeremonien des Gedenkens sowie interessante Vorträge, ein von französischen Gymnasiasten aufgeführtes Theaterstück und Konzerte erwarteten. So fand am vergangenen Samstag mit dem Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, dem Bischof von Chartres, Msgr. Michel Pansard, der deutschen Botschafterin in Frankreich, Dr. Susanne Wasum-Rainer, und weiteren Festgästen die offizielle Ehrung Franz Stocks vor der Kirche Saint-Jean-Baptiste in Rechèvres statt.
Der Beauftragte des Erzbistums Paderborn für die Durchführung des so genannten „Informativprozesses" beim Seligsprechungsverfahren, Prof. Rüdiger Althaus, führte mit seinem Vortrag „Franz Stock – Ein Leben im Glauben verwurzelt und in Diensten des Nächsten, von Gott zur Heiligkeit berufen" in das Leben des Wegbereiters der Völkerverständigung ein. In der Gebetsvigil am Abend stellte Erzbischof Becker in seiner Predigt Franz Stock den Anwesenden als Friedensstifter und als ein Vorbild für Heiligkeit vor. Dabei sagte er: „Franz Stock ist für viele Gläubige ein solcher Mensch gewesen. Er konnte seine schier unmenschlichen Aufgaben nur deshalb bewältigen, weil er fest verwurzelt war in Gott und sich in seiner Liebe geborgen wusste. Dadurch wurde er angetrieben, in einer Welt des Hasses und der Feindschaft Frieden zu stiften – auf ganz verschiedene Weise."
Das Pontifikalamt am Sonntag wurde vom Oberhirten von Paris, Erzbischof André Kardinal Vingt-Trois zelebriert. Der aus dem Erzbistum Paderborn stammende Kardinal Paul Josef Cordes, der ursprünglich für den Vorsitz der Feier vorgesehen war, musste seine Teilnahme wegen Krankheit kurzfristig absagen. Mehrere Bischöfe aus Frankreich und Deutschland, unter anderem der Erfurter Bischof Hans-Reinhard Koch und Weihbischof Otto Georgens aus Speyer, konzelebrierten bei der feierlichen Messe in der Kathedrale von Chartres. Ein weiterer Höhepunkt der Reise war die Eröffnung der bereits im Arnsberger Sauerlandmuseum gezeigten Ausstellung „Franz Stock – ein Weg nach Europa" im Stacheldrahtseminar in Le Coudray.
Am Montag trat die Gruppe die Rückreise über Paris an. In der französischen Hauptstadt stand ein Besuch des Institut Catholique auf dem Programm, an dem Franz Stock als Seminarist in einem Freisemester studierte. Die Gruppe aus Neheim besuchte zudem die Kirche Saint Jacques du Haut Pas, in der die Totenfeier für den im Februar 1948 mit 43 Jahren verstorbenen Abbé Franz Stock vom damaligen Päpstlichen Nuntius in Frankreich, Angelo Roncalli, dem späteren Papst Johannes XXIII., abgehalten worden war. +
Dass Franz Stock 65 Jahre nach seinem Tod in Paris Deutsche und Franzosen zusammengeführt hat, kommt einem Vermächtnis gleich. Viele herzliche Begegnungen während der Feierlichkeiten sind der Beweis dafür, dass Aussöhnung und christliche Vergebung möglich sind.
2. Textteil: Katrin Krips-Schmidt
Autor:Frank Trompeter aus Arnsberg-Neheim |
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