Vom Hauslehrer notiert
„Vossnacker Volksschulchronik: Zwei Silbergroschen für einen Schüler – 150 Jahre Lokalgeschichte und der Blick in die Welt im Spiegel der Vossnacker Volksschulchronik“ heißt ein neues Buch, das Wissenswertes über die Region vermittelt. Ein Thema, das die drei Autoren Dr. Helmut Grau, Josef Johannes Niedworok und Sven Polkläser zunächst selber für weniger spannend hielten. „Doch da haben wir uns stark getäuscht“, so Grau. „Die Chronik enthält viele wichtige Informationen und ist sehr aufschlussreich!“
Denn nicht nur nüchterne Zahlen über Schulabschlüsse oder Informationen über das Lehrmaterial, sondern auch das politische Weltgeschehen, Informationen über lokale Bekanntheiten sowie Wissenswertes über Denkmäler und Gruben lassen sich aus den alten Schriften ableiten. „Teilweise konnte ich bis spät in die Nacht nicht aufhören, die alten Texte zu transkribieren, der Inhalt war einfach so interessant“, sagt Grau.
Im Velberter Stadtarchiv stießen die drei Autoren zufällig auf die handgeschriebene Kladde, die Texte in Kurrentschrift und Sütterlin enthält. „Aus der Perspektive einer kleinen Landschule, beginnend mit dem Jahr 1789, öffnet sich der Blick in eine vergangene Welt“, umschreibt Niedworok. „Wie bei einer Zeitkapsel kam auf einmal ganz viel zum Vorschein.“ So erfährt der Leser unter anderem, dass im Jahr 1912 eine erdmagnetische Warte hinter der Vossnacker Volksschule errichtet wurde, mit modernster Technik wurden hier Daten für das gesamte Ruhrgebiet ermittelt. Aber auch Berichte über Not und Entbehrung zu Kriegszeiten sind zu finden.
„Die Führung der Schulchronik oblag damals immer dem Hauptlehrer“, erklärt Sven Polkläser. „Es lässt sich meist deutlich herauslesen, wie dieser jeweils politisch orientiert war.“ Mit literarischen Kommentaren der drei Autoren zum zeitgeschichtlichen Geschehen, wird dem Leser erklärt und verdeutlicht, welche Brisanz teilweise in den einzelnen Berichten steckt. Im Jahr 1932 bricht die Chronik ab.
„14 Bauern schlossen sich übrigens damals zusammen, um die Vossnacker Volksschule zu gründen“, weiß Dr. Jutta Scheidsteger, die das Buch verlegt hat. „Ihre Kinder sollten es nicht so weit zur Schule haben.“ Bis zu 128 Jungen und Mädchen wurden hier unterrichtet. Ein Diagramm zeigt die Entwicklung der Schülerzahlen von 1809 bis 1932. Darüber hinaus enthält das Buch viele weitere Dokumente und Bilder.
Auch der Titel wurde mit Bedacht gewählt: „Die Schüler hatten damals jedes Jahr zwei Silbergroschen zu zahlen, damit der Lehrer Tinte und Federn davon kaufen konnte.“ Außerdem geht aus der Schulchronik hervor, dass die Bauerschaft den Lehrern Wohnungen zur Verfügung stellte und sie beim sogenannten „Wandertisch“ jede Woche auf einem anderen Bauernhof verköstigt wurden.
Bei dem Buch „Zwei Silbergroschen für einen Schüler“ handelt es sich übrigens um den ersten Teil einer Triologie. Schon Ende November wird es den zweiten Band mit dem Titel „Heiligenhauser Volksschulchroniken: Dem Jubel folgt die Ernüchterung – Die Auswirkungen des ersten Weltkrieges im Spiegel Heiligenhauser Volksschulchroniken“ geben. „Und im Jahr 2016 wird ein dritter Band folgen, der sich mit den Chroniken der Abtskücher Schule befasst“, informiert Dr. Helmut Grau.
Information:
-Das Buch „Zwei Silbergroschen für einen Schüler – 150 Jahre Lokalgeschichte und der Blick in die Welt im Spiegel der Vossnacker Volksschulchronik“ ist ab sofort im örtlichen Buchhandel erhältlich.
-Autoren: Dr. Helmut Grau, Josef Johannes Niedworok und Sven Polkläser.
-ISBN: 978-3-9816362-3-9
-Erschienen im SCALA-Verlag mit zahlreichen Dokumenten und Fotos
Autor:Maren Menke aus Velbert |
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