Metalfest 2013 - Tag 2 - Hells Bells
Nach dem heftigen Regen des Vorabends gibt der Blick zum Himmel allen Anlass auf gutes Wetter zu hoffen. Ferner lässt das für den Freitag angesagte Line-Up unter anderem mit den US-Kult-Thrashern SLAYER, den fränkischen Fun-Metallern J.B.O. und den schwedischen Todes-Bleigießern HYPOCRISY das Herz eines jeden Heavy Metal Fans höher schlagen.
Tag 2
„Ein Stern, der Deinen Namen trägt…“ schallt es beim Frühstück aus dem Radio. Der Blick aus dem Fenster verrät den Grund. Massen der so genannten „Silver Generation“ laufen die Promenade am Rhein auf und ab oder werden mit Bussen entlang des Flusses kutschiert.
Da hilft nur eins, schnell aufessen und nix wie weg. Die Freude auf das bevorstehende (Kontrast-) Programm ist ins Unermessliche gestiegen.
An der Bushaltestelle des Loreley-Shuttles stehen jede Menge meist langhaarige, tätowierte Männer und Frauen jeden Alters, die vorwiegend in schwarze oder tarnfarbene und nietenverzierte Klamotten gekleidet sind. Die Stiefel tragen noch den Matsch vom Vorabend. Alle sind gut aufgelegt, fröhlich schwatzend und teilweise Bier trinkend. Was besonders auffällt: Wirklich alle stehen vorbildlich in einer Reihe, um ihren Fahrschein bei der Busfahrerin zu kaufen. „Bravo!“ sagen wir. Aber wer um Himmels willen hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass jemand, der harte Rockmusik hört, sich nicht benehmen kann? Wir sind jedenfalls höllisch begeistert, dass sich diesem Klischee vehement widersetzt wird. Endlich sind wir wieder unter „normalen Menschen“.
Am Amphitheater, auf dem Felsen der Zauberin eingetroffen, wird sofort klar, dass das vergangene Schlechtwetter Spuren hinterlassen hat. Daher ist es prima, dass ein Großteil des Geländes asphaltiert ist oder zumindest an den heiklen Stellen mit Stroh überdeckt wurde.
Die Bands am Freitag
Die ersten beiden Bands haben wir verpasst. So ist das wenn man nicht aus’m Quark kommt. Immerhin, der Vorsatz war da. Auch andere Festivalbesucher haben scheinbar Probleme mit dem Aufstehen, denn vor der Bühne ist noch nicht ganz so viel los. Trotz des harten Schicksals eines „frühen“ Auftritts schlagen sich die Teutonen von MAJESTY heldenhaft. Das, was sie da abliefern, gefällt uns wirklich sehr gut. Da stimmt alles. Anhand der Reaktionen im Publikum lässt sich vermuten, dass die anderen genauso denken.
Als nächstes steht die leicht umstrittene Combo VARG auf den Brettern, die die Welt bedeuten. In der Zuhörerschaft lassen sich deren Anhänger durch ihre schwarz-rote Kriegsbemalung gut ausmachen. Ob man die Musik mag oder nicht, anerkennen muss man jedenfalls, dass die Qualität, vor allem der Show, stimmt und die Besucher sie bejubeln.
Dann folgen die schwedischen Altmeister des Death-Metals HYPOCRISY mit grandiosem Sound. Sie präsentieren ein erstklassiges Set und die Zuschauer schwingen enthusiastisch das Haupthaar zum Brachialsound. Zwischenzeitlich ist es sehr viel voller geworden. Dazu kommt, dass vor allem die Farbe Pink, eine sonst bei Metal-Liebhabern nicht vorhandene Farbe, massenhaft vertreten ist. Es gibt pinkfarbene Aufschriften auf T-Shirts, lustige Kostüme oder einfach nur ein pinkfarbenes Accessoire. Denn das ist DIE Farbe der selbsternannten „Verteidiger des wahren Blödsinns“ J.B.O, die als nächstes ihr für Metal ungewöhnlich fröhliches Liedgut darbieten. Die sympathischen Franken geben alles und ihre Fans danken es ihnen mit einer ausgelassenen, bierzeltähnlichen Stimmung.
Den beiden kommenden Bands SOULFLY, mit dem aus Sepultura- Zeiten bekannten Max Cavalera, und den Hardrockern ACCEPT können wir leider nur aus der Ferne lauschen, da wir einer spontanen Einladung der anderen Festivalreporterin Sabrina zum Grillen gefolgt sind. So gestärkt und voller Elan geht es nun den Höhepunkten des Tages entgegen. DOWN, die Band um Ex-Pantera-Sänger Phil Anselmo bietet harten und dreckigen Südstaatenrock vom Feinsten. Der Höhepunkt des Abends hat sich bereits im Laufe des Tages durch laute Publikumsrufe und Huldigungen verschiedener Bands angekündigt. Nun ist es endlich soweit. Die ungekrönten Könige des Thrash Metals, SLAYER sind da! Von Beginn an feiern die Fans jeden Ton mit frenetischen Begeisterungsstürmen. Zu Recht. SLAYER legen sich ordentlich ins Zeug, den eh schon geschundenen Nackenmuskeln der Fans den Rest zu geben. Alles wunderbar. Alle sind glücklich. Dennoch möchten wir noch erwähnen, dass das Konzert auch unter dem Zeichen der Trauer um den kürzlich verstorbenen Slayer-Gitarristen Jeff Hanneman steht. Ihm zu Ehren beenden SLAYER das Konzert mit der Enthüllung eines großen Hintergrundbanners im Heineken-Bier-Design, auf dem zu lesen ist:„Angel of Death, Hanneman, 1964-2013, still reigning“. Das war ein Hammer-Tag.
Rest in peace, Jeff!
Autor:Steffi Schwarz aus Velbert |
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