Stadt will sich gegen die Forensik wehren
Die Nachricht verbereitete sich gestern wie ein Lauffeuer: Lünen bekommt eine Forensik. Auf dem Zechengelände Victoria sollen 150 Plätze für psychisch kranke Straftäter entstehen. Politik und Bürger sind alles andere als glücklich über die Entscheidung aus Düsseldorf. Es regt sich Widerstand.
„Wir halten Lünen und insbesondere den gewählten, innenstadtnahen Standort für den Neubau der forensischen Klinik für nicht geeignet“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme des Verwaltungsvorstandes des Stadt Lünen von Dienstag, der sich auch der Ältestenrat angeschlossen hat.
Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick betont, dass man schon bei der Meldung potentieller Lüner Flächen an das Gesundheitsministerium am 31. November 2011 auf die Probleme im Zusammenhang mit den Lüner Arealen hingewiesen hätte.
„Wir wollen wissen, aus welchen Gründen die Landesregierung diesen Standort in Lünen ausgewählt hat“, so der Bürgermeister. Er werde deshalb schnellsten ein persönliches Gespräch suchen. Stodollick macht deutlich, dass man die Entscheidung aus Düsseldorf nicht einfach so hinnehmen werde. „Wir erwarten von der Landsregierung, dass sie sie nochmals überdenkt“.
„Ein schlechter Tag für Lünen“, kommentiert Rolf Möller, SPD-Fraktionsvorsitzender die Forensik-Entscheidung. „Was hat das Land dazu bewogen, eine Klinik in der Nähe eines Wohngebiets zu bauen?“ Man wolle prüfen, welche rechtlichen Möglichkeiten es gebe, noch gegen die Entscheidung vorzugehen. Käme es zum Bau der Forensik, müssten die Bürger in die Planung einbezogen werden. „Es werden Ängste hochkommen“, so Möller. Diese müsse man minimieren.
„Wir sind tief enttäuscht“, erklärt CDU-Fraktionsvorsitzende Annette Droege-Middel. „Es ist ungerecht, dass Lünen nur bei negativen Entscheidungen berücksichtigt wird.“ Sie bezieht sich dabei auf die Bewerbung Lünens als Fachhochschul-Standort. „Wir werden alle Mittel ausschöpfen, gegen die Entscheidung vorzugehen“.
"Bei der GFL war man erschrocken von der Nachricht“, so Prof. Dr. Johannes Hofnagel, Vorsitzender der Wählergemeinschaft Gemeinsam für Lünen (GFL). Er fragte aber auch, ob im Vorfeld wirklich alles getan worden wäre, um die Wahl zu verhindern.„Der Anpfiff ist erfolgt, die GFL wird sich in das Team einbinden, dass gegen die Entscheidung ist.“
„Die Grünen könnten sich noch nicht positionieren“, sagte Fraktionssprecherin Erika Roß. Man habe erst Montagabend von der Entscheidung gehört. „Die Gesundheitsministerin sagte aber bereits einem persönlichen Gespräch mit den Grünen zu.“
FDP-Fraktionschef Hubert Walnsch hat die Entscheidung pro Forensik auch sehr getroffen. „Vor allen Dingen, dass sie im stillen Kämmerlein gefallen ist und Lünen dann einfach so gesagt wurde“, kritisiert er. „Wir sind dagegen“, macht er klar.
„Das ist kein Tag zum Jubeln, aber wir haben eine Verantwortung gegenüber kranken Menschen“, erklärt Evelyn Berger von den Linken. Sie spielt damit auf den NS-Terror gegenüber psychisch kranken Menschen an. „Kommt die Forensik, fordern wir überzeugende Sicherheitskonzepte.“
Dieter God von der Fraktion UWS wundert es nicht, dass die Forensik nach Lünen kommt. „Das war doch klar“, sagt er. „Es ging doch nur um das Wo? “ Er fordert mehr Transparenz von der Landesregierung. „Die Lüner Bürger müssen informiert werden.“
Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick und Mitglieder der Stadtverwaltung laden Anwohner zum Ortstermin ein. Treffpunkt ist am Mittwoch, 24. Oktober, 11 Uhr auf dem Viktoriaplatz (Kreuzung Westfaliastraße / Barbarastraße).
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Autor:Claudia Prawitt aus Lünen |
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