Für Männer eingesetzt - entlassen

Den nachstehenden Text habe ich heute in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (www.sueddeutsche.de) gelesen.
Ich finde in erster Linie Monika Ebeling gut - und deshalb habe ich den Text auch in den lokalkompass platziert.

Mich würde die Meinung der lokalkompass-Leserschaft dazu sehr interessieren.

Den Kampf gegen die "verbitterten Alt-Feministinnen" der Linken und der Grünen hat sie vorerst verloren: Goslars Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling ist ihren Job los - weil sie sich zu sehr für Männer einsetzte.

Der Fall der Monika Ebeling begann mit einem erbitterten Brötchentüten-Streit in der niedersächsischen Stadt Goslar. Nun wird das Konfliktpotential, das einer Brötchentüte innewohnt, von den meisten Deutschen nicht wahrgenommen, womit diese Verpackung symbolisch ist für den Fall der Monika Ebeling. Denn auch sie kämpfte, solange man sie noch ließ, in Goslar für eine Angelegenheit, deren Relevanz sich vielen Menschen nicht auf den ersten Blick erschließt: Die Gleichstellung der Männer.

Monika Ebeling war - zumindest bis zum vergangenen Montag - Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Viele in Goslar hätten es deshalb gerne gesehen, dass sie sich vermehrt um die Gleichstellung der Frauen bemüht; manche hielten dies gar für die größere Herausforderung auf diesem Posten. Frau Ebeling aber erklärte: "Nur die Inklusion der Männerpolitik kann die Gleichstellungspolitik noch retten." Nun wurde sie abberufen, nach einer Kampagne "verbitterter Alt-Feministinnen", wie sie sagt.

Um den Konflikt zu verstehen, muss man zurück an seinen Anfang, zu den Brötchentüten. Diese wollten sie in Goslar anlässlich der Kinderschutzwoche mit dem Spruch "Gewalt gegen Kinder und Frauen kommt nicht in die Tüte" bedrucken. Ein Brötchen darf ja durchaus auch mal als politischer Denkanstoß dienen. Frau Ebeling aber erhob Einspruch: Diese Formulierung sei ideologisch; sie insinuiere, dass Frauen grundsätzlich Opfer und Männer grundsätzlich Täter seien.

Dem Gedanken aber, dass durchaus auch Frauen von Zeit zu Zeit eheliche Konflikte mit der Kraft des Stiletto-Absatzes lösen, mochte sich das Netzwerk häusliche Gewalt offenbar nicht anschließen - jedenfalls kamen weder Männer auf die Tüte noch die Frauen von ihr runter. Einzige Konsequenz der Auseinandersetzung: Frau Ebeling bekam Scherereien.

Sie verwies darauf, dass moderne Gleichstellungspolitik nicht bedeutet, ausschließlich Frauen zu fördern. Gerade in der Schule sind Jungen heute oft benachteiligt, und in Sachen Väterrechte hat Deutschland Nachholbedarf - zum Beispiel, wenn es um Vaterschaftstests geht, die ein Mann nicht ohne Zustimmung der Frau beantragen darf. Nur hätte Monika Ebeling dies vielleicht nicht mit dem Vergleich untermauern müssen: "Jeden Hundehaufen kann man problemloser seinem Erzeuger zuordnen."

Da dem Goslarer zudem ein eher sanftes Gemüt zugeschrieben wird, hätte sie ihn wohl auch besser nicht mit Feststellungen konfrontiert wie der, dass man an ihrer Situation ja sehe, "wie heftig Frauen agieren und wie fein ihre Netze gesponnen sein können."

"Wer nach oben will, muss Leistung bringen". Wiewohl Monika Ebeling, seit Jahren Mitglied der SPD, noch vor zwei Wochen in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung für "mehr Mut zur Hausfrau" warb, erklärte sie ihre Absicht, trotz des Wirbels um ihre Abberufung weiter Politik zu machen. "Frauen", sagte sie, "sind oft selbst daran schuld, wenn sie sich unterkriegen lassen."

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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