Michelle Müntefering: Wachgerüttelt von Brecht und Schlingensief

Jung, zielorientiert, selbstbewusst: Michelle Müntefering. WB-Foto: Detlef Erler
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Wer hätte das gedacht: Michelle Münteferings erste Demo war eine gegen die rot-grüne Landesregierung von NRW. Die heute 33-jährige SPD-Politikerin war seinerzeit dagegen, dass die Fahrtkostenzuschläge für Schüler gekürzt werden sollten.

„Ich habe früh angefangen, zu organisieren – von der Abi-Fete bis zu Klassenfahrten“, erinnert sich die Frau, die in Turnschuhen in ihr Büro federt. „Wo es jemanden brauchte, der Verantwortung übernahm, war ich da – und für so einen ist der Weg in die Politik nicht weit.“

„Wachgerüttelt und politisiert“ wurde sie von Bertolt Brecht und vom Regisseur, Autor und Aktionskünstler Christoph Schlingensief. Sie zitiert gerne den berühmten Brecht-Satz: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“

Abitur an der Hiberniaschule

Michelle Müntefering hat eine Ausbildung zur Kinderpflegerin absolviert. Nach dem Abitur an der Hiberniaschule arbeitete sie unter anderem in der Lokalredaktion einer Tageszeitung. Später studierte sie Journalismus mit dem Schwerpunkt Wirtschaft, war Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Bundestag. Seit 2010 ist sie als Freie Journalistin tätig.

2002 wurde die Politikerin mit 22 Jahren zur stellvertretenden Parteivorsitzenden des SPD-Unterbezirks Herne und 2004 als jüngstes Mitgleid in den Landesvorstand der NRW-SPD gewählt. Seit über acht Jahren ist sie Mitglied des Stadtrats. Sie kandidiert nun bei der Bundestagswahl am 22. September für die SPD im Wahlkreis Herne/Bochum II.

Politische und menschliche Vorbilder sind für sie „unsere Abgeordneten, die 1933 gegen das Ermächtigungsgesetzt gestimmt haben – unter anderem die Herner Abgeordnete Bertha Schulz“.

Nachtexpress eingerichtet

Ihr bislang größtes Erfolgserlebnis war „die Einrichtung des Nachtexpresses“. Sie erinnert sich gern an „das erste Mal, als die Jusos was verändert haben. Wir haben für die HCR einen detaillierten Linienplan erarbeitet und konnten das Unternehmen überzeugen“.

Wenn sie in den Bundestag gewählt wird, möchte sie mehr Entwicklungsprogramme für das Ruhrgebiet auf den Weg bringen und auch dafür sorgen, dass mehr Geld fließt. „Der Bund muss einen größerenTeil der Soziallasten übernehmen.“ Zudem solle der Soli nach 2019 „nach Bedürftigkeit verteilt werden“. Der Strukturwandel im Ruhrgebiet sei noch nicht beendet.
Für zwei Ausschüsse möchte sich Michelle Müntefering im Bundestag bewerben: „Infrastruktur und Verbraucherschutz.“

Medizin und Meeresbiologie

Ihr größte Befürchtung für dieZukunft? „Demokratie ist niemals ungefährdet. Wir müssen sie schützen, indem wir uns für sie engagieren.“

Die Ehefrau von Franz Müntefering fokussiert sich aber nicht ausschließlich auf die Politik. Sie bleibt auch sonst wach und neugierig: „Ich interessiere mich zunehmend für Naturwissenschaften: Medizin und Meeresbiologie.“ Die vermüllten Weltmeere sind ihr ein Gräuel. Während diese Aussage beim Gesprächspartner erst einmal sacken muss, federt sie aus ihrem Büro – und schaut durchaus siegesgewiss.
www.michelle-muentefering.de

Jung, zielorientiert, selbstbewusst: Michelle Müntefering. WB-Foto: Detlef Erler
„Die Grübchen sind angeboren“: Michelle Müntefering als kleines Kind. | Foto: privat
Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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5 Kommentare

Bernhard Ternes aus Marl
am 04.09.2013 um 18:12

Hallo Herr Blech,

ich würde mir wünschen, dass die Partei dieser Dame die Gefolgschaft verweigert und der Wähler auch. Vielleicht wird das Zeichen ja verstanden, wenn nach mehr als 50 Jahren ihr Wahlkreis verloren geht.

Irgendwann muss man auch mal nachhaltige Zeichen setzen. Die Parteioberen scheinen der Meinung zu sein, die Partei sei ihr Eigentum, dass sie nach Belieben verschenken können.

Kaum ist man die neoliberalen Greise los geworden, beglücken sie die Partei mit ihren jungen Gespielinnen?

Stephan Gorski aus Lünen
am 14.09.2013 um 22:08

Der "Fall Müntefering" ist zugleich Zustandsbeschreibung einer Partei, die sich längst von ihren historischen Wurzeln entfernt hat. "Frau" Müntefering sollte lieber einen ordentlichen Beruf erlernen. Nötig hat sie es nicht, denn Kohle ist reichlich vorhanden, bis ans Lebensende. Berta Schulz ruhe in Frieden.

Stanley Vitte aus Düsseldorf
am 18.09.2013 um 21:05

ich habe diesen Beitrag soeben erwähnt in meiner persönlichen Zusammenstellung