Jürgen Kalf schickt ein Lebenszeichen aus Litauen
Trotz eines Bänderrisses am Fuß war er auf seinem Fahrrad weiter durch das Unbekannte gefahren und in Spanien nur knapp einer Verhaftung entgangen, weil er in der nacht an einer Bushaltestelle in seinem Schlafsack Schutz vor einem Unwetter gesucht hatten - Jürgen Kalf (66) aus Wiblingwerde hat sich Mitte Mai wieder alleine auf eine Abenteuerreise begeben (Bericht unten), tausende Kilometer weit. Jetzt hat er per Postkarte ein Lebenszeichen an die STADTSPIEGEL-Redaktion geschickt: "Zurzeit fahre ich durch Litauen. Es ist ein Vitamin für die Radfahrerseele. Ich bin in Palanga, und hier ist es so schön, dass ich mich schon seit zwei Tagen hier aufhalte. Dann geht es nach Lettland, Estland und Petersburg."
Weiterhin gute Fahrt - ohne Hals- und Beinbruch!
„Was ich heute mache, das hätte ich mit 30 Jahren nicht geschafft. Das Alter bringt die Reife und die Erfahrung“, erzählt Jürgen Kalf aus Wiblingwerde. Gearbeitet hat er lange Jahre in der Naturfloristik in Iserlohn. Jetzt hat er die Zeit das zu tun, was er macht: Das Auto gegen ein Fahrrad getauscht legt der 66-Jährige nun tausende Kilometer Monate lang mit diesem zurück.
Gesehen hat er auf diese Weise unter anderem bereits Nordafrika, Israel, Rumänien. "Diese Reise, die ich jetzt antrete, das ist die Krönung meines Lebens“.
Los ging es gestern Richtung Hamburg, dann weiter nach Königsberg oder Petersburg, Lettland, Litauen und Estland. "Es ist kein Leistungssport, den ich betreibe, es ist einfach eine Leidenschaft. Wie lange ich unterwegs sein werde, dass weiß ich nicht. Ich habe keinen Zeitplan, und wenn ich das möchte, lege ich einen Zwischenstopp ein und bleibe für einen Tag lang einfach am Strand", erzählt Jürgen Kalf. Aber auch Unverhersehbares passiere ihm auf seinen Reisen. Bei einer habe er sich einen Bänderriss zugezogen. "Man hatte mir geraten, mich operieren zu lassen. Aber das wollte ich einfach nicht. Die Reise wäre dann erst einmal zu Ende gewesen. Ich wollte nicht aufgeben, habe mir den Fuß bandagiert und bin weiter mit meinem Fahrrad. Nur das Anhalten war ein bisschen schwierig, weil der Fuß so weggeknickt ist. Aber ich bin ich weitergefahren." Während er das erzählt, keine Spur der Erinnerung an die Schmerzen, sondern ein Funkeln in seinen Augen, das nur annähernd verrät, wie sehr er auf seine neue Reise "brennt".
"Jeder braucht einen Ankerplatz"
In Spanien sei Jürgen Kalf nur knapp einer Verhaftung eintgangen. Ein Unwetter bahnte sich an. An einer Bushaltestelle wollte er in seinem Schlafsack Unterschlupf suchen und abwarten. "Der Zivile Dienst kam vorbei und wollte mich einsammeln. Haben hin und her diskutiert, und ich habe deutlich gemacht, dass ich unter keinen Umständen hier weggehe", erinnert sich der 66-Jährige. Der Mann mit dem Fahrrad konnte sich durchsetzen. Er blieb und wartete das Unwetter ab. Dann ging es weiter, dem Abenteuer entgegen.
Obwohl er es kaum abwarten kann, seine Fahrt anzutreten, kommt er gerne nach Hause: „Jeder braucht auch einen Ankerplatz, und es ist schön, dass ich zwei Töchter und Enkelkinder habe, die sich freuen, wenn ich wiederkomme."
Autor:Karola Schröter aus Hemer |
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