Mit oder ohne? Die Sache mit dem Häkchen hat einige Haken.

An Bewegungsfreiheit mangelt es dem Apostroph hier nicht, genießt er doch das seltene Privileg, von zwei Leerstellen umgeben zu sein. Aber darf er hier überhaupt stehen? Spätestens nach der Bilderstrecke wissen Sie Bescheid!
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  • An Bewegungsfreiheit mangelt es dem Apostroph hier nicht, genießt er doch das seltene Privileg, von zwei Leerstellen umgeben zu sein. Aber darf er hier überhaupt stehen? Spätestens nach der Bilderstrecke wissen Sie Bescheid!
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„Mit oder ohne?“ – wie oft stehen wir nicht im Leben vor dieser Frage!

„Mit oder ohne Sahne?“, so fragt uns unser „Eisdealer“ in der Eisdiele, in der Pommesbude geht’s bei der Mit-ohne-Entscheidung um Mayo und/oder Ketchup, beim Mineralwasserkauf um die Kohlensäure, beim Zahnarzt (vor dem „Zugriff“) um die Betäubungsspritze, bei Preisangaben um die Mehrwertsteuer, bei Einladungen um den/die Partner(in).

In all diesen Fällen ist die Antwort meist schnell parat und so problemlos wie passend gegeben. Nicht hingegen aber bei der Frage, die sich oft beim Schreiben stellt: „Mit oder ohne Apostroph?“ Bezüglich dieses kleinen Häkchens hat sich, wenn man allgemeine Texte in Foren, auf Werbeinfos, bei Schriftwechseln von „Ortho-Normalschreibern“ oder in Schülerkreisen liest, offenbar eine riesige Orientierungslosigkeit breitgemacht. Chaos und Zufallsprinzip scheinen die Apostrophbehandlung zu regieren, bisweilen auch eine inflationäre Ver(sch)wendungssucht.

Apostroph = Auslassungszeichen?

Ja, von „Natur“ aus ist es so, der Apostroph kennzeichnet eine Auslassung – von einem einzelnen Buchstaben ('s ist schwer, das könnt' ich nicht), von zwei ('ne Kleinigkeit) oder mehr Buchstaben (D'dorf, H'keln). Doch seit 1996, als die Rechtschreibreform in die Schulen einzog, haben deren „Macher“ dem Apostroph noch eine weitere Rolle zugestanden: er darf die Grundform eines Personennamens „verdeutlichen“. Dies geschieht, indem er bei einem Namen (Vor- oder Zunamen) ggf. dessen Genitivendung -s oder Adjektivsuffix -sch abtrennt, obwohl dort gar nichts ausgelassen wird, z. B. Eva's Deutschlehrer, Manni's Moped, Löw's EM-Truppe, Beethoven's Fünfte, Schiller'sche Dramen, Kohl'sche Politik.

Der Apostroph im Internet

Keinem der vielen im Deutschen gebräuchlichen Satzzeichen werden im Internet wohl mehr „Beobachtungsseiten“ gewidmet als dem Apostroph. Sein Falschgebrauch wird dort mit „Apostrophismus“ und er selbst bei falscher Anwendung mit „Deppenapostroph“ bezeichnet. „Was soll da's?“, so nannte Christoph Seidler seine empfehlenswerte Betrachtung bei SPIEGEL-ONLINE zu dem Thema.

Nicht nur der Niederrheiner, Herr Hüsch!

Leider hat sich an vielen Stellen im Internet – pikanterweise sogar auf einigen der „Apostroph-Spezialseiten“ – eine Falschinformation verbreitet. Es wird dort behauptet, die neue Abtrennung des s bei Namen im Genitiv sei nur dann erlaubt, wenn andernfalls eine Verwechslungsgefahr bestünde. Man dürfe zwar Andrea's Blumenladen schreiben, weil dadurch die Unterscheidung von Andrea und Andreas ge(währ)leistet werde, aber so etwas wie Veras Verlobter oder Pauls Pausenbrot sei z. B. nicht erlaubt. Dies aber folgt aus dem relevanten Text in der „Amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung“ (§ 97) so keineswegs.

Auf ähnliche Falschdarstellungen trifft man sogar in Schulen und Schulbüchern. Das (von Hanns Dieter Hüsch oft beschriebene) Bestreben, etwas erklären zu wollen, was man selbst nicht richtig verstanden hat, scheint nicht auf den Niederrheiner beschränkt zu sein. Offenbar hat die RS-Reform hier (wie in mehreren anderen Bereichen) für anhaltende Verwirrung gesorgt; gemäß ihr gelten Pauls Pausenbrot und Paul's Pausenbrotbeide als richtig. Und das sogar gleichermaßen, denn die Reform sieht grundsätzlich keine unterschiedlichen Stufen von Richtigkeit vor. Ob die Einführung der zweiten Möglichkeit (mit Apostroph) sinnvoll oder nötig war, darüber kann man freilich streiten – ich halte sie für höchst überflüssig. Solange es noch die bewährte Schreibweise gibt, braucht niemand von der neuen Gebrauch zu machen.

Einige Ratschläge in Kürze

Man verwendet den Apostroph nach wie vor beispielsweise nicht
a) bei Pluralformen wie Jeans, Fernsehshows, DVDs
b) bei gängigen Verschmelzungen von Präposition und Artikel wie aufs Dach, durchs Feuer, übern Rasen, hinterm Sofa, unterm Strich
c) bei Imperativen wie „Heul doch!“, „Geh weg!“ oder „Spiel mit mir!“
ci) bei Zeitangaben wie vormittags, samstags, werktags

... und bitte auch nicht bei Anana's, Pomme's, Nudel'n, Kartoffel'n oder Hamminkel'n!
;-)

Zuschauerfrage

Wie bei vielen Sendungen im Fernsehen gibt es auch in dieser „Sendung“ eine Zuschauerfrage; Sie finden sie im Text zum vorletzten Bild.

Ansonsten gilt: Sehen Sie's locker, denn ein paar falsche Apo- machen noch keine Katastrophe. Und manchmal geschehen noch (Satz-)Zeichen und Wunder. ;-)

Autor:

Theo Grunden aus Hamminkeln

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