Interview mit Mike Büskens
Am Samstagabend (18.30 Uhr) empfing Bundesliganeuling Greuther Fürth den FC Schalke 04 zum Topspiel des 3. Spieltages. Auf Seiten der Gastgeber ist kein Geringerer als Mike Büskens Trainer, der insgesamt 18 Jahre auf Schalke spielte und arbeitete und 1997 den Uefa-Cup gewann. Sein damaliger Trainer: Huub Stevens.
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte spielt Greuther Fürth in der 1. Fußball-Bundesliga. Am 2. Spieltag gewann Mike Büskens mit seiner Mannschaft zum ersten Mal. Im Gespräch mit dem Stadtspiegel verrät er, wie es auch gegen den S04 klappen könnte.
Stadtspiegel: Herr Büskens, ein kleiner Blick zurück: Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie sich nach der letzten Saison für eine Vertragsverlängerung in Fürth entschieden haben, obwohl ihre Familie weiterhin Gelsenkirchen lebt?
Mike Büskens: „Die Ligazugehörigkeit spielte natürlich auch eine Rolle. Dann habe ich mit meiner Familie darüber gesprochen, die mit mir gemeinsam diese Entscheidung getroffen hat, was mir ganz wichtig war und wir haben eine Entscheidung getroffen, in der wir uns alle wiederfinden konnten. Auch, wenn meine Familie weiterhin in Gelsenkirchen wohnt, sind sie immer gerne in Fürth.“
Sie arbeiten mittlerweile seit 2009 bei den „Kleeblättern“. Ist das heutige Spiel daher auch ein Spiel wie die anderen 33 Partien in dieser Spielzeit?
„Ich würde lügen, wenn ich so etwas behaupten würde. Ich war 18 Jahre auf Schalke. Da spielen natürlich Emotionen eine Rolle. Die muss ich aber für 90 Minuten heute Abend ausblenden.“
Wie wahrscheinlich ist das Ziel für Ihre Mannschaft, am Ende der Saison den Klassenerhalt feiern zu können?
„Wir sind eine von fünf bis sechs Mannschaften, die um den Klassenerhalt kämpfen. Wir wollen dabei drei Teams hinter uns lassen und am Ende der Saison über dem Strich stehen. Klar ist das Team unerfahren, was die erste Bundesliga angeht. Auch unser Etat mit zwölf bis 13 Millionen Euro ist nur ein Bruchteil dessen, was andere Klubs dieser Liga vorweisen können. Aber wir haben es uns sportlich absolut verdient, in der höchsten deutschen Spielklasse zu spielen und gleichen die finanziellen Nachteile mit Wille und Kampf aus. Dann ist auch der Klassenerhalt möglich.“
Welche Rolle spielen bei diesem Unterfangen Spieler wie die ehemaligen Schalker Gerald Asamoah und Edu?
„Ohne Frage eine sehr wichtige. Ebenso auch Thomas Kleine, Milorad Pekovic und Mergim Mavraj, die mit ihrer Erfahrung eine ganz wichtige Stütze für dieses Team sind.“
Stadtspiegel: Holen Sie sich insbesondere von Edu in diesen Tagen Tipps, auf was Sie gegen Schalke besonders achten müssen?
Mike Büskens: „Vereinzelt fragen wir ihn natürlich, klar. Aber wir lassen die Blauen scouten, ich war auch beim Heimspiel gegen Augsburg dabei und wir machen auch Videoanalysen. Wenn wir mal frische Eindrücke brauchen, haken wir bei ihm nach. Wir lassen es aber nie ausschweifen.“
Wie viel von ihrem alten Trainer Huub Stevens steckt in Ihnen drin?
„Es ist schon so, dass bei mir - wie auch den meisten Trainern - die Null hinten stehen sollte. Wir hatten nicht zufällig in den letzten beiden Jahren die wenigstens Gegentore in der zweiten Liga. Wir wollen zudem den Gegner am liebsten schon in der eigenen Hälfte zu Fehlern zwingen, weil ich am liebsten den Ball gerne weit weg von meinem eigenen Tor sehe. Das war unsere Philosophie in der zweiten Liga. Das geht in der höchsten Liga Deutschlands natürlich nicht immer, da müssen wir uns dem Gegner auch mal anpassen. Aber in Mainz haben wir gewonnen, sogar zu Null (1:0, d.Red.), da hat die Mannschaft fantastisch gearbeitet und agiert.“
Huub Stevens sagt über Sie, dass Sie einer von wenigen Spielern der damaligen „Eurofighter“ gewesen wären, dem er am ehesten einen erfolgreichen Trainerjob zutraue.
„Das freut mich natürlich zu hören. Es kommt auch nicht von ungefähr, weil ich mich schon früher als Spieler immer damit beschäftigt habe, warum der Trainer diese und jene Entscheidung trifft, ich war immer sehr wissbegierig. Aber Trainer im Profibereich wollte ich trotzdem eigentlich nie werden.“
Stadtspiegel: Warum?
Mike Büskens: „Weil ich als aktiver Sportler viele tolle Stadien gesehen habe und großartige Momente erleben durfte. Ich dachte dann, dass dieser Abschnitt beendet ist und wollte diese Erfahrungen an jüngere Spieler weitergeben. “
Welche Chancen rechnen Sie sich im heutigen Spiel aus?
„Über die ganze Saison gesehen, spielt Schalke in ganz anderen Regionen als wir. Sie haben unglaublich viel individuelle Klasse und haben jetzt auch noch Afellay dazu bekommen. Es wird eine sehr schwere Aufgabe. Aber das Wichtigste ist der Glaube an den eigenen Sieg. In einem Spiel kann man aber jeden Gegner schlagen. Dazu müssen wir über unsere Grenzen hinaus gehen und hoffen, dass Schalke nicht immer konsequent genug spielt.“
Autor:Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen |
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