Uni-Talentsucher beflügeln Bockmühleschüler...
Vom Abitur zur Universität – Gesamtschule strotzt mit außergewöhnlichen Jugendlichen!
Wer beim Stichwort „Talentsucher“ an Dieter Bohlen denkt, der den Superstar sucht, liegt falsch. Abiturienten der Altendorfer Gesamtschule singen höchste Lobestöne auf Jacek Czarnota, Talentscout der Universität Essen. Zusammen mit Sarah Schröter, Koordinatorin Talentscouting, schaffen beide schier Unmögliches im Zusammenklang mit Lehrern… Wie sie Talente finden, fördern, begleiten – ein märchenhaftes Modell.
Zum Hintergrund führt Schulleiterin Julia Gajewski Fakten auf: „In Deutschland entscheiden oftmals nicht die Talente und Fähigkeiten über den Weg in die Hochschule, sondern familiäre Hintergründe. Ein zentrales Ziel des Projektes NRW-Talentscouting ist deshalb, jungen Menschen gleiche Bildungschancen zu ermöglichen - unabhängig vom Bildungshintergrund oder Einkommen der Eltern!“
Das Land stellt dafür bis 2020 jährlich bis zu 6,4 Millionen Euro zur Verfügung. Die sieben beteiligten Hochschulen im Ruhrgebiet (Westfälische Hochschule, Ruhr-Universität und Hochschule Bochum, Technische Universität und Fachhochschule Dortmund, Hochschule Ruhr-West und die Universität Duisburg-Essen) haben sich über einen Wettbewerb der Landesregierung für das Programm qualifiziert. 2017 kommen sieben weitere Hochschulen in NRW hinzu.“
„Bereits seit April 2016 kooperiert unsere Schule nun mit dem Projekt NRW-Talentscouting am Standort der Universität Duisburg-Essen“, bestätigen Markus Ziegler, Studien- und Berufskoordinator sowie Reto Stein, didaktischer Leiter. Im Schulboot sitzen augenblicklich circa 60 Schüler - /innen der Klassen 12 und 13. Weitere Schüler aus 11-er-Klassen werden noch hinzukommen. Also eine starke 80-90er Truppe unter Universität Duisburg-Essen-Fittichen. Die ist scharf aufs Weiterlernen. Stöhnt nicht nach dem Abi: Auszeit! Sondern bereits jetzt wissen 17-Jährige glasklar, welchen Beruf sie unbedingt wählen werden…
Wie schaffen die Magneten Jacek Czarnota mit Sarah Schröter die Mammut-Aufgabe? „Wir beraten, begleiten die Schüler mehrmals monatlich. Dann haben wir einen Überblick.“ Markus Ziegler ergänzend: „Wenn wir meinen, ein Talent, einen Traum, einen Wunsch zu entdecken.“ So werden geeignete Jugendliche ohne akademische Wurzeln ermutigt, sich ein Studium zuzutrauen und dabei unterstützt, diesen Weg auch erfolgreich zu bestehen.
An der Gesamtschule Bockmühle stehen also Czarnota und Schröter stets Schülern mit Rat und Tat zur Seite. Als Talentscouts der Universität Duisburg-Essen möchten sie Schüler/-innen auf ihrem Bildungsweg im Übergang von der Schule zur Hochschule begleiten, ihre Talente hervorheben, sie motivieren und Orientierung bieten. „Deren Weg an der Universität evtl. etwas steiniger ist. Wir beraten über Stipendien- und BAFöG oder Einstiegskurse zum Studienstart, geben Tipps, Trost, Stärke.“
Bildungsgerechtigkeit!? Der Begriff klatscht wie ein Klotz hart auf. Tatsache ist, „80 % der Studierenden kommen aus Akademiker-Familien; 20 % aus nicht akademischen Familien. Das ist ungerecht. Politischer Wille ist, da was zu ändern. Dass endlich der junge Mensch die Wahlmöglichkeit bekommt und seine Potentiale ausschöpfen kann“, so Ziegler.
Besessen vom Weiterkommen sind die ausgewählten Bockmühleschüler. Sie wissen genau, was sie wollen. Streberleichen sind sie beileibe nicht. Keine grauen Mäuse; bildhübsch, quirlig, wissbegierig.
Hand drauf, was bringt Talentscouting?
Aurora, 17, spontan: „Weil es mir Motivation gibt. Man findet sein Ziel, was man erreichen möchte. Man hat immer einen Begleiter, der einem hilft. Man findet den richtigen Weg. Ich tendiere zur Ausbildung als Fluglotse.“
Verena, 17, gesteht: „Bei mir wurden die Interessen besser geweckt, Altennativen, was ich auch alles machen kann. Ich möchte gern Anwältin werden. Dafür wurden mir Türen geöffnet. Ich kann an der Universität reinschauen, gucken, wie es da abläuft.“
„Mir gibt das Projekt Sicherheit und Hilfe. Vor allem wird mir genau gesagt, wo verschiedene Studiengänge angeboten werden; wie die Voraussetzungen sind für Sozial-Arbeit oder Erziehungswissenschaften“, fächert Lena, 18, auf.
„Talentscouting half mir, zum Beruf zu finden“, freut sich Henda, 18. „Beispielsweise Architektin. Vorher hatte ich überhaupt keine Orientierung, was ich studiere.“
Dickes Lob kommt auch von Mohamed, 17. „Talentsucher sind eine großartige Hilfe für Leute, aus sozial schwachen Familien. Man wird immer auf dem Laufenden gehalten von der Universität mit vielen Infos. Ich möchte Lehramt studieren.“
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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