Pressegeil? Nö, hilfsgeil!

Geil auf ihre Stadt Essen ist "Essen packt an!" Kommen, schaffen, schuften. Täglich von morgens bis abends. Ohne Moos helfen die "Engel" - aber mit viel Herz für die grüne Essener Lunge. Fotos: Privat
9Bilder
  • Geil auf ihre Stadt Essen ist "Essen packt an!" Kommen, schaffen, schuften. Täglich von morgens bis abends. Ohne Moos helfen die "Engel" - aber mit viel Herz für die grüne Essener Lunge. Fotos: Privat
  • hochgeladen von Ingrid Schattberg

Essen packt an! Ärgerliches und Aufhorchendes!

Alles im Leben hat zwei Seiten. Auch der verdammte Orkan Ela, der Jahrhundertbäume umknickte – wusch – wie Mikado-Stäbe. Die eine Seite danach: Die Zupackenden: Essen packt an! Die andere Seite: Nörgler, Neider sitzen auf blitzsauberen Bänken, die Freiwillige in schweißtreibender Arbeit von Ästen befreiten, schimpfen: Gleich hetzen wir den Hund auf Euch! Drohen mit Flaschenwurf.

Nehmen wir Vanessa und Sascha. Nur als Beispiel. Andreas, Andrea oder wie sie heißen. Seit drei Wochen die helfenden Essener Engel. Räumen Wege in Parks, KiTas von zentnerschwerem Laubwerk, „für unsere Kinder, für die Erwachsenen, für unsere Stadt.“ Danach wird Flatterband befestigt, denn alles muss noch von Grün und Gruga abgenommen werden. So einfach ist das. Denkste! Nicht für alle.

Hängt der rot-weiße Warnstreifen, wird er häufig abgerissen, draufgetreten, noch während die anderen schuften. „Hallo, Betreten verboten!“ „Halte die Klappe.“ Mütter, Väter, Omas, Opas mit Kind und Kegel trampeln die Bänder nieder, beschimpfen die Helfer, die sich sorgen wegen der Gefahren. Tja, die Neider schießen gar ätzend nach: „Pressegeil!“

Nie. Denn der West Anzeiger entdeckte die Aufräumenden an allen Essener Ecken und Enden. Das ist so einmalig in Essen, dass wir nie genug über diese Menschen, häufig selber Mütter, Väter berichten können. Viele packte mittlerweile Pollenallergie. Tag für Tag Mega-Staub einatmen. Unter Gefahren Äste, Stämme wegschleppen. Urlaub für die „Anderen“ nehmen.

Beispiel – Bärendelle. Anwohnerin Sabrina Dörr traurig: „Das reinste Trümmerfeld. Essen packt an! räumte bereits in der ersten Woche nach Ela dort kräftig auf. Doch hängen hier noch verdammt gefährlich lose Äste in den Baumspitzen. Der kleine Spielplatz dort ist nicht nutzbar, da dort massig Bäume und Äste liegen. Dabei ist das immer unser Platz gewesen, nach der Schule zum Toben für die Kinder, zum Austausch unter uns Müttern.“

Jammern ist nicht ihr Ding. Freitag, 12 Uhr. Sie bat um Hilfe für die Bärendelle. Zehn Minuten später stand das Team „Bürgermeister“ auf der „Matte“ vor der Ex-Schule. Keine Frage, Sabrina Dörr mit Mann und Kindern waren mit von der Partie.

Ihre Eindrücke: „Ich hatte die Facebook Gruppe eigentlich mehr nach Rat gefragt, als um Hilfe gebeten. Vanessa Keller mobilisierte daraufhin sofort das Frohnhauser Team. Flugs waren zunächst sieben, mit den Stunden circa 15-20 Männer, Frauen und Kinder angedüst, die mit anpackten.
Wir haben die Überreste von „Ela“ so getrennt, gesägt und gestapelt, dass nun gut ¾ abholbereit liegen. Eine ganz tolle gut gelaunte Truppe ist das Team Frohnhausen. Ich hoffe, dass nun die Stadt und/oder Grün und Gruga bald kommen, die Holz-Laub-Haufen beseitigen und vor allem sich, dank des gewonnenen Platzes, auch um die gefährlich losen Äste, die noch in den Bäumen hängen, kümmern, so dass hier bald alles wieder unbedacht genutzt werden kann. Ich bin überwältigt, unsagbar dankbar. Wenn Ela auch viel zerstört hat, doch er hat auch geschafft: Zusammenhalt, Teamgeist, gegenseitige Hilfe. Das finde ich großartig.“

Ach ja, die „Bären-Platane“ mit den Maskottchen der Bürgerinitiative Bärendelle wurde – zack - zerfetzt. Die Bären hängen nun gebündelt am Zaun.

Alle Achtung, Dominik Saloks von der Bärendelle Bürgerinitiative brauchte nur Minuten, um in seine Schnittschutzkleidung zu springen, mit der eigenen Motorsäge an der Bärendelle zu helfen. Während die einen ‚nen Führerschein für Autos, Motorräder haben, besitzt er einen Motorsäge-Schein!

Dank auch an die Firma Stihl, Sauerland. „Die spendete uns eine neue Kettensäge“, freut sich das Engel-Team.
Apropos pressegeil: Helfer werden immer gesucht…Wir berichten. Vanessa Keller, Essen packt an! setzt drauf: „In welchen Stadtteilen wurde noch nichts gemacht? Denn alles erfahren wir auch nicht."

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

39 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.