Der "Lautsprecher" für Gehörlose
In Zusammenarbeit mit RWE Deutschland suchen der STADTSPIEGEL und die Bürger-Community Lokalkompass.de „Helden des Alltags“. - Menschen, die sich im ehrenamtlichen Bereich besonders engagieren und verdient gemacht haben.
Zehn Kandidaten, die von der Jury ausgewählt wurden, stellen wir Ihnen in den nächsten STADTSPIEGEL-Ausgaben und hier in der Community genauer vor. Und Sie haben dann die Möglichkeit, Ihren persönlichen Helden zu wählen.
Die Welt von Karl-Heinz Hahne veränderte sich abrupt vor 40 Jahren. Nach der Geburt seines Sohnes. „Wir hatten schon zwei Kinder. Jetzt war das Dreier-Kleeblatt vollständig. Doch irgendwie war Michael anders als seine Geschwister. Er reagierte nicht auf seinen Namen, spielte laut…“ Arztbesuche folgten. Immer wieder. Dann die Hammer-harte Prognose: Michael ist gehörlos! Seitdem schuftet, „bettelt“ Karl-Heinz Hahne ehrenamtlich für diese „leise“ Gruppe; verschafft sich Gehör. Mit Mega-Erfolg…
Einen Riesen-Atem, viel Überzeugungskraft besitzt der ehemalige Energieberater Hahne. Nicht machbar ohne seine Frau, die sein Handeln voll unterstützt. Denn schnell stand für die Hahne-Eltern fest: Klein-Michael ist ein Schlauer. Er überlistete gar die Ärzte. „Ließen die an seinem rechten Ohr die Ente quietschen, zeigte er sein rechtes Händchen hoch. Er hörte nichts. Aber er spürte rechts den Ton-Windzug …“
Unglaublich, welche Ideenvielfalt der jetzt 74-Jährige fortan entwickelt für diese „Mindergruppe Gehörlose“. Im Hinterkopf: Wie geht es weiter mit unserem Sohn?“ Die Gedanken wälzte er stets im Voraus. Auch: Wo kann er sein Abitur machen?Aber Hallo! Hahne war bereits bei der Grundsteinlegung des Rheinisch-Westfälischen Berufskollegs für Hörgeschädigte als „Anstoßer“ dabei.
Unendliche Behördenläufe sind die täglichen Strecken von Initiator Hahne. „Mit Politikern, Schulträgern reden, Finanzen klären. „So gibt es in Deutschland außer in Essen kein Gymnasium für Gehörlose; mit Internat! „Damals bewarb sich auch München. Essen bekam den Zuschlag! All das entwickelte sich.“ Impulsgeber war der Sohn. Er zeigte stets die Probleme auf.
Der Vater steckte wiederum mit seinem Arbeitseifer andere Eltern an. 40 Jahre ist er in der Selbsthilfearbeit aktiv. Er gründete die Arbeitsgemeinschaft der Eltern gehörloser Kinder Essen, das Bildungszentrum für Hörgeschädigte am Rhein.-Westfälischen Berufskolleg Essen, war 30 Jahre 1. Vorsitzender im Landeselternverband gehörloser und schwerhöriger Kinder und Jugendlicher NRW und 28 Jahre im Berufselternverband gehörloser Kinder im Vorstand tätig. Ferner wuselt er im Ortsverband der Eltern gehörloser Kinder und in der AGB Mülheim…
Viel Puste ist nötig, um all seine Ehrenämter aufzulisten. Mach mal Pause Hahne? Nö. Der unermüdliche Kämpfer für Behinderte schafft weiter an der Basis Curtiusstraße. Täglich (!) acht Stunden.
Warum tut ein Mensch sich diese Schwerstarbeit an? „Unser Sohn sollte genau so gebildet werden wie die Geschwister; ohne soziale Schräglage zu Hause. Wenn ich vom großen Verband was haben wollte, ließ ich mich immer als Vorstand wählen…“
Augenblicklich bereitet Hahne als Veranstalter eine Fachtagung vor. 10. November, Curtiusstraße 23. Thema: Inklusion – wird mein Kind richtig gefördert? Seine Kür heißt wiederum: Organisieren, Fachreferenten begeistern und mehr. „Reine Verwaltungsarbeit“ meint er bescheiden. Ein Blick ins Tagungsprogramm lässt aufhorchen: Professor Dr. Claudia Becker, Humboldt-Universität zu Berlin, hält u. a. einen Vortrag…
Woher schöpft der Mann seine enorme Tatenkraft? „Das Wichtigste ist die Bildung des Menschen. Die stimmt in Deutschland nicht. Mein Sohn hat mir gezeigt, dass er eigentlich alles kann – nur nicht in der Regelschule. Aber eine Sonderschule für Gehörlose gab es nicht. Also mussten wir sie gründen. Es geht nicht anders. Mit viel Mühe, viel Arbeit. Wir leben von Spenden, Beiträgen. Werden von keiner Seite finanziell unterstützt. Aber das macht auch frei. Wir sind keinem verpflichtet. Überzeugen muss man. Menschen suchen und finden, die helfen. Alleine geht es nicht.“
Hut ab vor Hahne!
Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger Essen
UND SO KÖNNEN SIE ABSTIMMERN:
Sie, liebe Leser, können Ihren „Helden des Alltags“ aus unseren 10 Vorschlägen auswählen. Wenn Sie4 mitmachen, dann können Sie einen der drei GOP-Varieté-Gutscheine im Wert von 160,- Euro, gestiftet von RWE Deutschland, gewinnen. Sie brauchen nur eine Postkarte mit dem Namen Ihres Favoriten beschriften und an RWE Deutschland AG, Kommunikation, Altenessener Str. 35, 45141 Essen zu schicken oder per e-mail an
alltagshelden-essen@rwe.com
Einsendeschluss ist der 25. November!
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.