Vergebens gewartet!

Ein Schandfleck: der leerstehende Hausmeister-
Bungalow. Wird er abgerissen, obwohl "Geschäftshaus statt Parkpalette“ nicht kommt?
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    Bungalow. Wird er abgerissen, obwohl "Geschäftshaus statt Parkpalette“ nicht kommt?
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Die Werdener Parkpalette: Neubau, Sanierung, Geschäftshaus? Chaos ohne Ende!

Bereits am 8. März setzte Stadtdirektor Best das Schreiben auf: „Sachstand Parkpalette Werden und Projektentwicklung Alte Post“.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung - ASP - war nicht gerade begeistert über das, was er da lesen musste: „Es liegt weder eine wirtschaftlich noch städtebaulich überzeugende Lösung vor. Somit bleibt das Grundstück der Palette im Eigentum der Stadt. Nun müssen Handlungsalternativen wie Sanierung oder Neubau der Parkpalette weiter verfolgt werden!“
Das saß!
Zur Historie: Das mittels Parkscheinautomaten bewirtschaftete, zweigeschossige Gebäude an der Joseph-Breuer-Straße bot Abstellfläche für 55 PKW und wurde stets intensiv genutzt. Seitens der Immobilienwirtschaft war für 2012 die Sanierung des seit Sommer 2011 teilweise gesperrten Gebäudes geplant. Aber dann hatte eine Immobiliengesellschaft eine Projektentwicklung auf dem Nachbargrundstück - der Alten Post - angefragt und sich gleichzeitig am Erwerb des städtischen Grundstücks mit der Parkpalette interessiert gezeigt, um dort eine Kombination aus großflächigem Einzelhandel in Form eines sogenannten „Vollsortimenters“, Büros und Wohnen mit den erforderlichen Stellplätzen anzubieten.
Gerade ein „Vollsortimenter“ - also ein ausgewachsener Supermarkt - sollte das Zentrum von Werden stärken und damit einen wesentlichen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten.
Für die entfallenden Stellplätze der Parkpalette würde entsprechender Ersatz geschaffen werden. Intensive Verhandlungen zwischen Vertretern der Stadt und dem Investor ergaben zunächst, eine zweigeschossige Tiefgarage unter dem Geschäftshaus zu errichten. Doch wie schon Ratsherr Hanslothar Kranz gemahnt hatte: Ein sogenanntes „Gründungsgutachten“ stellte einen erheblichen technischen Mehraufwand fest - drückendes Grundwasser bereits in wenigen Metern Tiefe! Bittere Konsequenz: eine zweite Tiefgaragenebene ist wirtschaftlich nicht darstellbar!
Also dachte die Stadt an, ihrerseits auf dem Gelände am Hardenbergufer vis-à-vis des Stadtbades ein dreigeschossiges Parkhaus zu errichten, damit wären für den Investor die Kosten für die zweite Tiefgaragenebene entfallen.
Die Idee bestand darin, die bereits laufende Planung zum Ausbau des Lehrerparkplatzes des Werdener Gymnasiums um eine offene Parkpalette mit drei Ebenen aufzustocken. Mit einer Systembauweise hätten die bisherigen 27 Lehrer-Parkplätze und zusätzlich 55 Stellplätze für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden können. Der Bau dieses Parkhauses wäre allerdings erheblich teurer als die Sanierung der vorhandenen Palette geworden.
Natürlich wurde der Projektentwickler aufgefordert, ein entsprechend erhöhtes Kaufangebot abzugeben, dass nunmehr auch diese enorme Kostensenkung berücksichtigt. Er sah sich jedoch nicht in der Lage, den von der Stadt gewünschten Kaufpreis anzubieten, da „eine wirtschaftlich tragfähige Lösung mit großflächigem Einzelhandel nicht darstellbar ist!“ Anstelle des gewünschten Lebensmittel-Vollsortimenters wurde alternativ klein strukturierter Einzelhandel, eine Postfiliale sowie Büros, Praxisräume, Wohnungen und eben einen entsprechender Kaufpreis angeboten.
Doch das war nicht das Ziel, also sagte die Stadt ab, hat die heiße Kartoffel Parkpalette weiterhin „an den Hacken“.
Das Chaos ist perfekt, die Politik entsetzt - und uneinig.
Hanslothar Kranz, Vorsitzender des Bau- und Verkehrsauschusses, war eigentlich immer für Sanierung oder Neubau, hatte zumindest gemahnt, trotz des favorisierten Baus eines Geschäftshauses die fehlenden Parkplätze zu ersetzten: „Sowas dauert doch rund vier Jahre, bis alles fertig ist!“
Kranz bekam schon Ende letzten Jahres von seiner CDU-Fraktion einen Antrag auf den Tisch: „Die Variante zum Neubau der gesperrten Parkpalette ist unverzüglich umzusetzen. Die für den Neubau erforderlichen Haushaltsmittel sind durch Umschichtung der für die Sanierung der Parkpalette bereits etatisierten Mittel in Höhe von 700.000 Euro zur Verfügung zu stellen.“
Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Reinhold Schulzki (SPD) fordert einen baldigen Ortstermin mit einem Fachmann, der auf möglichst geringe Kosten achtet und, zum Beispiel mit einer Stahlkonstruktion, für günstigen Ersatz sorgt: „Die Kosten wurden wohl bewusst so hoch angesetzt, um abzuschrecken. Denn Ziel war ja wohl immer ein Verkauf des Geländes. Das muss deutlich preisgünstiger zu haben sein!“
Also Neubau!
Ebenfalls enttäuscht zeigte sich Ratsfrau Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass (Grüne) als Mitglied des ASP darüber, dass die im Auftrag der Politik forcierte Lösung nun völlig überraschend an abweichenden Plänen und Vorstellungen des Investors gescheitert ist, sie will aber anderes: „Angesichts dieser Entwicklung fordern wir die Verwaltung auf, im Interesse von Handeltreibenden und Bürgerschaft in Werden kurzfristigst eine Sanierung der maroden Parkpalette in Angriff zu nehmen. Dabei sollte eine kostengünstige Lösung angestrebt werden, die auch die Möglichkeit einer städtebaulichen Überplanung des Bereichs zu einem späteren Zeitpunkt nicht verschlägt.“
Also „nur“ Sanierung und später doch ein Geschäftshaus?

Hintergrund

Die 1985 erbaute Parkpalette wird mit Parkautomat bewirtschaftet, dadurch gibt es einen ständigen Wechsel der parkenden PKW, ideal für den örtlichen Einzelhandel.
Aufgrund von korrosionsbedingten Betonschäden ist die Palette nur noch teilweise nutzbar - im Juni 2011 wurde die obere Parkfläche gesperrt, 28 dringend benötigte Parkplätze entfielen dadurch.
Aufgrund gutachtlich festgestellter Mängel befürwortete die Stadt - vorbehaltlich einer genaueren Kostenprüfung - den Neubau des Gebäudes.
Alternativ war Verkauf und Bau eines Geschäftshauses vorgesehen, dies zerschlug sich nun.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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