Helfende Hände gesucht

Der Vorstand von „Werden hilft!“ hörte den Ehrenamtlichen ganz genau zu. 
Foto: Bangert
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Sitzung von „Werden hilft!“ zeigte Möglichkeiten und Probleme der Flüchtlingshilfe auf

Die Sitzung von „Werden hilft!“ machte wieder einmal deutlich, wie viele engagierte Menschen es im Abteistädtchen gibt. Vorsitzende Ulla Lötzer lobte in ihrer Begrüßung sehr deren Durchhaltevermögen: „Toll, dass noch so viele bei der Stange geblieben sind.“ Aber die Kraft einiger Ehrenamtlicher droht ohne dringend benötigte weitere helfende Hände zu schwinden.

Besonders mahnende Worte fanden Eva Broll und Annedore Friese von der Kleiderkammer in der Landeseinrichtung Fischlaken. Zu oft blicken sie in enttäuschte Gesichter. Da haben bitterarme Flüchtlinge die große Hoffnung, hier menschenwürdige Kleidung zu erhalten, doch die Regale sind leer. Eva Broll sieht riesige Berge vor ihrem inneren Auge: „Was wir in einem Jahr an Kleidung über den Tisch gereicht haben, ist eine unfassbar große Menge. Wenn das alles aufeinander getürmt wäre…“ Der sehr hohe Bedarf, besonders Kinderkleidung und kleine Männergrößen, ist dauerhaft nicht nur über Spenden zu organisieren. Auch stehen zu wenige Freiwillige in der Kleiderkammer bereit für Sortieren und Ausgabe an die Flüchtlinge.

Gesetzlicher Auftrag

Inzwischen macht sich im Verein aber offener Unmut darüber Luft, dass hier ein gesetzlicher Auftrag, nämlich die Asylbewerber angemessen zu bekleiden, auf private Schultern abgewälzt wird. „So geht es nicht weiter!“ Im Vertrag mit der Bezirksregierung steht, dass Betreiber EHC eine Kleiderkammer stellen muss. Zurzeit macht das „Werden hilft!“ ganz allein, möchte aber erreichen, dass Bezirksregierung und EHC ergänzend zu Spendensammlungen entsprechend benötigte Kleidung dazu kaufen.
Eine Nähgruppe soll gegründet werden, die Nähmaschinen stehen schon bereit, um Kleidung ändern zu können und Babytragetücher zu nähen. Auch hier werden noch freiwillige Helfer gesucht. Der Gedanke, bereits integrierte, zuverlässige Flüchtlinge um Unterstützung zu bitten, läuft ins Leere: „Sie dürfen die Erstaufnahme nicht betreten.“ Immerhin könnten Mentees bei den Kleidersammlungen helfen. Nach dem Abschied vom Volkswald gibt es nämlich weiterhin enge Kontakte zu den ehemaligen Bewohnern, die auf dem Weg zur Integration begleitet werden.

Berufliche Integration

In der ehemaligen LVR-Klinik erwarten die Ehrenamtlichen ganz andere Strukturen. Hier sind besonders Familien angesiedelt. Die Kinder sind stets präsent, die Eltern aber sehr reserviert. Auch hier gibt es Gruppen für Kunst, Spiele und Hausaufgaben, ein Frauencafé, Basteln, Fahrradfahren, Filme schauen. Die Deutschkurse liegen nun aber in der Hand der Johanniter. Das Winterfest, bestens von Ernst-Joachim Müller organisiert, war ein großer Erfolg. Die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes ist so etwas wie ein Stiefkind, umso schöner, dass es die Kleiderkammer und auch hier ein Frauencafé gibt.
Themenveranstaltungen zur beruflichen Integration und zum Asylrecht prägten das Programm von „Werden hilft!“, ein besonderer Moment war ein gewonnenes Verfahren. Hier wurde mit Unterstützung der Rechtsanwältin Nizaqete Bislimi erreicht, dass Ferhad Mohamad aus Syrien nicht nach Schweden abgeschoben wird, sondern sein Verfahren in Deutschland führen kann. In einem Brief dankte Ferhad den Helfern: „Jetzt kann ich mein Leben so einrichten, wie ich es mir gewünscht habe!“ Ulla Lötzer hakte nach: „Hier sehen wir ein Musterbeispiel für Integration. Das freut mich sehr.“

Korruptionsfälle

Die Nachricht, dass die syrische Botschaft in Berlin von Korruptionsvorwürfen überhäuft wurde, reagierte der Verein mit einem Appell an Stadt Essen und Ausländerbehörde: „Wir fordern, Passausstellungen und -verlängerungen zurück zu stellen, bis die Korruptionsfälle aufgeklärt und legale Verhältnisse sichergestellt sind.“
Die Wahlen des Vorstands verliefen nach Präsentation des Finanzplans und kurzer Debatte geräuschlos. Ulla Lötzer steht weiterhin als Vorsitzende zur Verfügung, ihr Stellvertreter bleibt Ernst-Joachim Müller, Christos Dimkos überwacht die Finanzen, Schriftführerin Nora Freier und die Beisitzer Heidi Trappmann-Klönne, Peter Bruckmann und nun wieder Annette Dirkes komplettieren das Gremium. Doris Wattad schied aufgrund beruflicher Belastung aus, bekam noch ein dickes Kompliment mit auf den Weg: „Doris hat sehr gute Arbeit geleistet!“

Vieles in Planung

Für 2017 ist wieder vieles in Planung: Eine Kunstausstellung in den Räumen von „kunstwerden“, geplant ist, die Eröffnung mit Musik und Kochen als buntes Fest zu gestalten. Mit Ausflügen können Land und Leute näher gebracht werden, angedacht sind Besuche im Planetarium, Gasometer, Folkwang, Eisenbahnmuseum, Zoo, Haldenwanderung, eine Fahrt auf dem Rhein für Paten und ihre Mentees. Eine Gruppe möchte nach den tollen Erfahrungen beim Weihnachtszauber in den Werdener Toren ein Kochbuch gestalten, mit 50 Rezepten, mit Fotos, angereichert durch eine „persönliche Prise“: Erinnerungen an und Gedichte aus der Heimat. Das Team hat bereits Kontakt zu einer Fotografin und zu Buchhändler Thomas Schmitz, die unterstützen. Auch hier sind gerne noch zusätzliche Helfer willkommen.

Der Vorstand von „Werden hilft!“ hörte den Ehrenamtlichen ganz genau zu. 
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Hochkonzentriert wurde über Möglichkeiten und Probleme der Flüchtlingshilfe diskutiert. 
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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