Conny "meets" Rockerpension
Vor ein paar Tagen habe ich über facebook gepostet, dass ihr mich in ca. 50 Jahren in der "Rockerpension" findet. Was es genau damit auf sich hat, hat mir einer der Gründer letzte Woche verraten!
Viel Spaß beim Lesen!
Liebst, Conny
Conny: "Was ist denn die "Rockerpension" genau? Wie kommt man auf sowas?"
Gäler: "Genau genommen ist die "Rockerpension" noch im Werden. Es handelt sich hierbei um eine Idee, die gerade am Wachsen ist. Entstanden ist sie am Lagerfeuer. Ulli vom Hawks MC, Bruno vom Bischofsheimer MC und Otti vom Wild Born MC haben zusammen gesessen und darüber sinniert, wie es ist, wenn man älter wird. Damals haben sie beim Wild Born MC immer einen alten Clubkameraden namens Johann aus dem Altersheim abgeholt und haben ihn auf Fahrt mitgenommen. Sie haben damals extra ein Trike gemietet, damit sie ihn mitnehmen können. Soweit das möglich war, haben sie immer versucht Ihren Clubkameraden Johan mit zu nehmen. Trotzdem: Man musste ihn danach immer wieder in das graue, triste Altersheim zurückbringen. Das hat uns einfach nicht gefallen... und so ist dann die Idee entstanden. Das Rockerleben ist sowieso schon immer abgesetzt von allem anderen. Man will immer frei sein und im Alter begibt man sich dann in die Zwänge der Mühle. Viele oder einige von uns haben keine Familie... und dann in so einem Altersheim hängen? Das wollen wir eigentlich auch nicht. Und so ist die Idee der Rockerpension damals entstanden. Wir wurden und werden immer noch von vielen belächelt. Solange wir noch keine Lösung mit der Bank gefunden haben, schütteln viele die Köpfe und winken ab. Aber ich bin mir sicher, dass eine gute Idee auch immer eine gute Lösung findet."
Conny: "Ihr habt doch aber auch sicher viel positive Resonanz bekommen oder?? Ich meine,... ich fand die Idee geil!"
Gäler: "Nicht nur die Idee, auch die Typen, die dahinter stehen, sind geil!"
Conny: "Sowieso!"
Gäler: "Klar! Wir hatten auch superpositive Reaktionen. Wir haben auch viele Angebote in Bezug auf Gebäude bekommen. Aber die erste Rockerpension, die entsteht, sollte schon hier im Umkreis sein. Wir sind schon viele Tode gestorben. Tode insofern, als wir gemerkt haben, dass wir Idealvorstellungen hatten, die wir nicht verwirklichen konnten. Hinter der ganzen Geschichte existieren immernoch Gesetze und Bestimmungen, um die wir nicht herum kommen. Da kann man so frei leben wollen, wie man möchte. Es gibt Richtlinien und irgendwann stößt man an die Grenzen der Realität. Das sind aber Erfahrungswerte. Dämpfer sind nicht negativ, sondern positiv! Immerhin hat man wieder etwas dazugelernt. So durften wir innerhalb der letzten Jahre sehr viel lernen. Aber, um nochmal auf die positiven Resonanzen zurück zu kommen: Beispielsweise kam jemand auf uns zu, der keine Familie hat, und der uns einen Teil seines Grundstückes zur Verfügung stellen möchte. Sowas klingt doch gut!"
Conny: "Wie kann man euch denn bei eurer Idee helfen?"
Gäler: "Viele sagen, uns wäre nicht mehr zu helfen. Klopft uns einfach auf die Schulter, sagt: "Eure Idee ist gut! Kann ich Mitglied werden?". Die paar Euro im Monat sind nicht so wild. Das unterstützt uns aber langfristig und damit ist uns sehr geholfen. Wenn wir natürlich einen ausgeglügelten Banker hätten oder das Interview ein Campino oder jemand anders liest, der dann für uns bei einer Benefizveranstaltung auftreten würde, damit Geld in die Kasse kommt, oder sich jemand findet, der eine Patenschaft übernimmt und den Werbeträger macht... GERNE! Jeder, der sagt "Ich packe mit an und setze mich mit an den runden Tisch!" ist willkommen. Unser runder Tisch ist so groß und immer erweiterbar. Wir haben Mitglieder, die oben an der Nordsee sirzen, genauso wie im tiefsten Bayern."
Conny: "Also ist nicht gesagt, dass nach der ersten Rockerpension nicht noch weitere folgen?"
Gäler: "Nein. Wenn ein Rad sich mal dreht und die Leute sehen, wie sich das Rad dreht, dann läuft es. Wir haben hierauf kein Monopol und das wollen wir auch nicht. Wenn die Jungs von der Nordsee das auch machen wollen, sollen sie. Dann gibt es eben irgendwann eine Rockerpension in Süd-, Ost-, Norddeutschland... oder wo auch immer!"
Conny: "Wie kann man sich denn einen Alltag in der Rockerpension vorstellen?"
Gäler: "Bei uns gibt es keinen Stundenplan. Der Alltag soll Alltag sein, aber eben so, wie man ihn sich wünscht. Der Mensch ist ein Individuum und deswegen ist der Tag auch abhängig von den Menschen, die dort leben. Die Idee ist ja, dass dort nicht nur alte Menschen einziehen. Es sollen/ können/ dürfen auch gerne junge Leute einziehen, die entweder keine Lust auf Familie oder garkeine Familie haben. Wer sein Leben mit seinem Motorrad und seinen Freunden verbringen möchte, kann dort einziehen. So können die Jungen von den Alten partizipieren und umgekehrt genauso. Jemand, der sein Leben lang Motorrad gefahren ist, kann gut schrauben und sein Know-how an die Jungen weiter geben. Die Jungen mit ihren frischen Ideen halten die Älteren am Laufen. Gerade in der Rockerszene sind viele junge Leute mit älteren unterwegs. Ich habe einen Kumpel der ist 65. So einen großen Altersunterschied gibt es in der Clique von meinem Papa nicht. Die Leute in der Pension können ihren Alltag dann ganz allein gestalten. Aber es soll auch möglich sein, in der Rockerpension zu bleiben, bis man letztendlich gehen muss. Die Leute sollen nicht in ihren Zimmern versauern, aber trotzdem auch immer die Möglichkeit haben, sich zurück zu ziehen und Ruhe zu finden. Jeder wie er will."
Conny: "Das Wort "Rocker" ist ja, vor allem durch die Medien, negativ belastet. Nervt das nicht?"
Gäler: "Das alles zu pauschalisieren ist immer leicht. Wir denken dann: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert!". Das Kamerateam, das den Bericht über uns gedreht hat, war so begeistert, dass es das ganze Konzept des Films komplett umgeworfen hat. Ursprünglich sollte es ein Vergleich werden mit dem Titel "Millionärsoma vs. Rocker - Leben im Alter". Nach den ersten Drehtagen sagte das Kamerateam: "Wir machen nicht 50:50. Wir machen 75:25." Nach weiteren Tagen sagten sie: "Wir drehen nur einen Film über euch!". Der Kameramann hatte mit der Szene nichts zu tun. Er hat sie erst durch uns kennengelernt. Die Negativkampagne ist schon durch die Medien getrieben. Es ist wie überall. Es heißt immer, dass es auf Volksfesten viele Schlägereien gibt. Ich kenne auch viele Volksfeste, die friedlich ablaufen. Mit diesen Schlägereien haben die Rocker meist nichts zu tun. Ich bin jetzt seit 24 Jahren in der Szene. Die Schägereien, die es gab, habe ich nie mit den Rockern erlebt. Dass es in der Szene auch Leute gibt, die nicht so konform sind wie wir... das kann sein, aber die gibt es auch in jedem Kegelclub, in jedem Sportverein. Schau dir die Wortlaute sonntags auf dem Fußballplatz an. Sind deswegen alle Fußballer schlecht? Gegen jede Institution gibt es ein Vorurteil, was sich bestätigen lässt, wenn man es möchte. Gute Rocker sind ja auch keine Schlagzeile. Wer will das? Die besten Schlagzeilen sind die, bei denen das Blut aus der Zeitung fließt. Jeder, der uns kennengelernt hat, sagte danach: "Ihr seid ja eigentlich keine richtigen Rocker!"... Was ist denn ein richtiger Rocker? Irgendwann muss man sich fragen: "Wer bin ich und was will ich?" Und genau das lebe ich hier. Ich stehe mit beiden Beinen im Leben. Ich lebe nicht von Drogen, Alkohol und Prostitutionen oder Waffengeschäften. Ich bin Betriebsrat in einem großen Automobilunternehmen in Hessen. Das heißt, dass ich Verantwortung leben und Position beziehen muss. Als Betriebsrat vertrete ich tausende von Menschen. Die wählen niemanden an die Spitze, der in seinem Privatleben illegale Geschäfte am Laufen hat."
Conny: "Umso schöner, wenn man die Vorurteile widerlegen kann!"
Gäler: "Ja, wir können viele eines Besseren belehren und die Bank knacken wir auch noch ;-)."
Weiter Fragen? Einfach unter Kommentar posten und ich werde die Fragen an die Rockerpension weiterleiten!
http://www.rockerpension.de/
Eure Conny von
geschichte(n)fueralle
Autor:Cornelia Wilhelm aus Düsseldorf |
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