Aachener Platz – Nadelöhr und Stimmungsbild
Vor Kurzem hat hier eine Pizza-Bude eröffnet.
Das habe ich aber nur deshalb realisiert, weil ich abends immer so eine Art rot-blaues Flackerlicht wahr genommen habe, das mich stark an die Farben eines Einsatzfahrzeuges von Feuerwehr, Polizei oder Krankenwagen erinnert hat. Völlig irritiert lugte ich durch die Haustür und sah auf der anderen Straßenseite ein „open“ vor sich hinflimmern.
Times are changing.
So ist das nun mal.
Als vor noch nicht allzu langer Zeit dort noch ein Büdchen beheimatet war, gab es dort auch noch die Haltestelle der Linie 712. Dieses Büdchen war bestimmt eine kleine Goldgrube, denn jeder, der da stand, hatte ganz sicher einen Wunsch offen, während er auf die nächste Straßenbahn wartete. Brötchen, Milch, Zigaretten, die Tageszeitung….das war meistens morgens. Abends dann eventuell die fehlende Flasche Bier zum Feierabend oder noch schnell ein paar Wöschtkes mit Senf eingekauft…so war das eben.
Jetzt gibt es also die schnelle Pizza auf die Hand.
Auch gut.
Der Aachener Platz hat sich in den letzten Jahren gewandelt.
Und ist ein Kabinettstückchen an praxisferner Radwegeplanung irgendeines Städteplaners. Oder wie diese Menschen heißen, die so etwas auf ihr Reißbrett zwirbeln.
Irgendwann wurde hier eine große rote Fläche vor die Ampel gemalt, an der die Fleher Straße den Aachener Platz in Richtung Rhein kreuzt. Das sollte den Radlern das Linksabbiegen in die Ulenbergstraße erleichtern. Das Ganze nennt sich „Fahrradaufstellfläche“, eindeutig auch dadurch zu erkennen, dass ein Radler-Piktogramm aufgemalt ist. Als Radfahrer hat man also die Möglichkeit, vom Radweg aus rechts an den Autos vorbei zu fahren und sich vor der Autoschlange aufzustellen, um an der Kreuzung links abzubiegen.
So der Grundgedanke.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Idee ihren Ursprung in den Niederlanden hat. Dass sich so eine Fahrbahnmarkierung dort bewährt, kann ich mir durchaus vorstellen, denn dort klappt das allemal besser, dass sich Autofahrer und Radler als rücksichtsvolle und umsichtige Verkehrspartner erweisen.
Hier ist das wohl ein bisschen anders, denn diese große rote Fläche scheint für die Autofahrer tatsächlich eher ein rotes Tuch zu sein. Fahren ihnen Radler vor die Flinte, fühlen sie sich persönlich beleidigt und hupen, was die Hupe herzugeben hat. Sie kriegen Wutanfälle, dass da vor ihnen ein Radler die Kreuzung blockiert, denn sie hätten mit ihren Pferdestärken schon längst die Kreuzung passiert, während der Radler vor ihnen zaudert und den richtigen Moment abwartet, um nicht vom Gegenverkehr umgenietet zu werden.
Überhaupt: der Gegenverkehr.
Manchen Autofahrern macht dieses rote Tuch vor ihren Reifen auch richtig Angst. Und so stellen sie ihr Gefährt auf die Gegenspur und warten auf das erlösende Grün. Wenn die Ampel dann endlich verheißungsvoll die Farbe wechselt, steht plötzlich – HUCH – der Gegenverkehr da. Und hupt was die Hupe her gibt. Ein feines Verkehrschaos bricht aus und wohin weicht der völlig entnervte Autofahrer aus? Natürlich auf den Radweg, wohin denn sonst? Ich kann ihnen sagen: in solchen Momenten hoher Autofahrerkunst wollen Sie alles, aber ganz sicher nicht gerade mit dem Fahrrad an dieser Stelle vorbei müssen.
Seit dem Umbau der Straßenbahn-Haltestelle der Linie 712 ist noch ein weiterer Gefahrenpunkt für Radler dazu gekommen. Die Aachener Straße wurde im Bereich der Haltestelle derartig verengt, dass es gar wundert, dass noch nicht viel mehr Unfälle passiert sind. Denn diese Verengung erscheint sehr plötzlich vor Autofahrers Windschutzscheibe, und ist derart abrupt, dass das Lenkrad schon mal herum gerissen werden muss. Ein paar Aufsetzer auf den Verengungsschwellen hat es schon gegeben, mal sehen was der Winter noch so an Überraschungen bereit hält. Denn diese Haltestelle ist in den Sommermonaten mit großem TamTam eröffnet und in Betrieb genommen worden. Also dann, als die Tage noch lang und hell waren und nicht wie jetzt eher dunkel und nass und grau und nebelig oder sogar in absehbarer Zeit das Eis auf den Straßen liegt.
Die größte Gefahr lauert hier allerdings auf den Radler. Die Autos kommen an dieser Stelle mit den gewohnten 50 km/h angerauscht und es hängt vom Fahrer ab, ob er in die Bremsen steigt und dich als Radler durch diesen Engpass fahren lässt oder ob er sich denkt „wer bremst ist feige“ und der Meinung ist, dass Radler und Auto da durchaus nebeneinander herfahren können.
Können sie nämlich nicht!
Ich bin hier schon mehrfach in letzter Sekunde auf den Bürgersteig gesprungen, um meine Knochen zu retten. Von vornherein auf dem Bürgersteig zu fahren ist bekanntermaßen verboten. Es wird der Tag kommen, an dem hier ein schwerer Unfall passiert. Und ich kann nur hoffen, dass ich nicht daran beteiligt sein werde.
Wie auch immer: wer diesen Straßenverlauf geplant hat, wer diese Engstelle zu verantworten hat, der sollte dazu verurteilt werden, da auch jeden Tag lang fahren zu müssen.
Und zwar im Winter!
Mit dem Rad!
Fotos:eigene
Autor:Annette Kallweit aus Düsseldorf |
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