Dortmunder Stromtrassen-Messprogramm
Hochspannungsinitiativen wollen möglichst objektive Untersuchungsergebnisse sicherstellen.
Stadt und RWE: Unabhängiger Mess-Experte nur auf eigene Kosten!
Im Jahr 2011 ist für die Dortmunder Hochspannungstrassen im Umweltausschusss bekanntlich ein Messprogramm nach EU-Umweltstandards beschlossen worden:
Wie viele Einwohner leben im Bereich von 180 Metern beiderseits von Hochspannungsleitungen und mit welchen Elektrosmog-Emissionen sind sie belastet?
Schon im letzten Jahr hatte Umweltdezernent Lürwer ein erstes Ergebnis öffentlich gemacht:
Rund 38.000 Einwohner, d.h. fast 8 Prozent aller Dortmunderinnen und Dortmunder, leben in solchen „Magnetfeldzonen“ von Hochspannungsleitungen.
Jetzt sollen die elektromagnetischen Wechselfelder dieser Zonen weiter vermessen werden.
Bekanntlich hatte die Umweltverwaltung im Jahr 2011 dazu das Bundesamt für Strahlenschutz zitiert und schon relativ gering erscheinende Dauerbelastungen für Anwohner von 0,3 – 0,4 Mikrotesla als gesundheitlich problematisch eingestuft: Gefahren von Leukämie und neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer, Parkinson) wurden benannt.
Für das nun anstehende Messprogramm bestanden die Initiativen auf einer unabhängige Begleitung durch einen Elektrosmog-Experten ihres Vertrauens. Dem wurde letztlich stattgegeben - jedoch nur bei Selbstzahlung durch die Betroffenen: Weder RWE-Amprion noch die Stadtverwaltung waren bereit, die relativ geringen Kosten (niedriger vierstelliger Betrag, im Gespräch waren extrem herunter gerechnete 2.000,- Euro) für den unabhängigen Elektrosmog-Messexperten zu übernehmen.
Sehr merkwürdig, keinen Cent für unabhängige Begutachtung angesichts der 6 bis 7–stelligen Gesamtkosten des Messverfahrens.
Daraufhin boten die Initiativen an, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen.
Reaktion des Umweltamtsleiters Dr. Grote:
„ Ihr Vorschlag, einen zweiten Experten zu dem Messprogramm hinzuzuziehen und anteilig von der Bürgerinitiative und der Stadt zu finanzieren kann leider angesichts der Haushaltslage nicht umgesetzt werden.
Ich bin nach der Erörterung mit dem Umweltdezernenten nach wie vor der Auffassung, dass der vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) vorgeschlagene Experte zweifelsfrei die Qualifikation und die Neutralität besitzt, die sich stellende Aufgabe zu bearbeiten. Ich bedauere, Ihrem Wunsch nicht entsprechen zu können ….“
Jetzt haben die Initiativen IG Vorsicht-Hochspannung Dortmund-Süd, die IG Elektrosmog Do- Kruckel und die Bürgerinitiative Pro Oespeler Lebensraum beschlossen, den Experten ihres Vertrauens, den Elektrosmog-Experten des BUND, B.R. Müller, komplett aus eigener Tasche zu bezahlen.
Damit soll ein Mindestmaß an Objektivität und Kontrolle bei der Konzeptionierung sowie der Mess- Aus- und Bewertung sichergestellt werden.
Die IG Vorsicht-Hochspannung Dortmund-Süd startete den Aufruf zur gemeinsamen Finanzierung. Sie schrieb die IG-Aktiven, Nachbarn, Freunde und Interessierten an und informierte sie darüber, dass die Sprecher der beteiligten Initiativen beschlossen hätten, dass das anstehende Dortmunder Stromtrassen-Messprogramm nicht ohne einen "Experten ihres Vertrauens" stattfinden soll.
Die Entscheidung sei dem Umweltamt bereits mitgeteilt worden.
Abschließend wurde die Frage gestellt, wer sich an den Kosten beteiligen möchte und in welcher Höhe?
Zurück bleibt ein sehr unschönes Gefühl von asymmetrischer Herangehensweise durch RWE und Stadtverwaltung. Vor allem bleibt die Frage: „Warum?“ Das angeblich zentrale Argument "kein Geld" erscheint - angesichts der realen Kostenrelationen eher vorgeschoben.
Autor:Judith Zimmermann aus Dortmund-West |
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