JC 66 grüßt sensationell zweimal von ganz oben
1. Judobundesliga – JC 66 siegt sowohl mit den Damen als auch mit den Herren deutlich und steht jeweils an der Tabellenspitze.
„Ein tolles Wochenende für den JC 66 Bottrop – das wohl beste der Vereinsgeschichte!“ zeigte sich JC-Boss Roland Assmann sichtlich stolz wie auch begeistert von den Leistungen seiner beiden Spitzenteams. Und das völlig zurecht. Schließlich gewannen sowohl die Damen in Hermannsburg mit 5:1 als auch die Herren mit 9:3 nicht minder souverän in Mönchengladbach.
Und dabei sah alles gar nicht so rosig aus im Vorfeld dieses spektakulären Kampfwochenendes. Die Damen waren mal wieder stark dezimiert, einige Verletzungen aber auch wieder Parallelturniere im internationalen Kalender ließen die Mannschaft von Trainer Frank Urban und Team-Manager Guido Materzok auf ein Minimum an Kämpferinnen abschmelzen. Doch Team-Manager Materzok wollte schon im Vorfeld des Kampfes keine Ausreden gelten lassen und gab die Marschroute klar vor: „Wir kennen diese Situation ja schon aus dem letzten Jahr. Mit Verletzungen haben wir momentan etwas Pech, die Parallelturniere gehören einfach dazu, da sollten wir uns nicht weiter beklagen. Das traf diesmal auch den Gegner.“
Tatsächlich ließen sich die JC-Piratinnen nicht aus dem Konzept bringen und traten äußerst souverän beim Aufsteiger aus Hermannsburg auf. Die erst 16-jährige Saskia Wüst kämpfte bei ihrem Bundesligadebüt eine Gewichtsklasse höher und hielt ein starkes Remis gegen Paula Sommer (- 63 kg). Dann punkteten die Bottroperinnen mit Julia Rotthoff (-48 kg), Katharina Gutmann (- 70 kg), Carolin Rößner (+78 kg) und Hannah Karrasch (-52 kg) jeweils mit Ippon – der Höchstpunktzahl - und brachten den JC 66 bereits uneinholbar mit 4:0 in Front. Die völlig überraschende Niederlage von Katrin Reißberg in der Klasse – 78 kg tat nur moralisch weh. Frank Urban: „Nach drei Kreuzbandrissen in nur zwei Jahren hat man Katrin angemerkt, dass die Handbremse doch noch sehr angezogen ist. Sie hat den Kopf verständlicherweise noch nicht frei. Da müssen wir jetzt gemeinsam dran arbeiten. Mir tat die Niederlage für Katrin natürlich sehr leid. Aber sie ist auch Profi genug und kann sich da wieder rausbringen!“. Den Schlusspunkt setzte Rike Ruhwinkel (-57 kg) wieder mit einem vorzeitigen Sieg gegen die starke Vanessa Ressel zum 5:1 (50:10) für den aktuellen Tabellenführer der Damen JC 66 Bottrop.
Die Männer reisten mit dem mulmigen Gefühl dreier Niederlagen aus den letzten drei Jahren nach Gladbach. Sven Helbing gab sich daher im Vorfeld nur sehr vorsichtig optimistisch. „Wir wussten, dass die Jungs alle momentan äußerst stark sind. Wir haben uns vor allem im Bereich der Taktik, der Disziplin und damit im Zusammenhang auch im Bereich der mentalen Stärke deutlich gegenüber dem letzten verbessert. Wir können zur Zeit mit jedem Gegner mithalten. Dennoch waren wir Außenseiter in Mönchengladbach, anderes ist nicht drin, wenn man dreimal in Folge verliert.“ Und die Rolle des Außenseiters scheint den Bottroper Männern gut zu liegen. Mit 9:3 gewannen sie letztlich souverän beim eigentlichen Angstgegner.
„Es fehlten heute auf Gladbacher Seite Aaron Hildebrand und Benjamin Münnich, die beide verletzt sind. Aber auch unser Team musste auf Alexander Bannikow verletzungsbedingt verzichten und auch Kalala Ngoy (-66 kg) und Matthias Konitz (-100 kg) bekamen diesmal keine Einsätze. Dazu hatten die Gladbacher drei Ausländer an Bord, wir konnten nur mit zweien antreten. Heute waren unsere Jungs ganz einfach besser.“ zeigte sich Team-Manager Volker Tapper sehr zufrieden mit seinen Jungs. Dabei fing es gar nicht so gut an. Im ersten Duell unterlag Sascha Michalski (-90 kg) gegen einen gut aufgelegten Oliver Zabel knapp mit Yuko. Doch Matthias Schmunk (+100 kg) und Stefan Schulze (-60 kg) drehten das Ergebnis auf eine 2:1-Führung. Spannend wurde es anschließend -100 kg. Danny Meeuwsen stand Marc Odenthal gegenüber. Sven Helbing: „Das war einer von mehreren Schlüsselkämpfen an diesem Tage. Wir hatten uns optimal vorbereitet und jeden einzelnen Kampf im Vorfeld besprochen. Danny war taktisch ideal eingestellt. Leider hat er die Linie in der ersten Minute nicht konsequent durchgezogen. Das reicht einem Marc Odenthal dann schon.“ In der ersten Minute setzte Odenthal die klar besseren Akzente und brachte Meeuwsen ordentlich in Bedrängnis und sich mit Waza-Ari (der zweithöchsten Wertung) in Führung. Erst danach setzte Danny Meeuwsen die auferlegte Taktik voll um und kämpfte sich mit zwei Yukos wieder heran, die Niederlage konnte er aber nicht mehr verhindern.
Auch die folgenden drei Kämpfe waren als nicht einkalkulierbar eingestuft worden. Beim Stande von 2:2 punktete dann aber zunächst Mikos Salminen (-66 kg) gegen Vahid Sarlek vorzeitig, ehe auch Yassin Grothaus (-81 kg) gegen Neal van der Kamer mit Ippon siegte. Oliver Gussenberg erkämpfte dann noch ein wichtiges Unentschieden gegen Andreas Buscher. Helbing: „Wir haben unglaublich taktiert und gepokert im ersten Durchgang. Mikos eine Klasse höher gegen Sarlek zu stellen, war riskant aber eben auch brillant. Auch Oli Gussenberg eine Klasse höher zu stellen war eine Überraschung für Gladbach. Und dass Yassin Grothaus zum dritten Male in dieser Saison einen starken Weltcupmann aus dem Ausland besiegt, ist einfach unglaublich. Wir wussten in der Pause, dass wir so gut wie durch waren.“
Im zweiten Durchgang konnte Bottrop dann besser wechseln als Gladbach. Drei Auswechselungen sind Pflicht im Judo. Tapper: „Unsere Bank war deutlich besser besetzt als die der Gladbacher, nicht nur was die Quantität betrifft, auch die Qualität war auf unserer Seite heute einfach besser.“ Der bottroper Team-Manager sollte Recht behalten. Nach dem 4:2 im ersten Durchgang gab es nun sogar ein sattes 5:1. Diesmal punkteten Schmunk (+100 kg gegen Yazici), Salminen (-60 kg gegen M. Bizon), Dominik Gosens (-66 kg gegen Röhrhoff), Meeuwsen (diesmal von Beginn an stark gegen Odenthal) und Grothaus (-81 kg gegen K. Bizon). Daniel Möller schaffte eine Klasse höher (-90 kg) ein Unentschieden gegen Zabel, Marc Kühlkamp musste sich dem starken Iraner Vahid Sarlek geschlagen geben.
Damit sind erstmals in der Vereinsgeschichte beide Teams Tabellenführer der 1. Bundesliga. Dennoch mahnte Präsident Roland Assmann zur Gelassenheit: „Das ist eine tolle Momentaufnahme, die wir natürlich genießen. Da wir jetzt in die Olympiapause bis Anfang September gehen, bleibt diese Momentaufnahme sogar fast drei Monate lang erhalten. Aber wer sich die Punkte ansieht weiß, dass wir bei nur einer Niederlage bei den Männern vom Platz an der Sonne schnell auf einen Play-Down-Platz rutschen können. Das wollen wir natürlich verhindern, aber schon der nächste Kampf am 8. September zuhause gegen Witten-Annen, wird wieder branntgefährlich. Witten hat gestern den turmhohen Favoriten Potsdam mit 8:4 besiegt.“ Richtige Worte eines klugen Präsidenten, aber erstmal dürfen nun beide Teams mit ihren Verantwortlichen den Platz an der Sonne genießen.
Autor:Jürgen Ehlert aus Bottrop |
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