Adventszeit meiner Kindertage
Meine Geschichte passt wohl wenig in das Schema von "Vorfreude im Advent", aber leider gab es eben auch solche Erlebnisse:
Die erste Vorweihnachtszeit, an die ich mich erinnern kann, war die des Jahres 1945, damals war ich 3 Jahre alt.
Meine Eltern waren bereits sehr tragisch ums Leben gekommen. Ich mit 4 Geschwistern und Pflegeeltern, sowie deren Kindern, nach langen Märschen auf der Flucht aus Ostpreussen, nun endlich in einem kleinen Dörflein in Thüringen angelangt, wo man uns ein Notquartier im Klassenraum der Dorfschule eingerichtet hatte. Es war ein Lager aus Strohsäcken und ein paar Decken, aber wir hatten immerhin ein Dach über dem Kopf.
Die Strapazen der Flucht und die Kälte hatten allerdings Spuren hinterlassen - ich bekam eine sehr schwere Diphterie, gegen die auch der Landarzt keine wirsamen Medikamente besaß. So sollte eigentlich mein Leben bereits verwirkt gewesen sein, der Doktor konnte nichts mehr für mich tun und man rechnete nur noch damit, daß ich Weihnachten nicht mehr erlebe.
Und nun geschah etwas, das man wohl wirklich als das ganz persönliche "Wunder der Weihnacht" bezeichnen kann - ich überstand die Krisis, - also den Höhe- und Wendepunkt dieser Krankheit, konnte nach langer Zeit wieder etwas Nahrung zu mir nehmen und erstaunte damit alle Menschen um mich herum.
Wir hatten auch Weihnachten nur ein "Festessen" aus Schrotsüppchen mit etwas Milch und ein wenig Brot, aber ich glaube, ich habe meinen Angehörigen das schönste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten bereitet.
Autor:Hanni Borzel aus Arnsberg |
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