Aktion pro Humanität rettet mit eigener Blutbank Leben
Léandre hat es geschafft
Mehrere hundert Kinder sind es jedes Jahr
Gohomey/Kevelaer. 814 Bluttransfusionen gab es im letzten Jahr mitten im westafrikanischen Busch. Sie alle halfen, ein Leben zu retten. „Léandre gehört zu den Glücklichen, die bei uns im Centre Médical in Gohomey eine Blutübertragung erhielten. Sie hat sein Leben gerettet“, berichtet Oliver Bayer, Projektleiter der Aktion pro Humanität (APH). Die Hilfsorganisation vom Niederrhein betreibt seit mehr als 15 Jahren dort ein Krankenhaus, seit 2010 hat man dort sogar eine eigene Blutbank.
Der kleine Léandre litt an Blutarmut, als er von seiner Mutter ins Centre Médical gebracht wurde. „In den allermeisten Fällen geht es für die Kinder und die Mütter um Leben und Tod, das heißt, es sind zumeist Notfall-Transfusionen“, weiß Simone Schmidt, die als deutsche Ärztin im Projekt von APH tätig ist.
Gerade Kleinkinder erkranken leicht und wiederholt an Malaria. Unter der dadurch entstehenden Blutarmut – vor allem im Kindesalter – nimmt die Sterblichkeit rapide zu. Das bedeutet, dass der Bedarf von Bluttransfusionen mehr und mehr wächst. Auch gibt es noch immer zu häufig Blutungen nach der Geburt. Hier retten die Bluttransfusionen aus Gohomey auch Mütterleben in der eigenen und den umliegenden Krankenstationen.
Bis 2010: Direktspender-Verfahren
Früher – ohne die APH-Blutbank – waren Familienmitglieder fast „zwangs¬-verpflichtet“ im Direktspender-Verfahren Blut zu spenden, wenn es benötigt wurde. Trotz aller Anstrengungen des beninischen Gesundheits-ministeriums, auch die ländliche Bevölkerung durch Mückennetze und hochwirksame Malariamedikamente vor der potentiell tödlichen Anämie zu schützen, blieb oft nur diese Notfalltransfusion als letzte Möglichkeit, um das Menschenleben zu retten.
Jetzt: Blutbank rund um die Uhr im Einsatz
Das hervorragend ausgestattete Labor der APH-Krankenstation in Gohomey und der funktionierende 24-Stunden-Dienst haben dazu geführt, dass sich immer mehr Eltern mit ihren todkranken Kindern auf den Weg nach Gohomey machten. So konnten immer mehr malariabedingte Notfälle behandelt werden.
Zur Sicherheit für den Empfänger wird dort das gespendete Blut auf verschiedene Infektionen wie beispielsweise Hepatitis, Aids, Syphilis untersucht. Hierzu gibt es eine Kooperation zwischen APH und der action medeor, dem Medikamenten-Hilfswerk in Tönisvorst. Sie dient der Verbesserung der Sicherheit der Bluttransfusionen und dem Aufbau eines Spender-Pools, also einer Blutbank.
Mobile Klinik zu Blutspende-Terminen
Das Ärzte- und Laborteam der Krankenstation in Gohomey organisiert gemeinsam mit dem beninischen Roten Kreuz Blutspende-Termine in den Dörfern und Schulen der Umgebung. Dabei müssen Dorfälteste in den traditionellen Strukturen ebenso überzeugt werden wie Lehrer und Eltern der fast schon erwachsenen Schüler in den weiterführenden Schulen, den Collèges.
Bei all diesen Aktionen kommt die mobile Klinik der Aktion pro Humanität als mobile Spenden-Kabine mit Labordiagnostik-Möglichkeit zum Einsatz. Durch den Einsatz des gesamten APH-Teams kann über 90 Prozent der schwerst blutarmen Kinder mit einer „sicheren“ Bluttransfusion aus der Blutbank des Centre Medical Gohomey das Leben gerettet werden.
Das sind jedes Jahr mehrere hundert Kinderleben in der Mono-Couffo-Region Benins.
Regelmäßige Blutspende-Aktionen
Blutspende-Aktionen, wie wir sie auch hier am Niederrhein kennen, werden jetzt regelmäßig in der Mono-Couffou-Region vom APH-Team durchgeführt. Langsam wächst ein Dauerspender-Pool mit regelmäßig wieder überprüften Infektionsdaten und eigenen Blutspende-Ausweisen heran. „Aber wir brauchen noch viel mehr Spender, denn wir haben im Hospital einen großen Bedarf an Blut-Konserven“, betont Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Vorsitzende der Aktion pro Humanität.
Centre Médical: Staatlich anerkannter Bluttransfusions-Posten
Inzwischen ist das Centre Medical Gohomey auch ein staatlich anerkannter und geförderter, aber auch kontrollierter Bluttransfusions-Posten in der Region. Dazu gehören quartalsmäßige Berichterstattungen und eigene Qualitäts-Sicherungs-Maßnahmen. Action medeor stellte die hochtechni-sierte und aufwendige Labor-Ausstattung zur Verfügung. Auch eigene Radio-Sendungen zur Aufklärung der Bevölkerung zu den Blutspende-Aktionen in ihrer Stammessprache wurden von dem Medikamenten-Hilfswerk finanziert. Ebenso werden zur Vorbeugung vor einer nächsten Infektion Mückennetze für Mutter und Kind kostenlos bereitgestellt.
Ziel: Kinder müssen erst einmal fünf bis sechs Jahre alt werden
„Die Kinder müssen es doch erst einmal überhaupt schaffen in diesen Entwicklungsländern, fünf oder sechs Jahre alt zu werden“, so Elke Kleuren-Schryvers. „Dafür arbeiten wir und strengen uns an – gemeinsam mit unseren Spendern und Kooperationspartnern. Das ist eine der essentiellsten und vornehmsten Intentionen unserer humanitären Arbeit in Benin und im Niger.“ Ihr Ziel ist es, gleiche medizinische Chancen für die Menschen in den Entwicklungsländern zu schaffen. Auch will sie im Team mit den Menschen in Afrika Motorenfunktion vor allem im Gesundheitswesen übernehmen – manchmal gegen viele, oft unüberwindlich scheinende Widerstände – technischer, politischer, ideeller, spiritueller und materieller Art. Und das nicht nur in Afrika, wie man meinen könnte.
Ehrfurcht vor dem Leben
Doch das Ziel und das der von ihr gegründeten Aktion pro Humanität ist es aufzuzeigen, dass es geht – auch in Afrika. Mit „Ehrfurcht vor dem Leben“, so formulierte das Albert Schweitzer, trägt dieses Engagement zusammen mit so vielen Menschen am Niederrhein beeindruckende Früchte. Zuerst in der Verbesserung der basismedizinischen Versorgung, dann im Kampf gegen Aids, jetzt durch die Installation der Blutbank. Natürlich hat die Aktion pro Humanität weitere Ziele konkret vor Augen, um den Menschen in Afrika aufzuzeigen, ihr Leben ist ebenso wertvoll wie unser eigenes.
Autor:Sigrid Baum aus Alpen |
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