Es war einmal

Manchmal gehört auch die magische Kugel zu ihren Requisiten
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Von der Köchin zur Märchentante

Silvia Knapp beschert glückliche Momente

„Erzähl mir doch keine Märchen“, wer hat diesen Satz nicht schon einmal zu seinem Gegenüber gesagt? Bei Silvia Knapp ist das Gegenteil der Fall, sie wird fürs Märchenerzählen bezahlt und hat eine richtige Ausbildung von ca. neun Monaten dafür absolviert.
Aber der Reihe nach: Die gelernte Köchin und Mutter zweier Mädchen, von denen das ältere geistig behindert ist und unter Epilepsie leidet, hatte früh die Veranlassung, sich nicht nur auf die gesunde Tochter, sondern auch auf die mit dem Handicap einzustellen, welche verständlicherweise nicht nur unter der Behinderung selber, sondern auch unter den Nebenwirkungen der zur Behandlung notwendigen Medikamente litt. Ob es die Ernährung war, der geistige Zustand aber auch der seelische, alles erforderte besondere Maßnahmen im Umgang mit dem Kind, um ihm eine erträgliche Lebensqualität zu bieten. So war eigentlich der Verlauf der Zukunft eine logische Folge dessen, was die Vergangenheit für sie bereitgehalten hatte.
Sie ließ sich zur Ernährungsberaterin und Übungsleiterin im Behindertensport ausbilden, um die medikamentösen Nebenwirkungen im körperlichen Erscheinungsbild ihrer Tochter so gut es ging zu kompensieren. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Gedächtnistrainerin beim Bundesverband für Gedächtnistraining, um die geistigen Folgen der Behinderung wenigstens ein wenig im Zaum zu halten.
Aber nicht nur ihrer Tochter kam dies zugute, vielmehr wollte Silvia mit ihren Erfahrungen auch anderen Menschen helfen. Dies geschah unter anderem durch ihre Arbeit mit der SPIX (Sozial psychiatrische Initiative Xanten). Im Jahr 2013 fiel ihr ein Angebotsblatt der Caritas in die Hände, in der eine Ausbildung zur Märchenerzählerin angeboten wurde. „Nachdem ich mich informiert hatte, war mir klar….Das wollte ich machen“, erinnert sie sich. Auch ihren Töchtern hatte sie regelmäßig Märchen vorgelesen und war sich so der positiven Wirkung auf die Psyche bewusst.
Gesagt, getan absolvierte sie die neunmonatige Ausbildung, präsentierte regelmäßige Ausarbeitungen des Gelernten und übte sich zum ersten Mal innerhalb einer Gruppe Demenzkranker. Schnell erkannte sie auch hier die positive Wirkung des Märchenerzählens, durch die es möglich war, diese Menschen aus ihrer Reserve zu locken.
Bei ihren Erzählungen benutzt sie Utensilien, wie z. B. Lockenwickler beim Märchen „Rapunzel“. „Als eine an sich sehr verschlossene an Demenz erkrankte Bewohnerin eines Pflegeheims die Lockenwickler sah, kam sie richtiggehend aus sich heraus“, erinnert sich die Märchenerzählerin „und erzählte in einem so gar nicht ihrem sonstigen Verhalten entsprechenden Redefluss von dem Frisörsalon, den einst ihre Eltern besaßen. Dabei kamen ihr ob dieser Erinnerung auch die Tränen, obwohl ihr Gesicht von einem glücklichen Lächeln gezeichnet war“. Das anwesende Pflegepersonal kam aus dem Staunen kaum heraus, besonders als die ältere Dame Silvia bat, doch bitte auf jeden Fall wiederzukommen.
„So ist es immer sehr wichtige, meine Zuhörer mit einzubeziehen, mitarbeiten zu lassen, Ideen einzubringen und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen“, begeistert sich die Bönninghardterin.
Das Mitwirken der Zuhörer und –schauer beseitigt auch deren oft vorhandene Scheu und ermöglicht ihnen das freie Reden vor anderen, was bis zu diesem Zeitpunkt für viele oft undenkbar war.
Nach ihrer Erfahrung fördert es auch den Zusammenhalt unter den Pflegebedürftigen, die sich z. B. bei Wortfindungsstörungen plötzlich gegenseitig helfen.
Auch ein generationsübergreifendes Projekt zwischen Kindergartenkindern und Senioren gab es bereits. Dies führte sie in Braunschweig durch, wo sie aufgrund der beruflichen Tätigkeit ihres Mannes über einen zweiten Wohnsitz verfügt.
Hier wurde, um die Fantasie und Kreativität der Beteiligten zu fördern, ein eigenes Märchen geschrieben. Die Begeisterung dafür war groß und alle gingen darin auf. Ideen waren gefragt. So wurde zum Beispiel durch Abstimmung aus dem Ritter ein Florist.
„Beide Seiten haben voneinander gelernt und von ihren Ideen profitiert“, schwärmt sie noch heute davon „und waren vollkommen begeistert“.
Ein ähnliches Projekt plant sie für dieses Jahr auch für Wesel in Zusammenarbeit mit dem Seniorenheim „Kiek in den Busch“ und einer noch auszuwählenden Weseler Grundschule.
„Man bekommt so viel zurück, wenn man in die glücklichen Gesichter der Zuschauer schaut oder deren dankbares Feedback erhält“, schwärmt Knapp und ist sich absolut sicher, noch lange Märchen erzählen zu wollen.
Wer sie buchen möchte, kann dies unter ihrer Mobilfunknummer 01705472146 oder per email an silviaknappugb@aol.com tun und sich selber von der wunderbaren Wirkung des Märchenerzählens überzeugen.

Randolf Vastmans

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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