Wie eine große Familie
Irmgard Hagen ist ein vorausschauender Mensch. So ist es kein Wunder, dass die Lehrerin bereits geraume Zeit vor ihrer Pensionierung überlegte, womit sie später die freie Zeit füllen würde. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun.“ Als Marienbaumerin wusste Irmgard Hagen natürlich, dass es an der Uedemer Straße einen Wohnverbund des LVR-HPH-Netzes Niederrhein gibt. Sie schaut bei Teamleiterin Silvia Fink vorbei, erklärte ihr Anliegen und gehört seitdem zum Team der Menschen, die sich hier freiwillig auf ehrenamtlicher Basis engagieren. Insgesamt sind es vierzehn Frauen und Männer, die die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses bei vielfältigen Aktivitäten unterstützen.
Vierzehn freiwillig Engagierte in einem Wohnverbund sind sehr viel, wissen Silvia Fink und Ulrike Beekmann-Graf, im Wohnverbund für die Organisation der ehrenamtlichen Unterstützung zuständig. „Wahrscheinlich liegt es darin, dass Marienbaum ein kleiner Ort ist. Wir sind hier eine dörfliche Gemeinschaft.“ In Großstädten sehe es ganz anders aus, wenn Freiwillige ge-sucht würden. „Man kennt sich eben.“
Oder ist miteinander verwandt. So wie Ulrike Beekmann-Graf und ihre Nichte Wiebke Ernst. Die junge Frau kam schon als kleines Kind mit in den Wohnverbund, weil nicht nur die Tante, sondern auch die Großmutter sich für und mit Menschen mit Behinderung engagierten. Inzwischen ist sie ausgebildete Altenpflegerin und selbst Mutter von zwei kleinen Kindern - und immer noch im Haus an der Uedemer Straße 2 aktiv. Unnötig zu sagen, dass auch ihre Kinder bereits mit dabei sind, wenn die Mama mit Bewohnerinnen und Bewohnern Ausflüge macht. Zur Gruppe gehört auch Monika Diamant. Mit dem Thema Behinderung ist sie seit langem vertraut. Ihr Ehemann Wolfgang, der Vorsitzende des Xantener Inklusionsrates, ist blind. Monika Diamant ist im SV Vynen-Marienbaum aktiv, „irgendwann fragte der Vorsitzende, ob ich Lust hätte, eine Gruppe für Menschen mit Behinderung zu betreuen“. Lust hatte sie schon, „aber zu wenig Ahnung“. Also bildete sie sich beim Behinderten- und Rehabilitationssportverein (BRSNW) des Landes weiter, seit vielen Jahren gehört das Sportangebot zum festen Freizeitprogramm im Wohnverbund. Für das integrative Angebot wurde der Verein bereits ausgezeichnet.
Wie sieht das Engagement aus? Anfang des Jahres, so Silvia Fink, gibt es ein Treffen, um die Jahresplanung zu besprechen. „Dann kann jeder sagen, was er machen möchte und kann.“ Wer regelmäßig ins Haus kommt, ist genauso willkommen wie derjenige, der vielleicht nur ein- oder zweimal im Jahr seine Unterstützung anbietet. Auf dem Programm stehen Ausflüge, Ferienfreizeiten, Feiern, die Sportgruppe ist schon beim „Tag der Begegnung“ aufgetreten, die Teilnahme an Dorffesten und im nächsten Jahr natürlich wieder am Bollerwagenzug im Karneval. Und das sind nur einige Beispiele aus einer langen, langen Liste. Beim Sport wird die Gruppe von Monika Diamant von freiwillig Engagierten unterstützt, und wer ein Faible für Kunst hat, ist bei Irmgard Hagen an der richtigen Adresse. Im kommenden Jahr möchte sie ein ganz besonderes Angebot wiederholen: Mit Menschen aus dem Wohnverbund an einem VHS-Kunstkurs teilnehmen. Das gab es schon einmal und war für alle Beteiligten, egal, ob mit oder ohne Behinderung, ein Erfolg.
„Das ist hier wie eine große Familie“, sagt Silvia Fink. „Wie eine Familie, die sich sehr nahe steht. Und es ist ja so: Es kommt nicht die Frau Hagen, sondern es kommt die Irmgard.“ Und die Wiebke, und die Monika, und…
Wer Interesse hat, sich im LVR-HPH-Wohnverbund an der Uedemer Straße in Marienbaum zu engagieren, kann sich hier melden: 02804-910808
Autor:Lea Büren aus Bedburg-Hau |
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