Im Xantener Viktorschrein finden sich Knochen von mehreren Personen und von Tieren
Spannender Blick in die Vergangenheit

Adrian Thyssen, Kaplan Christoph Potowski, Dr. Clive Bridger und Hans-Wilhelm Barking (v.li,) vor der Darstellung des Heiligen Viktor am Xantener Dom. | Foto: CP
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Zu einem "denkwürdigen Ereignis für Xanten, die Kirchengemeinde und den Dombauverein" hatte der Vorsitzende des Dombauvereins Xanten, Hans-Wilhelm Barking, gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Adrian Thyssen eingeladen.

Von Christoph Pries

Xanten. Der Historiker Dr. Clive Bridger stellte im Beisein von Kaplan Christoph Potowski die Ergebnisse einer Untersuchung des Inhaltes des Xantener Viktorschreins vor. Um es gleich vorwegzunehmen: Wer genau sich im großen und kleinen Viktorschrein befindet, kann nach wie vor nicht mit Sicherheit gesagt werden. Aber eines steht fest: es befinden sich hierin Knochenfragmnete gleich mehrerer Personen, Männer und mindestens einer Frau. Auch Knochen eines Schweines konnten die Wissenschaftler identifizieren.
Am Anfang der Untersuchung, die im Jahr 2013, dem Jahr der letzten Viktortracht, durchgeführt wurde, herrschte Zeitdruck. Als der Historiker Dr. Clive Bridger die Erlaubnis vom Bischof in Münster erhielt, hatte er für die Vorbereitung noch genau eine Woche. Auf einen Knochenspezialisten musste das Untersuchungsteam verzichten. Um Zähne zu extrahieren heuerte der Historiker seinen Zahnarzt an.

Die Ergebnisse

Auch die eigentliche Untersuchung musste dann "hopplahopp" in gut einer Stunde über die Bühne gehen. Unter diesen erschwerten Bedingungen sind die Ergebnisse, die der Historiker vorstellte, bemerkenswert.
Ihr Hauptaugenmerke legten die Wissenschaftler dabei auf die Knochen der im Viktorschrein verwahrten Personen, die 18 Urkunden die hierin enthalten sind und auf die Textilien, die im Schrein gefunden wurden. Bridger geht davon aus, dass die meisten Knochenfunde, von einem Mann stammen, der zwischen den Jahren 240 und 381 nach Christus verstorben ist. Er war 1,63 Meter groß und bei seinem Tod zwischen 35 und 45 Jahre alt. Als junger Mann hat er eine Hirnhautentzündung überlebt. Ob es sich dabei um die Gebeine des Heiligen Viktor handelt, bleibt offen.
Damit kann Kaplan Christoph Potowski gut leben. Für ihn geht es mit Blick auf die Viktortracht und den Viktorschrein um Glauben. "Um die Sehnsucht, diejenigen bei uns haben zu wollen, die wir am liebsten haben."
Die stellvertretende Leiterin des Xantener Stiftsmuseums, Elisabeth Maas, fotografierte die Urkunden, die jetzt alle im Bild und übersetzt in der Broschüre zu finden sind. Von den 205 Zeugen, die im Laufe der Jahrhunderte ihre Unterschrift unter die Dokumente setzten, konnten bis auf vier alle identifiziert werden.

Kostbarkeiten

"Spektakuläre und sensationelle Kostbarkeiten" - Clive Bridger gerät mit Blick auf die in den Schreinen gefundenen Textilien-Fragmente ins Schwärmen. Die Funde seien wohl einzigartig auf der Welt. Der Schatz sei im Gegensatz zu den Gebeinen seit 1300 Jahren unangetastet geblieben. Die Erforschung des Viktorschreins ist damit noch lange nicht abgeschlossen. Hans-Wilhelm Barking dankte Clive Bridger für seine Initiative und hofft, dass die "Wissenschaft neugierig bleibt". Eine weitere Chance für eine Untersuchung gibt es aber erst wieder in 25 Jahren, wenn die nächste Viktortracht stattfindet. Die Broschüre mit den neuesten Erkenntnissen zum Inhalt des Viktorschreins ist ab Mitte Dezember an der Kasse des Dombauvereins sowie im Buchhandel erhältlich.

Autor:

Lokalkompass Xanten aus Xanten

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