Mit Störchen und Wildgänsen um die Wette fliegen
Mittlerweile 92 Jahre alt ist Horst Kraft. Der ehemalige Jagdflieger lässt auch heute noch regelmäßig Flugzeuge am Himmel kreisen, allerdings sind die mittlerweile etwas kleiner. Kraft ist das älteste aktive Mitglied des Menzelener Modell Club, der in diesem Sommer 40-jähriges Bestehen feiert. „Das jüngste Mitglied ist fünf Jahre alt“, weiß Michael Niederheide, Schriftführer des Vereins. Es hat schon etwas idyllisches, wenn die Männer auf ihrem kleinen Flugplatz am nordöstlichen Ortsrand Menzelens ihre vielen unterschiedlichen Fluggeräte in den blauen Himmel steigen lassen.
„Wir fliegen auf Sicht“, erklärt Niederheide, womit die in gut 2000 Meter Entfernung stehenden Windräder kein Handicapt für die Bodenpiloten sind. Theoretisch reichen manche Funkverbindungen vom Steuergerät bis zum Flugzeug zwar soweit, aber „da sind unsere Modelle ja nicht mehr richtig zu erkennen“, so Niederheide, was sich dann eben mit dem „auf Sicht Fliegen“ beißt. Genauso „kommen wir nie in Bereiche, die den Luftverkehr stören“, ergänzt Hans-Josef Specker, seit 29 Mitglied und viele Jahre Jugendwart im Verein. Zudem ist der Modellflugplatz offiziell angemeldet, die zivile Luftfahrt muss den Platz in einer Höhe von wenigstens 1000 Fuß, das sind gut 300 Meter, überfliegen. Während bei den Modellfliegern alles angemeldet und versichert ist, treiben den Vereinsmitgliedern die Drohnen, die „jeder kaufen kann und in seinem Garten starten lässt“, so Specker, eher Sorgenfalten auf die Stirn. Denn wenn es dadurch nun neue Einschränkungen und Verbote gibt, leiden sie trotz korrekten Verhaltens unter den neuen Regeln.
Zumal selbst die Natur in Harmonie mit den Modellfliegern zu leben scheint. „Störche und Wildgänse fliegen problemlos neben unseren Fliegern her“, hat Niederheide schon ungewöhnliche Formationen am Himmel erlebt. Und „wenn ein Storch hier auf unserem Platz stolziert, stellen wir sofort den Flugbetrieb ein“, verspricht er. Und die Raubvögel, die ohne Flügelschlag scheinbar stundenlang am Himmel stehen, „verraten unseren Segelfliegern, wo gerade eine gute Thermik herrscht“. Den anderen Modellfliegern hingegen, die über den Motor angetrieben werden, ist das Wetter nahezu egal. „Naja, Sturm und Niederschlag sind ungünstig, aber die Temperatur spielt keine Rolle“, so Niederheide, womit im Prinzip das ganze Jahr über der Menzelener Flughafen Betrieb hat. Der beherbergt nicht nur ein kleines Clubhaus, sondern auch einen Hangar, in dem an den Maschinen geschraubt werden kann, wo man Schutz vor Wind und Wetter findet oder gemeinsam eine Tasse Kaffee trinkt. Wobei gerade der Begriff Gemeinsam für den MMC ein wichtiger ist: Gemeinsam hat man das Clubgelände immer weiter ausgebaut, gemeinsam hat man einen 800 Meter langen Graben gezogen und die Stromleitungen fachmännisch verlegt, und gemeinsam mit der Nachbarschaft wird regelmäßig gefeiert. „Insbesondere am Tag der offenen Tür, den wir immer am Vatertag begehen, laden wir die Nachbarn aus dem Ort ein“, sagt Niederheide. Zudem werden Partnerschaften beispielsweise mit den Jägern gepflegt oder anderen Vereinen in der Nachbarschaft. Mit den Modellfliegern aus der Partnerstadt Herentals in Belgien gibt es nicht nur regelmäßig Kontakt, „wir treffen uns auch immer wieder mal“, sagt Niederheide.
Jugendarbeit wurde und wird beim MMC seit vielen Jahren groß geschrieben. Allerdings ist es immer schwieriger, interessierten Nachwuchs zu finden. „Wir haben es einmal geschafft, 15 Jahre nacheinander Nachwuchs zur Deutschen Meisterschaft der Modellflieger zu bringen“, berichtet Niederheide über die gar nicht so lange zurückliegenden Erfolge. Doch jetzt konzentriert sich allmählich auf die Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag, der am 24. September ab 14 Uhr auf der Platzanlage in Menzelen gefeiert wird. Die befreundeten Belgier stehen da genauso selbstverständlich auf der Gästeliste wie die Nachbarn. „Wir werden auch mit den benachbarten Vereinen feiern, haben Bürgermeister und Ortsvorsteher eingeladen und auch den Bundesverband“, fasst Niederheide die Gästeliste zusammen.
Wer nicht zur Geburtstagsfeier kommen kann, um sich einmal selbst einen Eindruck von der Modellfliegerei zu machen, sollte einfach sonntags zwischen 10 Uhr und 14 Uhr einmal nach Menzelen in die Straße Am Hanning fahren. Denn da fliegt nicht nur die Vereinsjugend, Gäste sind dann eingeladen, einmal zum Schnuppern vorbei zu kommen und sich vielleicht einmal am Flugsimulator zu versuchen oder mit den Wildgänsen eine Formation zu bilden.
Autor:Camillo Kluge aus Xanten |
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