Birtener "Rohrzangenmissionare" sind wieder unterwegs nach Namibia
Birten. „Wasser für Gobabis“ - so lautet der Name des Vereins, der sich seit über 25 Jahren dafür einsetzt das Leben in Missionsstationen im afrikanischen Namibia zu verbessern. Bereits im April ging ein mit Wasserleitungen und anderen Materialien beladener Seecontainer auf die tausende Seemeilen umfassende Reise in den namibischen Seehafen Walfis Bay. Sieben Aktive des Vereins „Wasser für Gobabis“ folgen in zwei Gruppen am 13. und am 30. Juni.
Es war ein Vortrag der Missionarin Schwester Dominica, geborene Marga Lemken aus Birten, der die Hilfsbereitschaft weckte. Die Missionarin berichtete im Gemeindehaus St. Viktor über ihre Arbeit in Namibia und dass es den Menschen dort am Lebensnotwendigsten fehle. Kein Wasser, kein Strom - und hier setzte dann die Initiative um Elektroinstallateurmeister Aloys Werner an. Aus der spontanen Zusage: „Schwester wir helfen Dir“ - wurde ein jahrzehntelanges Engagement von Birtener, Alpener, Xantener oder Büdericher Bürgern.
Jahr für Jahr wurde Urlaub, Freizeit und auch Geld geopfert, um anfangs in der Missionsstation Dornfeld (gehört zur Stadt Gobabis) eine entsprechende Grundversorgung aufzubauen. „Es waren noch andere Zeiten, damals, vor über 25 Jahren“, erinnert sich Willi Spettmann an die ersten Touren nach Namibia. Es war die Zeit der Apartheit und so konnte es geschehen, dass Missionsstationsleiter Pater Philipp Pöllitzer das Städtchen Gobabis verlassen musste, weil ausschließlich schwarze Kinder Aufnahme in der Station fanden. In Dornfeld, einer ehemaligen Farm wurde eine neue Missionsstation errichtet. Die Versorgung mit Wasser und Strom war eine glatte Fehlanzeige, wie eine erste Erkundungstour rasch zeigte. Und so wurden im Laufe der Jahre Brunnen gebohrt, Wasserleitungen verlegt und Druckbehälter im neu gebauten Wasserhaus aufgestellt. Es galt Jungen- und Mädcheninternate, Schwesternheime und Großküchen mit Wasser und Strom zu versorgen. Willi Spettmann weiß lebendig und anschaulich von diesen Reisen zu berichten. Bürokratische Hindernisse werden mit Humor und Improvisationstalent gemeistert. So half der Kofferaufkleber „Rohrzangen-Missionare“ wunderbarerweise dabei, dass die strengen Gewichtskontrollen am Flughafen etwas großzügiger als üblich ausfielen.
Besonders beeindruckt zeigt sich Willi Spettmann über den begeisterten Empfang, den die Kinder den Mitgliedern des Vereins immer wieder zuteil kommen lassen. Die Dankbarkeit des Lehrpersonals, der Nonnen und Missionare bildet ebenfalls ein starkes Motiv zu erneuten Hilfsreisen.
Mittlerweile sind die Aktivitäten auf die Missionsstationen Aminuis, Döbra, Keetmannshoop und ganz neu auf Tses ausgeweitet worden. Von Anfang an war das Bestreben der Vereinsmitglieder „Hilfe zur Selbständigkeit“ leisten zu wollen. Selbstkritisch merkt Spettmann an, dass dieses Ziel noch nicht erreicht sei. Offensichtlich verlässt man sich zu sehr auf die Spezialisten aus Deutschland, die es schon richten werden. Ein wenig Sorge bereitet dem Vereinsvorsitzenden auch das hohe Durchschnittsalter. Eine wichtige Aufgabe wird darin bestehen jüngere Helfer zu gewinnen. Vielleicht fühlt sich ja der ein oder andere angesprochen, denn Willi Spettmann berichtet nicht nur von erfüllender Arbeit und tiefer Dankbarkeit, sondern auch von gemütlichen Abenden unter afrikanischem Sternenhimmel. Dabei darf dann auch das, nach deutschem Reinheitsgebot gebraute „Windhuk-Lager“, nicht fehlen.
Autor:Christoph Pries aus Xanten |
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