Von Hamb in die Welt - Interview mit "Slammer" Sebastian23
Beschauliche Zeiten in Hamb: Das war einmal. In seinem Heimatort ist Sebastian Rabsahl nur noch selten zu sehen, denn er hat einen vollen Terminkalender bis Ende des Jahres. Sebastian Rabsahl ist Poetry Slammer. Was bitte? Er ist einer jener Typen, die mit kurzen - manchmal poetischen - Texten mit allem, was die deutsche Sprache hergibt auf Festivals und Lese-Wettbewerben die Bühne „rocken“. Er war auch mal ganz früher ehemaliger Austräger unseres Xanteners. Vom Xantener Stiftsgymnasium ging es später auf die Bühnen dieser Welt. Als „Sebastian23“ liest er selbst verfasste heitere Texte und hat schon jede Menge Lorbeeren und Preise eingeheimst. So ist er unter anderem in Paris „Poetry Slam-Vizeweltmeister" geworden. Den ersten Platz schaffte er in der Teamwertung mit seiner Truppe „Smaat“. Zudem hat er mittlerweile auch ein eigenes Buch und ein Soloprogramm und ist ab und an auch in TV-Shows wie „TV total“ und „Quatsch Comedy Club“ zu sehen.
Für den Xantener stand er Rede und Antwort.
Der Xantener: Erzähl bitte kurz, wie es von Hamb „in die Welt“ ging.
Sebastian23: Nach meinem Abi am entzückenden Stiftsgymnasium ging ich zum Studieren nach Freiburg an die ebenso entzückende heutige Elite-Uni. Da ich im Hauptfach Philosophie auf Magister studierte, hatte ich viel Freizeit. Und statt einen Taxi-Schein zu machen, ging ich zu Poetry Slams. Das sind literarische Vortragswettbewerbe, bei denen meist in Kneipen oder Clubs Jungmenschen mit selbstverfassten Texten gegeneinander ans Mikro treten. Und Bier trinken. Recht schnell wurde ich dann auch in andere Städte eingeladen und so kam eins zum anderen. Heute bin ich europaweit unterwegs und freue mich, den Vizeweltmeistertitel im Poetry Slam für Deutschland gewonnen zu haben. Und mit Deutschland meine ich Hamb.
Hat es sich in der Schule schon abgezeichnet, dass Deutsch und Sprache „Dein“ Fach ist, aus dem sich was machen lässt?
Nein, ich habe Deutsch nach der 12. Jahrgangsstufe abgewählt. Das mag aber daran gelegen haben, dass ich einige mehr oder minder persönliche Schwierigkeiten mit meiner damaligen Deutsch-Lehrerin hatte. Allerdings stimmt wohl auch, dass ich schon quasi immer seltsame Geschichten geschrieben habe. Meine erste Veröffentlichung war denn auch eine Kurzgeschichte, die etwa 1990/91 in der Schülerzeitung des Stiftsgymnasiums erschien.
Wie weißt Du, was das Publikum hören möchte? Machst Du Dir beim Schreiben von Texten darüber Gedanken oder wäre das der falsche Weg?
Naja, mit der Zeit lernt man schon die Erwartungshaltung des Publikums genauer kennen. Aber ich schreibe nach wie vor meine Texte so, dass sie mir gefallen und meinen Ansprüchen genügen. Zum Glück kam das bis jetzt oft sehr gut an.
Was verbindet Dich noch mit Hamb? Erinnerst Du Dich eventuell gerne zurück?
Was soll denn das „eventuell“ in der Frage? Hamb ist doch ein wunderbares Dorf - auch wenn ich es als Jugendlicher nicht unbedingt als superspannend wahrgenommen habe. Das Positive daran war, dass ich immer viel Zeit und Ruhe zum Schreiben hatte. Meine Eltern wohnen nach wie vor in Hamb und ich bin immer gerne dort zu Besuch.
Du hast dort sechs Jahre lang den Xantener ausgetragen...
Ja, da hab ich dann einmal in der Woche jeden noch so abgelegenen Winkel Hambs abgelaufen und jeden Briefkasten genauer kennen gelernt. Eine wunderbare, innerlich zutiefst erfüllende Aufgabe. Nicht besser als Sex, aber gut.
Diverse Auszeichnungen, TV-Auftritte, CDs: Nach oben ist noch jede Menge offen, oder?
Ich hoffe ja, eines Tages auf einer Südseeinsel einen Gott-ähnlichen Status zu erhalten und von den Eingeborenen mit Südfrüchten versorgt zu werden. Mit Südfrüchten meine ich natürlich optisch ansprechende, eingeborene Damen.
Von heiteren Texten auf Poetry Slams ist es zum klassischen Stand-up-Comedian kein großer Weg...
Ich bin sowohl bei „Nightwash“, als auch im „Quatsch Comedy Club“ aufgetreten. Allerdings präsentiere ich dort fast genau die gleichen Texte, wie bei Poetry Slams. Das ist natürlich etwas anderes, als Stand-Up im Sinne Mittermeiers und Nuhrs, aber gerade diese Andersheit wird meist gerne gesehen. Ist eben etwas Neues.
Wer Sebastian23 sehen will. Am 23. April tritt er im Radhaus Kleve auf.
Mehr von ihm und weitere Termine auf http://www.myspace.com/mondschaf
Autor:Michael Hoch aus Düsseldorf |
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