"Treffpunkt Ohrensessel" bringt Kindern Bücher näher
„Treffpunkt Ohrensessel“ lautet der Name für eine Veranstaltungsreihe, die von der Stadtbücherei seit einem Dutzend Jahren durchgeführt wird und 2008 mit dem Ehrenamtspreis vom Kreis Wesel bedacht wurde. Nahezu jeden Samstag lässt sich ein Vorlesepate in eben jene Sessel sinken und liest einer bunten Kinderschar aus einem Kinderbuch vor. Und je nachdem, welches Buch sich der Pate ausgesucht hat, wird zudem gebastelt oder gemalt, gesungen oder gespielt. Diesmal geht es um die kleine Hexe Petronella Apfelmus, die in einem Apfelbaum lebt und dort so einiges erlebt. Passend zum Thema wird Vorlesepatin Ursula Schreiber anschließend mit den Kindern noch ein paar Apfelhexen basteln.
Seit zehn Jahren bereits hat Ursula Schreiber diesen samstäglichen Job, den sie aber ganz offensichtlich mit Freude ausübt. „Ich lese selbst gerne und finde es wichtig, den Kindern Bücher näher zu bringen. Es macht einfach Spaß und ist ein schöner Ausgleich zum Alltag“, sagt sie. Valerie Petite pflichtet ihr bei. Auch sie ist schon einige Jahre als Vorlesepatin dabei, weil „ich möchte in Kontakt mit jungen Kindern bleiben. Eine größere Freude als mit Kindern zu arbeiten, gibt es nicht.“
Insgesamt sind es derzeit acht aktive Vorlesepaten, auf die Bücherei-Leiterin Anita Rosenberg zurückgreifen kann, darunter sogar Xantens „Erster Bürger“. „Thomas Görtz liest schon mehrmals i Jahr vor“, betont Rosenberg, dass der Bürgermeister nicht nur ein einmaliges Gastspiel gab. Das ist insofern erwähnenswert, da es sich nicht nur um das Stündchen Vorlesen an sich dreht. Die Vorlesepaten müssen sich ja ein Buch aussuchen, sich vorbereiten, in dem sie passende Passagen aus dem Buch zusammenstellen und womöglich dann auch mehr zum Thema wissen oder eben ergänzendes Programm parat haben.
„Die Kinder kennen sich sehr gut aus, da muss man gut vorbereitet sein“, weiß Rosenberg. Zumal heute Kinderliteratur auch schon einmal aktuelle Themen schneidet. Jüngst wurde aus dem Buch „Zuhause kann überall sein“ von Irena Kobald/Freya Blackwood vorgelesen. Da muss das kleine Mädchen Wildfang vor dem Krieg aus seiner Heimat fliehen. „Die Kinder stellten danach sehr viele Fragen zu den Aussiedlern“, berichtet Petit.
„Kinder wollen Spannung“, sagt Petit, „die Geschichte muss fesselnd sein, nicht gruselig.“ Wobei Schreiber gleich auf einen Vorteil beim Vorlesen kommt: „Beim Vorlesen kann ich eine Pause machen, zwischendurch einmal etwas ergänzen.“ Oder wenn es mal wirklich gruselig wird, wie beispielsweise in den klassischen Märchen, die auch immer wieder einmal ein Thema sind, werden „gruselige Stellen schon mal durch witzige Ergänzungen überspielt“, nennt Schreiber ihr Rezept. Fremde Kulturen beispielsweise durch afrikanische Märchen näherbringen, Elemente der klassischen Musik einbauen über Zauberflöte oder Sommernachtstraum sind weitere Aspekte, die von den Vorlesepaten aufgegriffen werden. Sogar in englischer oder französischer Sprache finden ein paar Mal im Jahr Vorlesungen statt. Insofern zeigt sich der „Treffpunkt Ohrensessel“ mit seinen Vorlesepaten wesentlich facettenreicher als der Name allein vermuten lässt.
Autor:Camillo Kluge aus Xanten |
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