Ihre Sendung ist angekommen! Wirklich?

Paketstation. Jederzeit einsatzbereit!
  • Paketstation. Jederzeit einsatzbereit!
  • hochgeladen von Udo Watzdorf

„Ihre Sendung ist da!“ verkündete ein gelbes Postdokument in meinem Briefkasten. Na ja, da war sie noch nicht wirklich, die Sendung. Aber ich konnte sie abholen. Bereits auf dem Weg zur bekannten Postagentur in der Innenstadt der Xanten warnte mich ein unklares Gefühl. Ich sah genauer hin und entdeckte, dass ein Kästchen angekreuzt war, mit dem Hinweis: „Ihre Sendung liegt in der Packstation“. Packstation? Handschriftlich daneben das Wort „ALDI“. Schon in der neuen deutschen Schreibweise, nämlich in Druckbuchstaben. Mir war dieses gelbe Möbel, das aussah wie eine Kombination von Bahn-und Bankschließfächern neben dem hiesigen „Aldi“ erinnerlich. Daher fuhr ich dorthin, stand staunend vor dem knallgelben Fächerschrank und versuchte, mich zu orientieren. Schließlich fand ich auch den Berührungsbildschirm ( unter Eingeweihten auch als Touchscreen bekannt), etwa in der Größe eines Frühstücksbrettchen. Ich berührte die Starttaste; ein neues Menue forderte mich auf, mich als „Packstation für alle“ oder als „Log in für registrierte Nutzer“ zu outen. „Packstation für alle“ war meine Wahl, und ich erhielt als Antwort: „Sendung einlegen“ oder „Sendung abholen“ . Letzteres führte zu der AAnweisung: „Bitte Scannen sie den Strichcode“. Erst Jetzt bemerkte ich den aufgeklebten Strichcode auf der Benachrichtigung. Scannen, klar, das ist für mich kein Problem. Schließlich beobachte ich diesen Vorgang bei jedem Einkauf an der Kasse im Supermarkt. Ich legte also den Abschnitt auf den plötzlich erleuchteten, gläsernen Einschub im Frontbereich. Aber diesmal ging es nicht „Weiter“. Im Sensorbildschirm lief jetzt ein wenig attraktiver Videofilm mit der Abholbenachrichtigung in der Hauptrolle. Absoluter Höhepunkt war die Sequenz, wo der Abschnitt vor dem Einschub beharrlich rauf und runter ruckelte. Aha, also wohl den Barcode nur zeigen, nicht aufdrücken. Das war richtig. Rechts und links glimmten kleine rote Lichter auf. Es erschien das nächste Bild. Das zeigte eine Schreibmaschinentastatur und die schriftliche Bitte, meinen Vor und Nachnamen einzugeben. Doch das ging irgendwie schief, mein Name war nicht mein Name– wahrscheinlich die Aufregung! Ich berührte sanft die Taste „Zurück“. Allmählich fand ich Gefallen an dem Spiel. Die Prozedur ging von vorne los, aber schon viel zügiger als beim vorherigen Versuch. Nun bemerkte ich auch die Taste „Korrigieren“, um einen Eingabefehler sofort zu berichtigen. Das nächste Bild, war kein Bild, sondern nur ein grauer, leerer Bildschirm. Ich las: „Mit dem Finger unterschreiben“. Gesagt, geschrieben! Wie von Geisterhand erzeugt, erschien meine Fingerunterschrift klar lesbar auf dem Schirm. Die nächste Berührung führte schließlich zu dem absoluten Erfolgserlebnis der letzten Tage. Irgendwo auf der Front dieses Paketstation klappte geheimnisvoll ein Schließfach auf. Darin lag, wie versprochen, meine Sendung. Nun war sie wirklich da!

Autor:

Udo Watzdorf aus Xanten

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