Judith Joosten legt los
Judith Joosten ist eine ambitionierte Sportlerin. Die 17-jährige Sonsbeckerin ist seit acht Jahren für die „Roten Teufel“ aktiv. Ihre Spezialität ist die Mittel- und Langstrecke ab 3000 Meter aufwärts Im Rahmen unserer Serie „Über alle Hürden“ stellen wir junge Sportler vor, die über ihre Hobbys, ihre Ausbildung oder ihre Zukunftspläne berichten. Das Lauftalent von Judith Joosten wurde bereits in der Grundschule entdeckt. Als Neunjährige nahm sie am Sonsbecker Brunnenlauf teil und zeigte dabei gleich, was in ihr steckt. Kirsten und Stephan Joosten, ihre Eltern, sehen wohlwollend, wenn ihre Tochter mal wieder leichtfüßig über die Bahn huscht, neigen selber aber eher dem „Breitensport“ zu, wie sie augenzwinkernd mitteilen.
Von Anfang an aktiv war Judith Joosten beim SV Sonsbeck. Daran soll sich auch nichts ändern. Hier kennt sie das Umfeld, hier hat sie mit Trainer Johannes Krasemann eine wichtige Vertrauensperson. „Bei großen Vereinen bin ich eine von vielen. Wenn es Probleme gibt, bleibt die Förderung ganz schnell aus“ schätzt die 17-Jährige die „Spielregeln“ in der Leichtathletik sehr realistisch ein.
Neben ihrem Sport, der ein sechsmaliges wöchentliches Training erfordert, gilt es noch die Anforderungen der Schule zu meistern. Judith Joosten besucht das Gelderner Friedrich-Spee-Gymnasium. „Extrawürste“ kann sie hier nicht erwarten. Allein die Fahrten zum Gymnasium und wieder nach Hause gestalten sich sehr zeitaufwändig. Das ein Jahr schneller zu absolvierende Abitur führt zu enormen Leistungsdruck. „Manchmal werden bis zu drei Klausuren in einer Woche geschrieben“, beschreibt Judith Joosten die Anforderungen. Mit Leistungsdruck kann sie aber sehr gut umgehen. Das letzte Zeugnis enthielt lediglich die Noten „Eins“ und „Zwei“. Obwohl sie eine gute Schülerin ist, zögert sie bei der Beantwortung der Frage nach den Lieblingsfächern. Schließlich nennt sie die Fächer Sport und Biologie. Ihr Berufswunsch passt dazu: Nach der Schule möchte sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnen. Schule, Sport, was bleibt? In ihrer knapp bemessenen Freizeit trifft sie sich mit den anderen Aktiven ihrer Trainingsgruppe. Dann geht es schon mal zum Bowlen. Die flotte Läuferin tanzt auch sehr gern. Aber wenn, dann mit „Papa“, lacht sie. „Ihr Freund Joeri steht nämlich auf dem Standpunkt ein guter Bär tanzt nicht“, schmunzelt Stephan Joosten.
Von Mutter Kirsten gibt es noch ein Extra-Lob für ihre Back- und Kochkünste. Dabei achtet Judith Joosten nicht sehr akribisch auf ihre Ernährung. „Im Prinzip esse ich alles, was mir schmeckt“, sagt sie, wobei natürlich vor wichtigen Wettkämpfen durchaus Wert auf das richtige Essen gelegt wird. Der Erfolg gibt ihr recht: Mit Zeiten von 10.10 Minuten über 3000 Meter, 18.27 Minuten über 5000 Meter und 38.50 Minuten über die 10000-Meter-Distanz gehört sie zur dünnen deutschen Läuferspitze. Judith Joosten weiß genau, wo den Aktiven hierzulande der Schuh drückt. „Es ist sehr schwierig in Deutschland Leichtathletik als Spitzensport zu betreiben. Man kann von diesem Sport kaum leben.“ Neben der mangelnden Förderung führt sie als Grund auch die Unvereinbarkeit von Schule oder Beruf und diesem Leistungssport an. Und so ist es fraglich, ob sie ihren bisher größten Erfolg aus dem vergangenen Jahr wiederholen kann. Bei der deutschen Meisterschaft im Crosslauf landete die Sonsbeckerin auf dem vierten Platz. Im März tritt sie wiederum an. Es wäre schön, wenn dann wieder Athleten aus „Sooonsbeck“, die immer als „Underdogs“ antreten, den Aktiven aus den großen Vereinen die Hacken zeigen können.
Autor:Christoph Pries aus Xanten |
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