Öl(p)traum

Nee, ne!?!? Das ist nicht der Wecker – oder?!?!
Geht der morgendliche Wahnsinn wieder von vorne los!
Gestern wollte ich doch den Wagen noch voll tanken – war doch wieder Billig-Dienstag. Oder war das schon Montag?!
Oh Mann!!! Die Tankanzeige stand doch schon auf rot.
Ok Frühstück gibt’s heute in der Mittagspause. Tanken ist jetzt wichtiger – und mal wieder teurer!!!!
Zum K…… Demnächst kann ich mein Gehalt ja gleich an den Mineralölkonzern überweisen lassen.
Hilft nichts – Zapfhahn in den Stutzen, Augen zu und einfach den Griff ziehen – auch wenn’s weh tut. Da läuft der teure Saft und verschwindet irgendwo zwischen Motor und Auspuff, bevor er sich in den nächsten Tagen klamm heimlich wieder in Luft auflöst.
Jedes mal erscheinen mir die grinsenden Gesichter der Ölscheiche, der Raffineriebosse und unserer Volksvertreter. Einer wie der andere schauen mich mitleidig an, wie ein armes Grillwürstchen, das auf heißer Glut hin und her gewendet wird, bevor es verschlungen wird
„Geh doch zu Fuß oder fahr Fahrrad“ reden sie mit lästerlicher Mine auf mich ein, bevor mich armes Würstchen einer von Ihnen vom Grill holt und mich nach allen Regeln der Kunst aussuzzeln will.
„Na wartet!“ Grummel ich, während ich die Betankung abbreche und mit halb vollem Tank und Vollgas das feindliche Terrain des Ölkonzerns verlasse, um gleich 200 Meter weiter ein Passfähiges Foto von mir aufnehmen zu lassen, das ich portofrei voraussichtlich in 2 Wochen zugestellt bekomme.
Jetzt reicht’s aber. Was denn sonst noch alles?
Wie wär’s noch mit einem kleinen Stau? „Warum nicht?“ fragt mich mein Schicksal und zwingt mich zu ungewollter Ruhe.
‚Oooooommmm’ so bringe ich mit asiatischen Grunzlauten mein Jing wieder in Einklang mit meinem Jang, während ich in den unterbesetzten Großraum-Offroad-liner neben mir glotze. Hat was – so ein bewegliches Einfamilienhaus. Wie war doch noch gleich der neue Slogan der Nobelmarke mit dem Stern: Wenn Stau, dann mit Stil?!
Ich merke, dass diese Werbeaussage wohl äußerst wirksam gewesen sein muss. Rund um mich herum hat sich eine regelrechte Wagenburg aufgebaut. Und hinter jeder Scheibe sitzt ein (zahlenmäßig 1) einsamer, verbissener General, der am liebsten wohl eine Panzerfaust aus dem Kofferraum geholt hätte, um sich seinen Weg durch den Stau frei zu schießen.
Was wäre wohl, wenn alle diese Generäle ihre Pseudopanzer einfach off roadmäßig neben der Straße parkten und gemeinsam in eine (zahlenmäßig 1) zivile Familienkutsche umsteigen würden? Meine Jings und Jangs werden auf einmal sehr aktiv und geben mir eine fast schon romantische Vision wieder: Wahrscheinlich würde sich der Stau in null komma nix auflösen, alle wären innerhalb kürzester Zeit am Ziel und alle hätten gleich jede Menge Sprit gespart.

Faszinierend! Für einen Moment fühle ich mich nicht mehr wie das arme Würstchen. Im Gegenteil. Mit der Grillgabel piekse ich in Gedanken genüsslich jedem einzelnen in seinen Allerwertesten: Dem Ölscheich, dem Raffinerieboss und auch dem Volksvertreter.
Leider hält dieser erhebende Moment nur für kurze Zeit, denn mein Hintermann hupt mich aus meinen Träumen und ich freue mich über die 20 Meter, die ich in der Schlange weiter stottern kann. Willkommen in der Realität!
Hach ja, Träume sind Schäume – oder?!?!

Übrigens, gleich heute noch trage ich mich bei einem der Mitfahrkonten im Internet ein. Denn ich denke mir, je mehr mit machen, umso größer ist die Chance, alle unter einen Hut – ähm – in ein (zahlenmäßig 1) Auto zu bekommen … und der Krieg auf den Straßen und an den Zapfsäulen hätte ein Ende.

Ich arbeite daran. Vielleicht sehen wir uns ja bald – auf meinem Beifahrersitz?!
Einfach anmelden bei den regionalen Mitfahrkonten – Sie finden mich dort.

Ulrich Schönhoff

Autor:

Ulrich Schoenhoff aus Xanten

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