Gebärdensprache erlernen in der VHS - Xanten
Sehr leise ist es in dem Klassenraum, wo Birgit Appelbaum gerade unterrichtet. Hier lernen acht Interessierte die Gebärdensprache in einem Kurs der VHS.
Die Gründe hierfür sind verschieden. Einige studieren in Nimwegen Logopädie und denken, dass es ihr Studium bereichert, aber auch, dass sie es in der Zukunft sicherlich positiv anwenden können. Das Ehepaar Elisabeth und Michael Madejsky ist aus reinem Interesse an der Sache da. Sie ist Krankenschwester und denkt, es kann immer mal eine Situation geben, wo man es gebrauchen kann. Anders ist die Sache bei Judith Gruchmann aus Xanten. Ihr zweijähriger Sohn ist gehörlos geboren. Er hat zwar Cochlea-Implantate mit denen er hören kann, aber sie möchte sich auch ohne die Geräte mit ihrem Sohn verständigen können.
Bevor es los ging, mussten alle das internationale Fingeralphabet lernen. Anders als wir die Zeichensprache kennen, gibt es hier andere Zeichen. Damit man nicht immer den ganzen Namen buchstabieren muss, geben sich Gehörlose so genannte Gebärdennamen. Mit einer Geste ist der Name gebärdet und das lästige, langwierige Buchstabieren entfällt. „Mein Gebärdenname zeigt, wie ich in einen Apfel beiße,“ erklärt die Lehrerin, „angelehnt an meinen Nachnamen Appelbaum.“ Eine andere Kursteilnehmerin klopft sich zweimal auf den Oberschenkel „Das zeigt, wie ich meinen Hund rufe, weil ich eine Hundenärrin bin!“
Die Anfangsschwierigkeiten haben jetzt auch alle im Griff. „Ich wusste nicht, ob ich mehr auf die Gebärde, oder auf den Mund achten soll, der ja ohne Laute die Worte formt.“ sagt Elisabeth Madejsky. Bei anderen war es schwer, nicht selbst die Wort laut zu sprechen, oder die Zeichen der anderen zu verstehen.
Mittlerweile finden kleine Dialoge statt mit Gesten, die auch ein nicht Gehörloser deuten kann. Das Streichen über die Wange bedeutet bitte, Daumen hoch für super und Daumen runter für schlecht, das erscheint alles noch logisch. „Wenn man sich über den Handrücken streicht, bedeutet es Entschuldigung. Hier ist es wichtig, das man gegen den Uhrzeigersinn streicht, sonst bekommt die Gebärde im Zusammenhang vielleicht eine ganz andere Bedeutung. Auch sollte man auf automatisierte Gesten verzichten. Einige Menschen streichen sich zum Beispiel während sie sich unterhalten ihre Haare hinters Ohr oder schieben die Brille hoch. Während man gebärdet, achtet der Gegenüber auf alles und eine solche Gebärde, würde den Zusammenhang eines Satzes völlig entfremden.“ so Appelbaum.
Sie selbst kam zur Gebärdensprache, als sie Mutter eine gehörlosen Tochter wurde. „Ich möchte es gerne anderen vermitteln, denn meine Tochter hat gerade ihr Fachabi absolviert und geht jetzt ihre eigenen Wege. In der heutigen Zeit gibt es für Gehörlose viel mehr Möglichkeiten zu kommunizieren. Wobei viel zu wenige Sendung im TV untertitelt sind, so ist doch mit Internet, Web-Cams und SMS-Nachrichten alles etwas einfacher geworden. Vor 20 Jahren gab es gerade mal das Fax. Gerade im alltäglichen Leben stoßen Gehörlose oft an ihre Grenzen. Eine einfache Terminabsprache beim Arzt ist nicht möglich, ohne fremde Hilfe.“ resümiert Birgit Appelbaum.
Die Verabschiedung ist ein freundliches Winken, das auch ich, als Hörende ganz eindeutig deuten kann. Ikü
Autor:Ingrid Kühne aus Xanten |
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