Als Texter in die Selbstständigkeit
Der Xantener Matthias Otto gibt einen interessanten Einblick in sein Leben

Als Texter in die Selbstständigkeit
Matthias Otto, freiberuflicher Texter aus Xanten, zählt zu dem kleinen Kreis der jungen Leute, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben. Laut einem Bericht der Welt haben sich lediglich 2% der unter 35-Jährigen in Deutschland bereits selbstständig gemacht. Auch der KfW-Gründungsmonitor 2018 bestätigt, dass in kaum einem EU-Land weniger junge Leute eine eigene Firma gründen wollen als in Deutschland. Trotz eines allgemeinen Konjunkturschubs ist im Jahr 2017 die Zahl der Existenzgründer gesunken: lediglich 557.000 Personen (-17% gegenüber dem Vorjahr) haben eine neue selbstständige Tätigkeit aufgenommen – so wenige wie noch nie. Wir haben uns mit Matthias getroffen und mit ihm über seinen Weg in die Selbstständigkeit und seine tagtägliche Arbeit gesprochen.

Matthias, wann hast du dich selbstständig gemacht und wie ist es dazu gekommen?

Ich habe mich zum 01.06.2013 selbstständig gemacht und arbeite seitdem als freiberuflicher Texter. Nach meinem Bachelor-Studium in Köln (2005-2008) und Master-Studium in Amsterdam (2009) führte mich mein erster Job zu einem Logistikunternehmen im Duisburger Innenhafen, wo ich als Assistent der Geschäftsführung arbeitete. Trotz der vielfältigen Aufgabengebiete wuchs in mir schnell der Wunsch nach mehr Kreativität, sodass ich im Jahr 2011 bei einer in Dinslaken ansässigen Full-Service-Agentur anheuerte. Hier wurde ich als Texter eingestellt und lernte alle Facetten des Agenturlebens kennen. Ich entwickelte in dieser Zeit eine besondere Leidenschaft für das Texten und wurde, nicht zuletzt wegen meines großen Interesses an Sprachen, zunehmend für internationale Kampagnen eingesetzt. Zu meinen Aufgabengebieten zählten neben dem Erstellen von deutsch- und englischsprachigen Texten auch Übersetzungen, das Lektorieren von Inhalten und das Thema Suchmaschinenoptimierung. 2013 wagte ich schließlich den nächsten Schritt in meiner beruflichen Laufbahn und machte mich in meiner Heimatsstadt Xanten als Texter selbstständig.

Was genau macht ein Texter und wie genau unterstützt du deine Kunden?

Als Texter erstelle ich in erster Linie Inhalte, und zwar sowohl für Webseiten als auch für Print-Produkte wie Broschüren oder Magazine. Die Aufgabengebiete sind dabei genauso vielseitig wie meine Kunden. So habe ich beispielsweise für einen Kunden aus der Fahrradindustrie die komplette Blog-Redaktion übernommen, während ich für einen Kunden aus der Geländerbranche suchmaschinenoptimierte Texte verfasse, Inhalte übersetze und Dokumente lektoriere, bevor diese online gestellt bzw. gedruckt werden. Mein bisher größtes Projekt war die komplette englische Betextung eines Expertenportals zum Thema Verpackungsklebstoffe und Lebensmittelsicherheit für einen internationalen Konsumgüter- und Klebstoffkonzern. Im Prinzip kann man sagen, dass ich die gesamte Bandbreite an Dienstleistungen rund um die Texterstellung, -prüfung und -anpassung anbiete. Zunehmend wichtiger wird dabei die Suchmaschinenoptimierung. Hier geht es darum, Inhalte so zu verfassen, dass diese möglichst weit oben in den Ergebnislisten von Suchmaschinen wie Google angezeigt werden, um dadurch mehr potentielle Kunden auf die Webseiten meiner Auftraggeber zu lenken.

Was sollte bzw. muss ein freiberuflicher Texter mitbringen?

In erster Linie die Liebe zur Sprache und Freude am Texten, aber auch die Fähigkeit, sich selbst in komplexe Themen schnell einzuarbeiten, eine gute Auffassungsgabe, Kreativität, einen sicheren, zielgerichteten Schreibstil und den Blick für das Wesentliche. Damit meine ich, dass Unternehmen oftmals an mich herantreten, weil sie nach eigener Aussage den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Hier komme ich ins Spiel. Ich arbeite mich intensiv in das jeweilige Themengebiet ein und ermittle aus den bestehenden Informationen die Quintessenz. Ganz entscheidend sind natürlich auch Selbstmotivation und Disziplin, da ich zu 99% von zuhause arbeite.

Was sind die größten Herausforderungen bei deiner Arbeit?

Häufig wird vergessen, wieviel Herzblut hinter einem selbst geschriebenen Text steckt. Denn als Texter recherchiere ich, führe Interviews durch, werte Informationen aus und erstelle daraufhin ein Konzept. Erst dann beginnt die eigentliche Schreibarbeit. Meine Kunden sind sich dessen bewusst und bringen mir Wertschätzung für meine Arbeit entgegen. Gerade dann aber, wenn es um die Neukundengewinnung geht, muss man oft viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten, auch in puncto Preisgestaltung. Eine weitere Herausforderung: Als Texter arbeitet man zumeist alleine, sofern man nicht Bürogemeinschaften, sogenannte Coworking Spaces, gründet. Die Folge ist, dass der soziale Austausch oftmals etwas kurz kommt. Gerade aus Agenturzeiten bin ich es z. B. gewohnt, eine gemeinsame Mittagspause zu machen und mich mit meinen Kollegen und Kolleginnen auszutauschen. Als Selbstständiger darf man natürlich auch nicht vergessen, dass Themen wie Akquise, Buchhaltung, Administration oder Weiterbildung Notwendigkeiten sind, die Zeit kosten, aber zunächst kein Geld einbringen. Das alles sind aber nur Kleinigkeiten – ich persönlich habe als Texter meinen absoluten Traumjob gefunden.

Was machst du sonst gerne?

Ich bin Sportler durch und durch, bin über die Leichtathletik zum Fußball gekommen und kicke seit vielen Jahren im lokalen Dorfverein. Meine zweite Leidenschaft ist das Reisen. Ich hatte das Glück, bereits viele tolle Orte auf unserer Welt erkunden zu dürfen. So denke ich immer gerne an meine 6 Monate Work & Travel in Australien und Neuseeland zurück, oder an die atemberaubenden Reisen durch die USA, Peru, Norwegen, Portugal, Deutschland oder Slowenien. Ich liebe die Natur, denn nur hier bin ich vollkommen frei, kann abschalten und neue Energie tanken. Des Weiteren erfüllt es mich mit Glück, Menschen kennenzulernen, in ihre Kultur einzutauchen und ihre Sprache zu sprechen. Ich bin für diese Erfahrungen sehr dankbar.

Was würdest du anderen jungen Leuten empfehlen?
Viele Praktika, um sich seinem Traumberuf stetig anzunähern und herauszufinden, was einem Freude bereitet. Wer fleißig und bemüht ist, wird im Leben belohnt. Es ergeben sich immer Chancen, die es dann zu ergreifen gilt. Und um auf das Thema Selbstständigkeit zurückzukommen: Wichtig ist hier vor allem der Mut, etwas zu tun. Wenn ihr eine Idee habt, glaubt daran und macht es einfach. Viele Existenzgründer zerbrechen sich den Kopf darüber, was passieren würde, wenn ihr Business scheitert. Das ist meines Erachtens der falsche Weg, denn als Gründer sollte man positiv denken. Natürlich hatte auch ich anfangs Bedenken, als ich den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, aber niemals Angst. Denn ich wusste, dass ich immer die Möglichkeit habe, als Texter in eine Agentur zurückzukehren oder mich bei Unternehmen um eine Position im Marketing o. Ä. zu bewerben.

Autor:

Hildegard van Hueuet aus Xanten

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