Ungeräumte Gehwege in Xanten - Ignoranz trotz Bürgerpflicht
Langsam tastet sich Hans Stepken aus Xanten auf der Straße weiter. In diesen Tagen, wo die Straßen glatt und vereist sind, ist es für den 73-jährigen noch beschwerlicher und noch gefährlicher als sonst. Hans Stepken ist seit einigen Jahren fast völlig blind, meistert aber Wege in die Stadt normalerweise selbständig. „Meine Frau ist vor einem Jahr auf glatten Gehwegen gestürzt und hat schwere Knieverletzungen, einen Knöchel- und Schienbeinbruch zugezogen. Seither kann sie nicht mehr richtig laufen und traut sich bei diesem Wetter schon gar nicht mehr auf die Straße!“ berichtet er.
Umso enttäuschter ist er, dass sehr viele Xantener Bürger einfach nicht ihrer Streupflicht nachkommen. „Mal ist irgendwo geräumt, dann wieder meterlang eine Schnee- und Eisschicht, dann nur ein bisschen geräumt. Ein normales Laufen ist nicht möglich und als blinder Mensch hat man hier überhaupt keine Chance.“ Es spricht keiner davon, dass um 6 Uhr alle Wege frei sein sollen, aber irgendwann am Morgen sollte es doch jeder Bürger hin bekommen, einen Weg auf seinem Bürgersteig frei zu räumen, sodass nichts passieren kann. Es steht sogar in vielen Mietverträgen, dass geräumt und gestreut werden muss, nur hält sich kaum einer daran.
„Es gibt in Xanten eine Satzung, aus der genau hervorgeht, wo die Stadt streuen und räumen muss.“, so Ulrike Langenberg vom DBX in Xanten „Wir sind immer noch unterwegs und räumen dort, wo dicke Eisschichten sind. Diese müssen zum Teil mit der Hacke aufgerissen werden und das Eis entsorgt werden. Die Räumpflicht der Bürgersteige, aber liegt beim Bürger selbst, dass steht in der Satzung der Straßenräumpflicht. Die kann jeder im Internet nachlesen, oder bei der Stadtverwaltung einsehen.“
Genauer Wortlaut der Satzung in diesem Fall: Gehwege sind in einer Breite von 1,50 m von Schnee und Eis freizuhalten, bei Straßen ohne Gehweg ein 1,50 m breiter Streifen.
Das sind Werte, über die Markus Müllenmeister aus Birten nur lachen kann. Der 43-jährige Rollstuhlfahrer würde sich freuen, wenn nur ein Meter geräumt wurde. „Sobald es schneit, sitze ich zu Hause fest. Denn nur ein Paar Meter im Schnee und ich komme mit meinem Rollstuhl nicht mehr weiter, weil sich die Räder sofort voller Schnee fahren. Diejenigen, die räumen, räumen einen kleinen Trampelpfad frei, meistens genau eine Schneeschaufel breit und das war´s. Der Radabstand der meisten Rollstühle beträgt aber gut einen Meter, so bringt uns der kleine frei geschaufelte Weg überhaupt gar nichts.“ Die Weihnachtstage hat er zu Hause verbracht, denn bei den Schneemengen hatte er keine Chance, aber auch große Angst, sich irgendwo festzufahren.
Auch das Xantener Krankenhaus hatte durch das „Nicht-Streuen“ einiges mehr zu tun. Sehr viele Glatteisopfer mussten geröntgt, gegipst und verbunden werden. Vor allem ältere Menschen, die an Rollatoren oder mit Stöcken unterwegs sind, fallen bei solchen Bedingungen noch eher.
Vielleicht bemüht sich jetzt, der ein oder andere, seinen Bürgersteig doch noch Schnee- und Eisfrei zu machen. Hoffen wir nur, dass der meiste Schnee in diesem Winter bereits gefallen ist und dass der Himmel nicht nochmal solche Schneemengen für Xanten bereithält. ikü
Autor:Ingrid Kühne aus Xanten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.