Die Halali-Brüder - von der Steinzeit bis heute ...
Ich hatte ihn schon fast vergessen, zumindest verdrängt: Meinen Beitrag über den unfreundlichen, Schrotflinten schwingenden Zeitgenossen rund um unser Haus, von dem die Polizei am Telefon mutmaßte, er sei wohl ein Jäger auf der Taubenpirsch.
Aber nun der Reihe nach:
Vor zwei Tagen arbeitete ich in der Nachmittagssonne im Garten. Ich wollte das schöne Herbstwetter nutzen, um ein paar Dinge winterfest zu machen.
Plötzlich ohne Vorwarnung knallte es mörderisch laut und nah. Mir fiel vor Schreck das Gartengerät, ich weiß nicht mehr welches, aus der Hand. Nur Sekunden später stürmte meine Frau aufgeregt in den Garten und rief, da stehe jemand mit der Schrotflinte in unserem Vorgarten und hätte zweimal geschossen.
Im Vorgarten? Diese Heinis stehen bei uns im Vorgarten und ballern herum? Wir rannten sofort über die Einfahrt hinaus auf die Straße, kamen aber leider zu spät.
Unmittelbar nach diesem "Überfall" waren die Halali-Brüder in Ihr Fahrzeug gesprungen und hatten fluchtartig den Tatort verlassen. "Fahrzeug" ist in diesem Fall nicht ganz korrekt, wenn man es mit der Straßenverkehrsordnung genau nimnmt: Zwei Gestalten mit Warnwesten saßen in einem nicht zugelassenen PKW-Anhänger mit Stroh drin (vielleicht konnten sie nicht alles im Kopf behalten), während ein kleiner Mann mit einer um so riesiger wirkenden Schrotflinte auf dem Beifahrersitz des Zugfahrzeugs saß. Den Fahrer konnte ich nicht erkennen, wieder war es ein typscher schwarzer Geländewagen mit verdunkelten Scheiben.
Die Halali-Brüder, so nenne ich sie einfach mal, hatten bereits ihren nächsten Halte- und Ballerpunkt gewählt, um es den Hasen, Kaninchen, Tauben und allem, was sich sonst noch nicht wehren kann, mal wieder richtig zu zeigen.
Wir riefen hinter den Gestalten her und reckten gestikulierend die Fäuste - und wurden voh Ihro Gnaden geflissentlich ignoriert.
Ja, wenn wir wenigstens lange Hasenohren gehabt hätten, oder Flügel. Dann hätten wir sicher im Fokus weidmännischen Interesses gestanden.
Besagtes weidmännisches Interesse erschöpfte sich aber offensichtlich darin, hier und da aus dem Auto zu springen, zweimal zu ballern und dann sofort weiter zu verschwinden. Ich meine: "Hallo? Kann es nicht sein, dass jetzt irgendwo angeschossenne und leidende Tiere herumliegen? Kümmert sich der gemeine Jäger, sozusagen als Fleisch gewordenes natürliches Gleichgewicht, nicht mehr um die Opfer seiner Massaker?
Und sei es nur, um das unnötige Leid durch einen weiteren Schuss zu beenden?"
Ich konnte nichts dergleichen beobachten. Es war immer das gleiche Verhaltensmuster - anhalten, aussteigen, ballern, einsteigen, weiterfahren. Was sollte denn das für eine Jagd sein?
Ich unterdrückte den Impuls, mich bei der örtlichen Polizei in Xanten erkundigen zu wollen. Zu deutlich hatte ich noch die Abkanzelung anlässlich meines damaligen Anrufs im Ohr. Warum sollten die dieses Mal mehr Interesse für Bürgerfragen aufbringen? Ich hörte förmlich schon die Erwiderung, dass das Jäger seien und dass die von Gottes oder sonstwem Gnaden befugt seien, auf fast alles zu ballern und angeschossen liegen zu lassen.
Ich weiß bis heute nicht, ob es wirklich Jäger waren. Es ist aber auch egal, ob sich ein Trupp marodierender Bewaffneter nun "Jäger", "Mafiakiller", "Räuber", "Terroristen" oder sonstwie tituliert. Man ist ihnen in diesem Moment eh schutzlos ausgeliefert und kann nur die Faust in der Tasche machen.
Die Halali-Brüder hörte ich noch eine ganze Stunde in der Umgebung sinnlos herumballern.
Autor:Michael van de Locht aus Alpen |
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