Das Pesthäuschen. Christo der Verhüllungskünstler in Xanten?

Kunstwerk?
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Verschmitzt lächelnd meinte eine ältere Dame zu mir mit einem Blick zu dem ganz in weiß verhüllten Pesthäuschen an der Poststraße, „das sei ja fast wie Christo“. Der bekannte Verpackungskünstler war hier aber nicht am (Kunst-)Werk.
Da wäre möglicherweise auch das bekannt anspruchsvolle KuK (Kultur-und Kunstverständnis) einiger Mitglieder des Xantener Rates dagegen. Der hatte schließlich so um 1980 den Aktionskünstler HA Schult samt Muse Elke Koska mehr oder weniger mit Hohn und Spott aus der Stadt gejagt. Schult wollte damals vor den Toren des APX (Archäologischer Park Xanten) ein Denkmal aufzurichten. Eine Pyramide, mindestens 15 Meter hoch, statisch wohl ausgewogen, aus Wohlstandsmüll. Dies als provokantes Mahnmal gegen unsere Wegwerfgesellschaft. Noch immer höchst aktuell! Obwohl die Stadtkasse nicht belastet worden wäre, sprach sich der Rat mehrheitlich gegen dieses Kunstwerk aus. Dafür marschierte HA Schult dann im Jahre 1996 mit einer Armee nach Xanten, bestehend aus hunderten, lebensgroße Skulpturen/Menschen aus Müll und Schrott. Sie bevölkerten das APX, die Arena. Der Xantener Rat war diesmal machtlos, hatte er im APX doch kein Hausrecht, sondern der LVR (Landschaftsverband Rheinland), der die Kunstaktion finanzierte. Von hier aus startete die „Trashpeople“ , auch „Schrottarmee“ dann über Jahre in viele Städte (z.B. Paris, Moskau, Peking -Chinesische Mauer) der Erde und war auch auf Spitzbergen präsent.
Aber zurück zu dem verhüllten Pesthäuschen. Statt Christo sind hier Handwerker im Auftrag der Stadt am Werke, um den im Jahre 1591 erstellten, zweigeschossigen Backsteinbau zu restaurieren. Ob er wirklich als Unterkunft für Pestkranke gedient hat, ist umstritten. Eher spricht einiges für eine Nutzung als Gartenhäuschen. Im vergangen Jahrhundert diente er als Wohnung für Xantener Bürger. Dort lebte u. a. auch der Maler Gustav Ruhnau von 1933 bis 1963, mit kriegsbedingten Unterbrechungen.
Meine Gesprächspartnerin, Bewohnerin des Nachbarhauses, sehnt den Zeitpunkt herbei, an dem die Hüllen fallen. Nicht nur unbedingt wegen der Ansicht auf die wiederhergestellten Fassade, sondern, weil dann endlich Arbeitslärm und Staub nicht mehr nervt, und wieder Ruhe vor ihrer Haustür einkehrt.

November 2011
Alle Angaben ohne Gewähr, aber nach besten Wissen und Gewissen!

Kunstwerk?
Februar 2012: Die Hüllen sind gefallen; noch wird das Mauerwerk renoviert (Blick vom Parkplatz)
Autor:

Udo Watzdorf aus Xanten

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