"Wildernde" Hunde?!
Nahezu regelmäßig jedes Jahr veröffentlicht die Jägerschaft Bilder von getöteten Rehen, sehr herzzerreißend, da fast immer von einer Ricke mit ungeborenen Kitz. Dies, so der dazugehörige Text, sei angeblich ein Werk von „wildernden Hunden“. Zeitgleich meldet sich auch die Landwirtschaft zu Wort und behauptet u. a., dass der Kot der Hunde auf landwirtschaftlichen Flächen durch die Verbreitung des Erregers Neospira caninum Rinder gesundheitlich schädigen würden. Auf eine entsprechende Anfrage teilte das Umweltministerium NRW sinngemäß mit, dass bei einer Reihen-Untersuchung von Hunden ohne klinischen Neospara-Verdacht eine Reagentenqote von lediglich 4 Prozent ermittelt wurde. Das Halten von Hofhunden aber das Risiko Neospora caninum bedingter Verkalbungen offensichtlich erhöhe. Zudem ist der Vorwurf mehr als absurd, dass Hunde großflächig den einzelligen Parasiten auf landwirtschaftlichen Flächen verbreiten. Großflächig und gleichmäßig verteilt wird eher der Kot/Urin von Kühen und Schweinen als Gülle/Jauche. Hier werden unter anderem Medikamentenreste (Hormone, Antibiotika) in den Nahrungskreislauf gebracht. Andere Gülle-Inhaltsstoffe können Gewässer verunreinigen und zum Fischsterben führen.
Der Deutsche Jagdschutzverband ( DJV ) verkündete, dass in Deutschland im Jagdjahr 2009/2010 u. a. ca. 1,15 Millionen Millionen Rehe ( „Platz 1“ der Statistik ) erlegt wurden (ca. 50.000 Rehe mehr als im Jahr davor). Aneinandergereiht würde diese „Strecke“ rund 900 km betragen; eine Entfernung von Hamburg nach Salzburg. Hinzu kommen in NRW lt. Statistik für 2009/2010 ca. 28.000 Rehe, als „ trächtige Rehe) ,waidwund geschossene oder auf natürlichen Wege verendete. Zum Fallwild zählen auch die Kitze, die von landwirtschaftlichen Erntemaschinen tödlich verletzt wurden.
Es ist daher, vorsichtig ausgedrückt, äußerst unredlich, die Hundehalter mit derartiger verbaler und gefühlsbetonter Polemik in der Öffentlichkeit zu verunglimpfen.
Die sind weder für die millionenfache Tötung der Rehe noch für die Verbreitung von gesundheitsschädlichen Erregern allein verantwortlich. Für die Jäger, die Landwirte und Hundehalter bestehen Gesetze und Regeln. Diese werden grundsätzlich eingehalten. Verstöße sind Einzelfälle und kommen, wie überall im sozialen Alltag, leider vor. Ein wenig Verständnis für die Hundehalter ohne Jagdschein und ohne Bauernhof wäre durchaus angebracht, statt scheinheilig den Tod von Rehen durch „wildernde“ Hunde zu beklagen.
Stattdessen wären Hundehalter sicherlich dankbar, wenn Jägerschaft und Landwirtschaft sie bei der Suche nach genügend geeigneten Auslaufflächen für Hunde unterstützen würden. Sie sind im Besitz der sachlichen Mittel (Boden)!
Autor:Udo Watzdorf aus Xanten |
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