Von Vögeln und Büffeln
Ganz in der Nähe liegt, vom Rhein umschlungen, eine Insel zwischen dem Rhein neuer Zeitrechnung, und dem Altrhein. Ein ausgestreckter Arm des großen Flusses, auf dem die Römer einst herbei geschippert kamen, um Wein anzubauen, oder Xanten zu gründen. Dieses Eiland eignet sich für allerlei Getier, das sich in feucht sumpfigen Wiesen und Gesträuch einfach wohl fühlt. Viele Vogelarten brüten hier, und kehren als Zugvariante alljährlich zum Altvater Rhein zurück. Was gibt’s Neues auf der Landzunge, die Bislicher Insel genannt wird? Es muss da etwas sein, dachte ich neulich, als sich eine Radarfalle als Ornitologiefalle erwies. Ein Vogelfotograf hatte sich rechts des Weges einen festen Standort ausgesucht, um vielleicht sogar einen Seeadler zu knipsen, der überraschend hier gesichtet wurde. Mit Dreibein und Teleobjektiv spähte der Spotter zwischen vorbeifahrenden Autos das gegenüberliegende Ufer aus, um d a s Foto zu machen.
Es ist aber nicht nur die Natur, die Leben auf die Bislicher Insel bringt. Der Mensch selbst denkt darüber nach, wie aus Leben noch mehr Leben werden könnte. Vielleicht durch die Anwesenheit einer Art, die selbst zu Römerzeiten hier noch nicht gesehen worden ist. Die Wahl fiel auf den Wasserbüffel, der immerhin auch jene Pflanzen frisst, die von Kühen verschmäht werden. Sie sind friedlich, liegen mit halbem Körper ganztäglich im Wasser, und mümmeln unbeliebtes Zeugs, das sie zur Freude der Vögel hinten wieder ausgeben. Soweit die Theorie. Als einer der Big Five in Afrika, sind sie an warme Temperaturen gewöhnt, und schlagen bei Verteidigung sogar Löwen in die Flucht.
Da es hier relativ wenige Löwen gibt, lag der Gedanke wohl nahe, sie hier jedenfalls bis zum Winter einzusetzen, ohne dass sie um ihr Leben zu fürchten hatten. Die Fleischindustrie mal ausgenommen, mag bereits auf die muskulösen Schenkel und Rücken geschaut haben, also eine win-win-win Situation, ein Einfall als Glücksfall....?
Der unbekannte Feind hier in Europa ist für einen Wasserbüffel weder Löwe, noch Wilderer, es sind eher die beengten Verhältnisse. Während sie daheim den ganzen Kongo entlang grasen können, ist bei uns die Autobahn nicht weit. Eine betonierte Todesstrecke, auf der sich der Mensch selbst umbringt. Wer als Wasserbüffel sich nicht mit der StVO auskennt, sollte das Areal meiden. Der in letzter Nacht geglückte Ausbruchsversuch einiger mächtiger Tiere hat gezeigt, dass der Fleischanbau am Rhein noch nachgebessert werden muss. Eine Herde brach aus, und besuchte die Autobahn A3 bei Leverkusen, um wieder schnell nach Afrika zu kommen.
Mithilfe einer Tierärztin des Kölner Zoos konnte eine Betäubung in die verirrten Tiere gespritzt werden, damit sie auf der A 3 nicht mit Autos kollidierten. Eines davon soll wohl seinen Beruhigungsschlaf zwischen einem LKW und einem Kleinwagen begonnen haben. Sie sollen dann, laut Radio, mit Kränen von der Überholspur gehoben worden sein, oder wo man so schläft, wenn man müde wird in Deutschland. Mein Vorschlag für die Zukunft ist: Lasst Löwen ins Land, um die Raser zu fassen, gebt Giraffen eine Chance Staus zu melden, und seid nicht so wild auf Büffelfleisch. Auch wenn es schmeckt.
Ps: Selbstgemachte Fotos dieser Tiere folgen demnächst von der Bislicher Insel.
Autor:Burkhard Jysch aus Xanten |
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