JAKOBSKREUZKRAUT: GEFÜRCHTET UND GELIEBT !!!

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20.08.2015

Von Christel und Hans-Martin Scheibner

Das Jakobskreuzkraut oder auch Jakobsgreiskraut ist eine wunderschöne, jedoch giftige Pflanze, was in der Natur nichts Außergewöhnliches ist. Ein Teil dieser Vielfalt ist für uns Menschen nutzbar, sei es als Heil- oder Nahrungspflanze, andere nur für die Tierwelt interessante Arten erfreuen uns durch ihren Anblick. Anders als beim Riesen-Bärenklau handelt es sich beim Jakobskreuzkraut NICHT um eine zugewanderte Art (Neophyt), sondern eine alte heimische Pflanze, deren Verbreitungsgebiet in den Ebenen bis mittleren Gebirgslagen in den Klimazonen Europas und Westasiens liegt. Sie ist in verschiedenen Pflanzengesellschaften und Lebensraumtypen zu finden, wo sie Bestandteil diverser lebensgemeinschaftlicher Prozesse ist. Es wächst an sonnigen Weg-, Wald- und Feldrändern, auf Wiesen, Ackerbrachen, Magerrasen sowie in anderen Gras- und Staudenfluren und ist dort recht verbreitet. Dabei ist die Pflanze ein regelrechter Anzeiger für lockere und lückige Pflanzenbestände, z.B. auf extensiven Weiden ohne ausreichende Weidepflege oder an steilen Hängen mit Narbenverletzungen, wo sie mit ihrem Wurzelwerk der Erosion entgegenwirkt. In gesunden Wiesen ist sie natürlich auch vorhanden, aber eben nur in Maßen.

Wir haben dieses leuchtendgelb blühende Asterngewächs schon vor Jahrzehnten in den Dünen an der Nordsee bewundert, wo sie jeden Sommer einen beeindruckenden Farbenteppich bildet. Am Niederrhein entdecken wir sie meist auf brachliegendem Gelände und an eher nährstoffarmen Wegrändern.

Auf der Isle of Man ist das Jakobskreuzkraut, dort im Inseldialekt Manx Cushag genannt, die National- Blume. Eine Geschichte besagt, König Orry habe als sein Emblem die Cushag Blume gewählt, weil ihre zwölf Blütenblätter "The Kingdom of Mann and the Isles" symbolisieren: The Isle of Man selbst, Arran, Bute, Islay, Jura, Mull, Iona, Eigg, Rum, Skye, Raasay und die Äußeren Hebriden. Die Manx-Poetin Josephine Kermode (1852–1937) schrieb ein Gedicht über die Cushag. Schon zu dieser Zeit wußte man um die Giftigkeit der Pflanze im landwirtschaftlichen Bereich, machte ihr jedoch ihren Platz in ihrer natürlichen Umgebung nicht streitig. Der Name Vannin Veg Veen bedeutet Manx "Isle of Man".

"The Cushag" - Das Jakobskreuzkraut

Now, the Cushag, we know, must never grow,
Nun, die Cushag, sollte, wie allgemein bekannt ist, nicht wachsen,
where the farmer's work is done.
wo Landwirtschaft betrieben wird.

But along the rills, in the heart of the hills,
Aber entlang der Bäche, im Herzen der Hügel,
the Cushag may shine like the sun.
mag die Cushag gleich der Sonne leuchten.

Where the golden flowers have fairy powers,
Wo die goldenen Blumen, märchenhafte Kräfte besitzen,
To gladden our hearts with their grace.
um unsere Herzen mit ihrer Anmut zu erfreuen.

And in Vannin Veg Veen, In the valleys green,
Und im Vannin Veg Veen in den grünen Tälern,
The Cushags have still a place.
finden die Cushags noch einen Lebensraum.

Pflanzenbeschreibung

Das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea L., auch Jakobs-Kreuzkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Greiskräuter (Senecio) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Englischer Name: Ragwort - Manx: Cushag. Der Name bezieht sich auf den Blühtermin um Jacobi (25. Juli) – eigentlich beginnt die Blühzeit jedoch schon Anfang Juni. Greiskraut wurde die Pflanze aufgrund der weißen Haare genannt, die – ähnlich der „Pusteblume“ – zur Verbreitung der Flugsamen dienen. Die Pflanzengattung Greiskräuter umfaßt mehr als tausend Arten, welche weltweit verbreitet sind.

Bei ungestörtem Wachstum ist die Pflanze zweijährig. Im ersten Jahr entwickelt sie lediglich eine Blattrosette, deren Einzelblätter 20 bis 30 cm lang werden können. Erst im zweiten Jahr bildet sich die Sproßachse mit den Blütenständen. Sie vermehrt sich durch Samen und den Wurzelstock. Nach der Samenbildung stirbt die Mutterpflanze ab.

Blätter: grün, Blattrosette in Bodennähe, Stengelblätter fiederteilig und wechselständig, mittlere und obere Blätter mit tiefspaltigen Öhrchen, Unterseite schwach behaart.

Blüte: gelb, Juni bis August, Köpfchen mit 12 - 15 Zungenblütenblättern, mittig 50 - 60 Röhrenblüten, Durchmesser der Blütenköpfe 15 - 25 mm, in aufrechten Dolden stehend. Blütenhülle: 13 schwarz bespitzten Hüllblätter sowie 1 - 2 anliegenden Außenhüllblätter.

Flugsamen: vorwiegend Windverbreitung, wobei eine Entfernung von 50 m selten überschritten wird. Danach stirbt die Mutterpflanze ab. Zur Keimung benötigen die Samen offenen Boden, was das verstärkte Vorkommen in schlecht gepflegtem Grünland erklärt. Im Boden bleiben die Samen bis zu 25 Jahre keimfähig. Mäht man blühende Pflanzen, setzt eine sogenannte Notreife ein - aus bereits ausgebildeten Samen bilden sich neue Pflanzen, läßt man die Mahd liegen.

Stengel: an der Basis rötlich, sonst grün, kantig gerillt und teils spinnwebartig behaart, Höhe 30 - 120 cm

Wurzel: 30 cm lange Pfahlwurzel mit davon ausgehenden zahlreichen Faserwurzeln, welche sich in einem Umkreis von 30 cm bilden. Teilstückchen, welche beim Ausreißen der Pflanze im Boden zurückbleiben, können sich zu neuen Pflanzen entwickeln.

Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Erucifolin, Flavanoide, Germacren D, Jacobin, Pyrrolizidinalkaloide (PA), Senecionin.

Giftigkeit

Die gesamte Pflanze ist für viele Tiere und einige Insekten, auch für den Menschen giftig, wird jedoch schon seit Urzeiten zu Heilzwecken eingesetzt. Alle Teile enthalten bis zu 0.3 % Pyrrolizidin-Alkaloide, welche leberschädigend wirken und als krebserregend gelten. Wiederholt aufgenommene Dosen reichern sich vorwiegend in der Leber an. Es kann Monate, ja sogar Jahre dauern, bis sich erste Vergiftungserscheinungen zeigen. Erwiesene Todesfälle bei Menschen durch PA hat es jedoch bisher nur durch andere PA-haltige Pflanzen gegeben. Bis zum Jahr 2015 wurden mehr als 660 Pyrrolizidine in über 6000 Pflanzenspezies identifiziert, etwa die Hälfte davon ist lebertoxisch.

Während Weidetiere die frische Pflanze aufgrund ihres bitteren Geschmacks nicht anrühren, fressen sie durchaus Heu und Silagen, welches Jakobskreuzkraut enthält, da in diesem Fall der Bitterstoff abgebaut wird, die Giftbestandteile jedoch erhalten bleiben. Besonders empfindlich reagieren Pferde und Rinder, wobei die tödliche Dosis bei 40 g (140 g Frischgewicht) pro kg Körpergewicht liegt. Bei Schafen und Ziegen liegt die tödliche Dosis bei etwa 2000 g frischem Jakobskreuzkraut.

Als Hauptursache für die starke Vermehrung der Pflanze ist die Tierhaltung auf extensiven Weiden. Durch den Tritt der Tiere bricht die Grasnarbe auf, sodaß die Pflanzensamen die besten Voraussetzung zur Keimung vorfinden. Vorbeugend wir eine dichte Grünlandnarbe ohne Fehlstellen empfohlen und erste auftretende Exemplare zu entfernen, um eine Aussaat zu verhindern. In der Nachbarschaft von landwirtschaftlich genutzten Flächen befindliche Böschungen und Begleitflächen sollten entsprechend gepflegt werden, wobei ein Sicherheitsabstand von 50 m empfohlen wird. Entsorgungsempfehlungen sind: Verbrennen in einer Müllverbrennungsanlage, Entsorgung über den Restmüll, Entsorgung als Bioabfall (wenn dieser entsprechend weiterbehandelt wird und so eine Abtötung der Samen gewährleistet ist).

Bienen meiden normalerweise die Blüten des Jakobskreuzkrautes - trotzdem wurden PA-Rückstände, vor allem in Import-Honig, gefunden, welche jedoch auch von anderen Pflanzen herrühren können, welche zudem auch andere Giftpflanzen anfliegen. Nicht zu vergessen sei die Belastung durch Pestizide und Herbizide! Doch PA findet sich auch in Milchprodukten, Fleisch, und Futtermitteln.

Mehr über Pyrrolizidin, das Gift im Jakobskreuzkraut, ist in folgendem Link leicht verständlich erklärt: BITTE HIER KLICKEN !!!

Das Jakobskreuzkraut in der Heilkunde

Während man seit Urzeiten die Pflanze sowohl innerlich als auch äußerlich anwendete, raten Natur-Mediziner heutzutage aufgrund ihrer Giftigkeit von der innerlichen Verwendung der Pflanze ab. Über einen längeren Zeitraum oder in größeren Mengen verwendet kann sie zu schweren Leberschäden führen. Äußerlich angewendet wirkt es entzündungshemmend, gewebestärkend und schmerzstillend bei Arthritis, Entzündungen, Gicht, Hautkrankheiten, Ischias, Neuralgien und Rheuma. Einige Inhaltsstoffe, die das Zellwachstum hemmen, werden zur Krebsbekämpfung erforscht.

Ökologie

Mehr als 170 Insekten und niedrige Organismen profitieren vom Jakobskreuzkraut als Nahrung. Für sie ist die Pflanze nicht giftig. Der wichtigste Vertreter ist der Jakobskrautbär. Die 3 cm langen Schmetterlingsraupen des Jakobskrautbären - auch Blutbär - (lat. Thyria jacobaeae) sind auf das Jakobskreuzkraut als Wirt angewiesen. Mit der Nahrung nehmen sie das Pflanzengift auf, welches sie vor Freßfeinden schützt. Dies signalisieren sie ihnen durch ihre schwarz - gelbe Ringelung als Warnfärbung. In Jakobskrautbär-Jahren tummeln sich ihrer Raupen in großer Zahl auf der Pflanze und setzen ihr so sehr zu, daß diese abstirbt. Zum Überwintern verpuppen sie sich am Boden in einem Kokon. Nach der Verpuppung schlüpfen ein Jahr später von Mai bis Juni die rot-schwarzen, 3 - 4,5 cm großen Falter, welche vorwiegend nachts unterwegs sind. Die Schmetterlinge weisen auf der Oberseite der schwarzen Vorderflügel jeweils zwei rote Punkte und ein langen roten Strich auf, die Oberseite der Hinterflügel ist dagegen leuchtend rot. Das Weibchen legt an der Unterseite der Blätter vom Jakobskreuzkraut ihre Eier in kleinen Gruppen. Zwischen Juli und August sind dann die Raupen zu entdecken. So ist der Jakobskrautbär als biologischer Regulator der Pflanzenbestände zu sehen. Jedoch auch einige Rostpilze sind in der Lage, die Pflanze zu schädigen. Die vermehrten Aufrufe, diese schöne und wertvolle Pflanze - nach Möglichkeit bis auf die letzte ihrer Art- durch Herausreißen auszurotten, wann immer man sie zu Gesicht bekommt, sind also mehr als absurd einzustufen, zumal aus Unkenntnis das Jakobskreuzkraut oft mit anderen Pflanzen mit gelben Blüten oder ähnlichen Blättern verwechselt wird.

Wie sieht es die Gesetzgebung?

Da es sich um eine heimische Art handelt, gibt es im Pflanzenschutzrecht der EU und somit auch in Deutschland keine gesetzliche Regelung für die Kontrolle und Verbreitung des Jakobs-Greiskrautes. Es ist auch nicht in den Listen der European and Mediterranean Plant Protection Organization (EPPO), der zurzeit 50 europäische Staaten angeschlossen sind, aufgeführt. Entsprechend § 6 des Pflanzenschutzgesetzes dürfen Pflanzenschutzmittel nur auf landwirtschaftlich, gärtnerisch oder forstwirtschaftlich genutzten Freilandflächen angewendet werden, worunter man Flächen versteht, auf denen Kulturpflanzen gesät, gepflanzt oder auf sonstige Weise angebaut werden. Auf Freiflächen bedarf die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln einer Ausnahmegenehmigung durch den Pflanzenschutzdienst, welche nur dann erteilt werden kann, wenn "der angestrebte Zweck vordringlich ist und mit zumutbarem Aufwand auf Maßnahmen zur Eindämmung des Vorkommens von Jakobs-Greiskraut auf andere Weise nicht erreicht werden kann und überwiegende öffentliche Interessen, insbesondere des Schutzes von Tier- und Pflanzenarten, nicht entgegenstehen." So sind Jakobskreuzkraut-Bestände auf nicht landwirtschaftlichen Flächen - so auch Straßenseitenräume einschließlich Böschungen - als natürlich anzusehen. Aus naturschutzfachlicher Sicht besteht auf diesen wirtschaftlich nicht genutzten Flächen keinerlei Veranlassung, Bestände zu bekämpfen.

In nachfolgender Bildergalerie sind die Pflanze sowie Raupe und Falter vom Jakobskrautbär zu sehen.

Sehr zu empfehlen sei zum Abschluß noch ein aufklärender Bericht des Nabu mit dem Titel "Panikmache auf breiter Front", zu finden unter nachstehendem Link: BITTE HIER KLICKEN !!!

Autor:

Hans-Martin Scheibner aus Xanten

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