In der warmen Abendsonne - zahlreiche Nymphen der Lindenwanze (Oxycarenus lavaterae)
Xanten-Marienbaum, den 20.09.2024
Merkmale:
Die Lindenwanze (Oxycarenus lavaterae) ist ein kleines Insekt, das zur Familie der Bodenwanzen (Lygaeidae) gehört. Sie hat eine Größe von etwa 4 bis 6 Millimetern. Die adulten Tiere sind auffällig durch ihre kontrastreiche Färbung: Der Kopf, das Schildchen (Scutellum) sowie die Vorderbrust (Pronotum) sind schwarz, während die Vorderflügel und der Thorax überwiegend weißlich bis hellgrau erscheinen. Diese zweifarbige Musterung ist ein typisches Erkennungsmerkmal der Art. Die Beine sind rötlich, was den Kontrast zu den schwarz-weißen Körperpartien zusätzlich verstärkt. Die Lindenwanze besitzt, wie alle Wanzenarten, stechend-saugende Mundwerkzeuge, mit denen sie ihre Nahrung aufnimmt.
Verbreitung:
Die Lindenwanze stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und war dort lange Zeit endemisch. In den letzten Jahrzehnten hat sie sich jedoch aufgrund der sich verändernden Klimabedingungen und ihrer hohen Anpassungsfähigkeit zunehmend nach Norden ausgebreitet. Heute findet man sie in vielen Teilen Süd- und Mitteleuropas, darunter Italien, Spanien, Frankreich, aber auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besonders in warmen Sommern kann es zu Massenvorkommen in städtischen Gebieten kommen, da sie lindenreiche Orte bevorzugt. Ihren deutschen Namen verdankt sie der Vorliebe für Lindenbäume, auf denen sie sich oft in großen Kolonien aufhält.
Lebensweise:
Die Lindenwanze lebt hauptsächlich an Bäumen und Pflanzen der Gattung Tilia (Linden), wo sie sich von den Samen und Früchten der Bäume ernährt. Sie saugt dabei Pflanzensäfte aus den Samen und kann in großer Zahl auftreten. Ihr bevorzugtes Habitat sind sonnenexponierte, warme Standorte, weshalb sie in Parks, Alleen und städtischen Bereichen häufig zu finden ist. Die Art überwintert in der Regel als ausgewachsenes Insekt (Imago) in Rindenspalten oder in der Laubstreu am Boden. Im Frühjahr kommen die Wanzen wieder hervor und beginnen mit ihrer Fortpflanzung. Die Weibchen legen ihre Eier an den Lindenbäumen ab, und die jungen Larven ernähren sich ebenfalls von den Pflanzensamen.
Da die Lindenwanze keine Pflanzenschäden verursacht und auch nicht als Krankheitsüberträger bekannt ist, gilt sie als harmlos. In manchen Fällen können ihre großen Kolonien jedoch als lästig empfunden werden, wenn sie in den Städten massenhaft auftreten.
Taxonomie:
Die Lindenwanze gehört zur Ordnung der Schnabelkerfe (Hemiptera) und zur Familie der Bodenwanzen (Lygaeidae). Innerhalb dieser Familie ist sie der Unterfamilie Oxycareninae zugeordnet. Die Gattung Oxycarenus, zu der die Lindenwanze zählt, umfasst weltweit etwa 50 Arten. Ihre wissenschaftliche Bezeichnung lautet Oxycarenus lavaterae (Fabricius, 1787). Ursprünglich wurde die Art von dem dänischen Entomologen Johann Christian Fabricius im Jahr 1787 beschrieben. Die Zugehörigkeit zur Familie der Bodenwanzen deutet auf ihre bodennahe Lebensweise hin, wobei sie sich jedoch stark an Pflanzen und Bäumen aufhält, was für Wanzen dieser Familie eher untypisch ist.
Fazit:
Die Lindenwanze ist ein faszinierendes Insekt, das sich durch seine auffällige Färbung und seine Vorliebe für Lindenbäume auszeichnet. Obwohl sie sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend in nördlichere Regionen Europas ausgebreitet hat, stellt sie keine Bedrohung für die Pflanzenwelt dar. Ihr massenhaftes Auftreten in urbanen Gebieten kann gelegentlich störend wirken, aber sie bleibt ein harmloser Bestandteil der heimischen Fauna.
Autor:Hans-Martin Scheibner aus Xanten |
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