Brunnenbesitzer ärgern sich im Raum Xanten/Wesel über die Nitratbelastung in ihrem Wasser
Gartengrün wässern ohne Gesundheitsgefahren? Am unteren Niederrhein kaum möglich!
Der VSR-Gewässerschutz hat schlechte Nachrichten für viele Bürger: Der Verein teilt ihnen mit, dass ihr Brunnenwasser zu viel Nitrat enthält. Das frustriert gerade die Familien, die ihren Garten gerne nutzen. Im Sommer wird dort viel Wasser benötigt, um das selbst angebaute Gemüse zu gießen oder das Planschbecken für die Kinder zu füllen. Dafür möchten viele Gartenbesitzer kein Leitungswasser verschwenden, sondern ihren Brunnen nutzen.
Ob das ohne Gesundheitsgefährdungmöglich ist, wollten in diesem Jahr 77 interessierte Bürger wissen und ließen ihre Wasserproben am Informationsstand am 8. September in Xanten untersuchen. Jeder vierte Brunnenbesitzer aus dem Raum Wesel – Xanten – Sonsbeck – Alpen wurde enttäuscht: Die Nitratkonzentration ihrer Wasserprobe überschreitet den Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Die Ursache für die hohe Nitratbelastung des Grundwassers ist die intensive Landwirtschaft, die nur mit Subventionen so wachsen konnte.
„Die EU-Agrarpolitik fördert bisheute Betriebe, für die hohe Erträge an erster Stelle stehen und die Verringerung der Nitratbelastung nur lästige Auflagen sind, die sie versuchen zu umgehen“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Die gemeinnützige Organisation fordert von der Politik, dass Subventionen nur noch an Landwirte mit einer gewässerschonenden Bewirtschaftung gezahlt werden.
Diplom-Physiker Harald Gülzow und Milan Toups fanden bei den Untersuchungen 229 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Vynen. Weiteren mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Marienbaum mit 75 Milligramm pro iter (mg/l), in Lüttingen mit 94 mg/l, in Birten mit 76 mg/l und in Drüpt mit 87 mg/l fest. Andreas Stumpf fanden bei den Untersuchungen 98Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Hünxe. Weiteren mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Büderich mit 74 Milligramm pro Liter (mg/l) und in Bislich mit 68 mg/l fest.
Am Informationsstandund auch bei der telefonischen Beratung zeigten sich viele Brunnenbesitzer wütend über die Nitratbelastung der Region. Sie möchten es nicht mehr einfach hinnehmen, dass
ihr Brunnenwasser nur eingeschränkt nutzbar ist. Vielen Bürgern wurde durch ihr eigenes Ergebnis
klar, wie stark das Grundwasser in ihrer Region bereits belastet ist und möchten eine Änderung.
Der VSR-Gewässerschutz fordert die Agrarpolitik auf die anstehende EU-Agrarreform so zu gestalten,
dass die Nitratbelastung unserer Gewässer verringert wird. Die Subventionen an Betriebe, die das Grundwasser stark belasten, haben große Probleme geschaffen. Nur die großen Betriebe konnten mit intensiver Bewirtschaftung den Dumpingpreisen der Discounter standhalten.
Die bäuerliche Landwirtschaft wurde verdrängt und die ökologische Landwirtschaft konnte nicht
so wachsen, wie es für eine gesunde Umwelt notwendig wäre. Hier wird auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern verzichtet. Die Zahl der Tiere orientiert sich an der
Fläche, die dem Betrieb zur Verfügung steht. So werden Nährstoffüberschüsse bestmöglich vermieden.
Der ökologische Landbau kann die von der Agrarindustrie hervorgerufene Nitratbelastung erheblich verringern. Er bedarf daher wesentlich mehr Unterstützung. „Die Agrarlobby darf nun die wichtigen Entscheidungen zu einer gewässerschonenden Landwirtschaft nicht wieder untergraben“, so Susanne Bareiß-Gülzow. „Es wird höchste Zeit für eine Agrarpolitik, die sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst ist und eine umweltverträgliche und nachhaltige Landwirtschaft fördert.“
Auf einer interaktiven Nitratkarte veranschaulicht der VSR-Gewässerschutz in welchen Regionen
die Nitratbelastungen besonders hoch sind (www.vsr-gewässerschutz.de/nitratbelastung).Durch die große Unterstützung der Brunnennutzer konnten die Umweltschützer auch im Raum Xanten die Nitratbelastung im oberflächennahen Grundwasser bestimmen.
Autor:Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel |
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