Natur
Einen alten Baum verpflanzt man nicht III
Erkennen sie mich noch. Vor ca. 7 Jahren umrandete ich mit mehreren Baum-Nachbarn den "Großen Marktplatz" in Xanten. Spendete Schatten, schützte begrenzt gegen Regen, erlaubte Kleinvögel in meiner Krone zu nisten, mannigfaltigen Insekten.sich auszubreiten, verströmte sauerstoffreiche, dem Luftkurort zugträgliche Luft und vernichtete schädliches Kohlendioxid.
Ich freute mich an dem Treiben der Menschen. Beobachtete sie bei sommerwochenendlichen Festen und vor Weihnachten glitzerten stimmungsvoll Lämpchen in meiner Krone. Dann, eines Tages, wurde ich mit zwei weiteren Nachbarn mit Stamm und Wurzeln ausgegraben und auf eine Grünfläche außerhalb der Innenstadt und der Kurzone verpflanzt. Dort stand ich nun, in einer fremden Umwelt. Langeweile befiel mich. So verkümmerte ich von Jahr zu Jahr, verlor meine Blätter und verkahlte wie der Kopf eines Mensch im Greisenalter. Zudem quälte mich Langeweile. Hin und wieder besuchte mich ein Greifvogel und in meinem Inneren werkelten Insekten. Bald wird mich das Schicksal meines Nachbarn ereilen ( Foto) , und ich werde klaglos und unbeobachtet umfallen. Immerhin werde ich wohl noch zur Verbesserung der Bodenbeschaffenheit beitragen. Das war aber nicht der Sinn und Zweck der "Auswilderung".
Anmerkung: Die Aktion des Verpflanzens hat ca.3000 Euro gekostet. Doch Natur ist nicht käuflich. Sie richtet sich nach eigenen, den Menschen noch verborgenen, unbekannten Gesetzen.
Autor:Udo Watzdorf aus Xanten |
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