Die Kratzbeere (Rubus caesius) - Wissenswertes zur Verwandten der Brombeere

Die Kratzbeere (Rubus caesius) - Blühte und Knospe oben, reife Frucht unten.
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  • Die Kratzbeere (Rubus caesius) - Blühte und Knospe oben, reife Frucht unten.
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16.08.2015

Von Christel und Hans-Martin Scheibner

Die Kratzbeere (Rubus caesius), auch Bereifte Brombeere, Bockbeere, Kroatzbeere oder Ackerbeere genannt, ist eine Art aus der großen Gattung der Brombeeren (Rubus) und gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Heimisch ist sie in Europa und Nordasien. Sie ist selbstbefruchtend, braucht also zur Frucht- und Samenbildung keine weiteren Blüten.

Unterarten und Kreuzungen

Aus der Kratzbeere und der Gemeinen Brombeere entstehen oftmals sehr anpassungsfähige, stark wuchernde Bastarde.

Auf dem Verbreitungsgebiet der Kratzbeere trifft man auch die seltene und geschützte Bereifte Haselblattbrombeere (R. pruinosus) mit schwarzen Beeren an.

Auch kreuzt sich die Kratzbeere mit der Himbeere (R. idaeus). Die daraus entstandenen Sträucher sind aufrechter und stacheliger als die Kratzbeere.

Zudem kreuzt sich die Kratzbeere mit der Steinbrombeere (R. saxatilis). Das Ergebnis ist eine krautartige, breitfiederblättrige und spärlich stachelige Hybride, dessen Beeren zwar essbar, jedoch nicht mit denen der Himbeere zu vergleichen sind.

Vorkommen und Bedeutung in der Natur

Kratzbeeren wachsen vor allem in nährstoffreichen Böden und bevorzugen dabei lichte Orte wie Wegränder oder Flussufer in Höhen bis zu 1500 m. Äußerlich besitzt der Strauch eine gewisse Ähnlichkeit zur Brombeere. Da sie Staunässe und längere Überschwemmungen problemlos überstehen, sind sie häufig in Auwäldern zu finden, wo sie gelegentlich aufgrund ihrer unterirdischen Ausläufer, aber auch durch Absenker regelrechte Dickichte bilden.

Als Besiedler der Strauchschicht ist die Kratzbeere - gleich der Brombeere - ganzjährig Unterschlupf und Nistmöglichkeit für Insekten, Kleintiere und Vögel. Die Stacheln schützen die Bewohner vor Feinden. Vielen Tierarten bietet sie Nahrung durch Knospen, Blätter, Blüten, Früchte und Samen. Spinnen, Käfer, Tag- und Nachtfalter, Schwebfliegen, Wildbienen - um nur einige zu nennen - sind hier Gast oder Bewohner, ernähren sich von ihrer Wirtspflanze - und sind gleichzeitig wieder Nahrungsangebot für Kleintiere und Vögel. Selbst hohle Äste dienen noch als Winterquartier z.B. für zahlreiche Wildbienen-Arten. Die sich von Blättern und Blüten ernährenden zahlreichen Nachtfalter und deren Raupen ziehen Fledermäuse an. Hasen und Rehe fressen gern von den jungen Trieben und Blättern des Strauchs.

Besonders für eine Reihe früchtefressender Vögel sind die Beeren ein Leckerbissen, wobei diese so ganz nebenbei für die Verbreitung der Art durch die Samen sorgen. So passiert der harte Steinkern den Vogeldarm, und durch die Säureeinwirkung wird er erst für die Keimung durchlässig. Durch den Kot verteilen die Vögel die Samen nicht nur im näheren Umkreis, sondern auch über weitere Entfernungen.

Unterscheidungsmerkmale

Als eine kleine Verwandte der Brombeere hat sie zwar Dornen, doch da diese nur kratzen anstatt zu stechen, nennt man die Pflanze Kratzbeere. Da beide Sträucher fünfzählige helle Blütenblätter aufweisen, sind sie - vor allem, wenn sie noch keine Früchte tragen - auf den ersten Blick kaum von einem Brombeerstrauch zu unterscheiden. Der Strauch der Kratzbeere hat dreizählig gefiederte und gezahnte Blätter, während die Blätter beim Brombeerstrauch auch fünf- oder siebenzählig gefiedert sein können. Mit einer Wuchshöhe von gerade einmal bis zu 80 Zentimetern ist sie deutlich kleiner als ein Brombeerstrauch. Wie die Brombeere blüht sie von Juni bis August.

Die Früchte der Kratzbeere

Die ab Juli bis in den Spätherbst erscheinende Frucht der Kratzbeere hat im Vergleich zur Brombeere einen leichten Reifbelag, fast so wie Mehltau, welcher sie heller und matter erscheinen lässt. Hierbei handelt es sich um einen schützenden Wachsüberzug der sehr weichen Frucht. Auch beim Pflücken sollte man achtgeben, da die Kratzbeere nicht nur schnell auseinanderfällt, sondern leicht zu einem blauen Brei zwischen den Fingern werden kann. Wem es gelingt, dennoch eine ganze Beere zu pflücken, erlebt aufgrund der eher faden säuerlichen Note eine geschmackliche Enttäuschung im Vergleich zur aromatischen Brombeere. So wurden sie auch im Gegensatz zur Brombeere nicht kultiviert. Die Beeren werden jedoch gerne von Vögeln, vor allem Krähen verzehrt.

Obwohl die Kratzbeere problemlos zu Kompott oder Marmelade verarbeitet werden kann, findet sie aus diesen Gründen kaum Beachtung in der Küche. Beliebt ist der aus ihr hergestellte Kroatzbeerenlikör.

Inhaltsstoffe der Früchte:

wie die Brombeere reich an Vitaminen und Mineralstoffen wie Calcium, Kalium, Magnesium, Kupfer, Beta-Carotin und Vitamin C sowie Flavonoiden (blaue Farbstoffe).

Die Kratzbeere als Heilpflanze

Wohl schon in der Steinzeit sind die Blätter der Pflanze wie die der Brombeere genutzt worden. Gesammelt werden sie vor und während der Blütezeit. Der Geschmack der Blätter ist herb-aromatisch und sehr angenehm.

Inhaltsstoffe der Kratz- und Brombeerblätter: ca. 8 % Gerbstoffe, Gallotannine, Pflanzensäuren, Flavonoide.

Als Tee liegt das Hauptanwendungsgebiet aufgrund der zusammenziehenden (adstringierenden) Wirkung bei Magen- und Darmstörungen und Durchfällen. Wegen der schleimlösenden Eigenschaften soll er auch gegen Verschleimung im Bereich der Atmungsorgane helfen. Zudem führt die blutreinigende Wirkung zu einer Verbesserung von Hautproblemen wie Ekzemen und schlecht heilenden Wunden. Äußerlich wird der Tee zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum eingesetzt.

Autor:

Hans-Martin Scheibner aus Xanten

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