Bisslicher Insel
Die Haltbarkeit der Erinnerung
Die Haltbarkeit der Erinnerung
Mit dem Fahrrad die kleine Anhöhe des Deiches hinauf, und dann oben bleiben mit der Sicht auf den dahin treibenden großen Fluss mit seinen Frachtschiffen, und ihrem gedämpft herüber dringenden Motorengebrumm, das sind die Bilder, die in mir sind und wohl auch bleiben. Die Haltbarkeit der Erinnerung beinhaltet Farbe, Duft, Umgebung und Klang. Daraus lässt sich Haltbares weben. Zuerst noch etwas versteckt verbinde ich die zahlreichen Schafe auf dem ausgedörrten Deichhang noch nicht mit Afrika. Fahre durch die Schafmistwolken hindurch und kann selbst von hier das Wasser riechen auf seinem Weg zum Meer. Ein roter Milan zieht in der Nähe des Naturforums Bisslicher Insel seine Kreise und hofft auf eine Unaufmerksamkeit.
Plötzlich sind sie da. Einschwebende Störche zu einer der Wasserstellen. Plötzlich sind die Bilder Afrikas wieder da. Ein paar Meter weiter grasende Wasserbüffel, liegende schwarze Freizeitgenießer, die es sich nicht nehmen lassen etwas Heimat zu spielen. Wie damals, als wir in der Nähe von Durban kurz nach der Autobahnabfahrt urplötzlich genau da standen, um das Bild zu sehen, das nicht mehr vergeht. Die flimmernde Hitze passt dazu, und wenn jetzt noch das abgestorbene Gras durch wilden Thymian ersetzt würde, ich wäre wieder dort. Dieses kleinwüchsige Kraut wucherte bis zum Horizont und verstärkte seinen Duft beim Verlassen des Jeeps. Dass später noch Giraffen dazu kommen sollten und wieselflinke Warzenschweine, tat dem Moment im Hier und Jetzt keinen Abbruch.
Im Zeitalter der Reisebeschränkungen auf der Suche nach Weite, Farbe und Atmen können ist der Weg in die unmittelbare Nachbarschaft nah. Man darf doch noch ein wenig träumen, oder?
Burkhard Jysch 08/2020
Autor:Burkhard Jysch aus Xanten |
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