Der Fliegenpilz - leuchtend roter Blickfang mit Tradition und Geschichte
06.12.2023
Der Fliegenpilz (Amanita muscaria), Pilz des Jahres 2022, ist eine giftige Pilzart aus der Familie der Wulstlingsverwandten. Die leuchtend roten Fruchtkörper mit den typisch weißen Punkten (Velumreste) erscheinen in Mitteleuropa von Juni bis zum Beginn des Winters, hauptsächlich von Juli bis Oktober in Laub- und Nadelwäldern und sind gebietsweise recht häufig anzutreffen. Vor allem mit Birken bildet diese Art eine Mykorrhiza-Symbiose. Dies ist eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt steht im gegenseitigen Austausch von Nährstoffen und Wasser. Die Giftwirkung des Fliegenpilzes wird wie bei verwandten Arten wie dem giftigeren Pantherpilz (Amanita pantherina) vor allem auf die toxische Wirkung der Ibotensäure sowie sekundär auf Muscarin zurückgeführt
Namensgebung
Der Name "Fliegenpilz" kommt von der früheren Verwendung dieses Pilzes als "Insektizid". In früheren Zeiten wurden zerkleinerte Fliegenpilze in Milch mit Zucker gegeben. Die Fliege hat dann von der süßen Milch getrunken und war bewusstlos. In dieser Zeitspanne konnte sie dann nach draußen gebracht werden.
In der Küche: K!!!(ein) Speisepilz - mit Vorsicht zu genießen !
Obwohl der Fliegenpilz in einigen Kulturen traditionell als Speisepilz verwendet wurde, ist er bekannt für seine Giftigkeit und sollte keinesfalls (roh) verzehrt werden. Dennoch haben einige Gemeinschaften historisch gesehen Wege gefunden, den Pilz nach spezieller Zubereitung zu konsumieren. Durch Abziehen der giftigen Huthaut, sorgfältiges Trocknen und Kochen können bestimmte giftige Bestandteile (teilweise) neutralisiert werden. Dennoch ist äußerste Vorsicht geboten, und es wird dringend empfohlen, aufgrund der potenziellen Gefahren auf den Verzehr zu verzichten! Da das Kochergebnis zudem wie ein fader Wulstling schmecken soll, erübrigt sich die Frage eigentlich.
Rauschpilz: Zwischen Mythos und Realität
Der Fliegenpilz ist auch für seine psychoaktiven Eigenschaften bekannt. In einigen Kulturen wurde der Pilz rituell konsumiert, um visionäre Erfahrungen hervorzurufen. Die psychoaktive Substanz im Fliegenpilz ist Muscimol, das halluzinogene Effekte auslösen kann. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Verwendung des Fliegenpilzes für diese Zwecke aufgrund der potenziellen Gefahren und der Unvorhersehbarkeit der Wirkung stark abgeraten wird. Es gibt sicherere Alternativen für diejenigen, die nach psychoaktiven Erfahrungen suchen.
Mythologie: Zwischen Magie und Volksüberlieferungen
In einigen europäischen Märchen wird der Fliegenpilz oft als Tor zu einer anderen Welt oder Dimension betrachtet. Manchmal wird er als Sitz für Elfen oder Zwerge beschrieben, die in einem verzauberten Reich leben. Die rote Farbe des Pilzhutes trägt dazu bei, dass er in vielen Erzählungen als Symbol für Magie und Mysterium erscheint. Einige Legenden besagen, dass der Verzehr des Fliegenpilzes demjenigen, der ihn konsumiert, besondere Kräfte oder Visionen verleihen kann.
In der sibirischen Schamanentradition spielt der Fliegenpilz eine wichtige Rolle bei rituellen Praktiken. Schamanen nutzten die psychoaktiven Eigenschaften des Pilzes, um in einen tranceähnlichen Zustand zu gelangen, der als spirituelle Reise interpretiert wurde. Es wird angenommen, dass der Fliegenpilz den Schamanen mit der Geisterwelt verbindet und ihm Zugang zu göttlicher Weisheit gewährt.
In nordischen Mythen wird der Fliegenpilz oft mit dem Gott Odin in Verbindung gebracht. Es wird erzählt, dass Odin seinen Geist aufsucht, um Erkenntnisse und Weisheit zu erlangen. Der rote Pilz wird als Symbol für Odins magische Fähigkeiten und seinen Wissensdurst betrachtet.
Insgesamt bleibt der Fliegenpilz ein faszinierendes und vielschichtiges Element in der Mythologie und den Märchen verschiedener Kulturen, das weiterhin die Neugier und Fantasie der Menschen auf der ganzen Welt weckt. Tief in der Mythologie vieler Kulturen verankert, wird er in einigen Volkstraditionen als Symbol für Glück und Wohlstand betrachtet, während er in anderen als Verbindung zu magischen Wesen und dem Übernatürlichen gilt. Die charakteristische Erscheinung des Fliegenpilzes hat zu zahlreichen Geschichten und Märchen geführt, in denen er eine Rolle als Zaubertrankzutat oder magischer Begleiter spielt.
Die Fotos für diesen Beitrag sind eine kleine Auswahl aus den letzten 20 Jahren.
Autor:Hans-Martin Scheibner aus Xanten |
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