Wie geht es weiter mit dem Virus?
Zentrale Abstrichzentren im Kreis

„Warum erst jetzt?“

Laut Pressemitteilung des Kreises Wesel vom 19. März werden innerhalb des Kreises zwei zentrale Abstrichzentren errichtet, von denen sich das eine in Moers, das zweite in Dinslaken befinden soll. Zudem soll es ab Montag in Xanten mit Unterstützung des DRK eine mobile Abstrichstation geben. Diese Maßnahmen sind angedacht, die Arztpraxen vor Ort zu entlasten.
Das ist einerseits sehr löblich, andererseits nicht ausreichend und sehr spät.
Es hätte viel eher geschehen müssen, wie in anderen Landkreisen und kreisfreien Städten auch.
So denkt auch Xantens Bürgermeister Thomas Görtz in einem Facebook Post vom 20. März, „Ich frage mich, warum das erst jetzt umgesetzt wird, zumal das DRK Mobil ja schon seit letztem Jahr grundsätzlich zur Verfügung steht“.

Strenge Bedingungen

Die Entnahme des Abstrichs ist zudem an strenge Vorgaben gebunden. So soll man die Abstrich Zentren ausschließlich bei entsprechender Symptomatik und nach Rücksprache mit dem Hausarzt, bzw. nach Anruf der Hotline für den ärztlichen Notdienst 116 117 aufsuchen. Dabei sind die Arztpraxen vollkommen übelastet und die 116 117 erreicht man schon zu normalen Zeiten kaum unter Wartezeiten von mehr als einer halben Stunde.

Puls normal, kein Test

Einer meiner Freunde wurde vom Screeningzentrum am Bethanien Krankenhaus in Moers trotz seiner Symptome wieder nach Hause geschickt, weil zu diesem Zeitpunkt seine Pulsfrequenz in Ordnung war.
Er ist nun aufgrund der Beschwerden zwar von seinem Hausarzt arbeitsunfähig geschrieben und bleibt zu Hause, aber wie viele gibt es, denen eine solche „Abfuhr“ suggeriert, „Du bist gesund“ und die sich daraufhin weiter unter Menschen bewegen, denn ob er das Virus in sich trägt, weiß er bis heute nicht.

Ist das Schonen von Ressourcen kontraproduktiv?

Zwar ist es einerseits verständlich, dass man in Erwartung einer noch stärkeren Ausbreitung der Pandemie Ressourcen schonen will. Aber es stellt sich die Frage, ob diese Vorgehensweise nicht eher kontraproduktiv ist und vielmehr das Gegenteil von dem bewirkt, was sie bewirken soll.
Führt das Verfahren nicht eher zu einer sehr hohen Dunkelziffer der Infektionen, die im Endeffekt die vorhandenen Ressourcen zeitverzögert noch mehr strapazieren und langfristig einen hohen Bedarf an Intensivbetten bewirken?
Warum ist bei uns, einem hochtechnisierten Land, nicht möglich, was in vielen anderen Ländern praktiziert wird, flächendeckende Tests beim kleinsten Verdacht?
In Südkorea gibt es beispielsweise mobile Abstrichstationen als „Drive In“ an vielen Stellen. Autofahrer müssen nicht mal aussteigen, sondern lediglich ihre Personalien angeben, bevor der Abstrich durchs Autofenster vorgenommen wird. Das Ganze dauert nur wenige Minuten. Dementsprechend niedrig ist die Zahl der Neu-Infektionen im Lande. Zudem warnt, laut einem Artikel in der FAZ, noch ein Frühwarnsystem in Form einer App den Smartphone Besitzer, sobald er in eine Straße kommt, in der kürzlich ein Corona Fall aufgetreten ist.

Bundesweite Ausgangsbeschränkungen erforderlich?

Auch wird bei uns, nach Meinung vieler, zu lange gezögert, bevor eine Entscheidung zu weiteren, zugegebenermaßen drastischen Maßnahmen, wie einer Ausgangsbeschränkung getroffen wird.
Soll es auch bei uns soweit kommen, wie in Italien, wo es allein in den letzten 24 Stunden Hunderte Todesfälle infolge COVID-19 gab, wo die Ärzte in den Krankenhäusern über Leben und Tod der Patienten entscheiden müssen, weil die Zahl der Beatmungsgeräte alles andere als ausreichend ist?
Italien ist kein Entwicklungsland und es besteht nicht der geringste Grund, zu glauben, bei uns könne es nicht soweit kommen.
Trotzdem wird über die Möglichkeit einer Ausgangsbeschränkung, die in anderen Ländern längst existiert, ausgiebig diskutiert, statt gehandelt. Lediglich wenige Bundesländer haben verstanden und weitgehende Ausgangsbeschränkungen beschlossen.
Die einzig vernünftige Konsequenz aus dem unvernünftigen Verhalten vieler Menschen, welche die freiwillige Quarantänezeit als Urlaub ansehen und sich bei schönem Wetter zu Hunderten an den besonders schönen Orten des Landes aufhalten und das nicht alleine, sondern in Gruppen, als wäre die Welt vollkommen in Ordnung.

Randolf Vastmans

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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