SARS-CoV-2 – Eine Herausforderung auch für die häusliche Pflege
36 Pflegekräfte der Sozialstation Xanten betreuen 218 Patienten

Jenny Thate ist Pflegedienstleiterin bei der Caritas Sozial Station Xanten
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Rahmenbedingungen müssen allgemein verbessert werden

„Wenn ich sage, wir wünschen uns bessere Rahmenbedingungen“, so Jenny Thate, Pflegedienstleiterin der Caritas Sozialstation Xanten auf meine Frage, was sie sich von der Politik im Hinblick auf den Pflegeberuf wünsche, „glaube ich, jeder Pflegekraft aus der Seele zu sprechen“.
Dazu rechnet sie unter anderem eine Verbesserung des Personalschlüssels, „damit wir die Patienten so versorgen können, wie wir es gelernt haben“.
Eine Forderung, die bereits zu normalen Zeiten existiere, nun aber noch mehr an Bedeutung gewinne, denn während der Corona Krise seien die Pflegekräfte oft die einzigen Personen, zu welchen die Patienten persönlichen Kontakt hätten. Da sei es mit ein paar flüchtigen Worten nicht getan.
Gerade die dementen Patienten verständen auch nicht, dass ihre Kinder und Enkel sie momentan nicht besuchten. Dies mache viele sehr traurig und unzufrieden, zumal ihnen oft das Telefonieren schwerfalle und sie den Umgang mit den neuen Medien nicht beherrschten.
„Da müssen wir zuhören und Trost spenden. Schließlich können wir sie nicht einfach sitzen lassen, denn für unser Personal ist die Menschlichkeit sehr wichtig“.
Dass Pflegekräfte aktuell beklatscht und hoch gehandelt würden, mache Hoffnung darauf, dass die Politik die Krise zum Anlass nehme, die aktuellen Rahmenbedingungen in der Pflege zu überdenken.

Seelische Belastung

So sei das Pflegepersonal nicht nur körperlichen, sondern auch seelischen Belastungen ausgesetzt. Zudem hätten etwa zwei Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Angehörige, welche aufgrund ihrer Gesundheit im Bezug auf das Corona Virus zur Risiko Gruppe gehören. „Sicherheit wird bei uns zwar großgeschrieben, aber wenn ich einen Patienten waschen muss, kann ich keinen Sicherheitsabstand einhalten“, resümiert die Pflegedienstleiterin.
Das erhöhe die seelische Belastung verständlicherweise noch einmal erheblich, weil sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur um ihre Patienten und sich selber, sondern zusätzlich um die Gesundheit ihrer Angehörigen sorgten.
Zudem fehle weitgehend die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, weil der soziale Kontakt unter den Kolleginnen und Kollegen sicherheitshalber auch auf ein Mindestmaß heruntergefahren worden sei.

Sicherheitsausrüstung unzureichend

Auch die Ausstattung mit Schutzmaterial wie Masken sei unzureichend. „Heute haben wir eine große Lieferung von 1000 Masken erhalten“, sagt Thate. So sei der momentane Bedarf gesichert. Allerdings benötige man normalerweise pro Tag drei Masken pro Pflegekraft. Das umzusetzen sei allerdings unmöglich. Desinfektionsmittel und Handschuhe habe man momentan ausreichend. Ansonsten setze man auf gründliches Händewaschen sowie die anderen empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen.
Von einem besonderen Erlebnis einer Mitarbeiterin berichtet Jenny Thate. Nachdem bekannt geworden sei, dass es an Schutzmasken fehle, fand diese eines Tages eine Tüte mit selbst genähtem Mundschutz vor ihrer Tür.
„Diese Solidarität hat uns sehr gerührt“.

Drei Fragen an Jenny Thate

Wie viele Mitarbeiter sind täglich für die Sozialstation Xanten unterwegs?
Die Sozialstation hat 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter zwei männliche Fachkräfte. Täglich sind im Frühdienst 17, im Spätdienst vier unterwegs, um 218 Patienten im Raum Xanten, Marienbaum, Vynen, Sonsbeck, Ginderich, Büderich und Menzelen zu versorgen. Unter den 218 Patienten gibt es 19 Schwerstpflegefälle, die vollständig bettlägerig sind.

Stellt die Anzahl der Patienten eine Steigerung durch die Corona Krise dar?
Nein. Seit etwa zwei Wochen hat sich die Zahl der Patienten leicht reduziert, weil viele Familienangehörige mehr Zeit haben. Das heißt, sie haben Kurzarbeit oder arbeiten vom Homeoffice. Manchmal übernehmen sie die Pflege für die Zeit selber, um Geld zu sparen, weil sie durch die Umstände weniger verdienen aber oft auch, weil sie Angst vor Ansteckung haben, wenn Fremde die Wohnung betreten. So sei es manchmal schwierig, Auszubildende mit zu den Patienten zu nehmen, da die Familien so wenig Menschen wie möglich in die Nähe der Pflegebedürftigen lassen wollen.

Herrscht ein erhöhter Krankenstand unter den Mitarbeitern?
Bis zum heutigen Tage ist der Krankenstand nicht höher als unter normalen Umständen.

Randolf Vastmans

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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