Vor genau 40 Jahren - Jagdbomberabsturz in Lüttingen
„Ich sah das Flugzeug, dass ganz nah über die Bäume und Hausdächer flog und wusste sofort, das geht nicht gut!“, so beschreibt Maria Wilmsen ihre Erinnerungen an den Jadgbomber-Absturz vor 40 Jahren in Lüttingen. „Ich sah, wie es immer niedriger flog und plötzlich nur noch ein großer, pechschwarzer Feuerball in den Himmel stieg. Ich wusste sofort, dass es wohl am Ende der Fischerstraße abgestürzt war und ich hatte größte Angst, dass meinen Eltern und meiner Schwester mit ihrer Familie etwas passiert war.“ Ihre Schwester Gisela Röttger erinnert sich ebenso genau an den Tag: „Ich war gerade im Garten und hing Wäsche auf. Es war ein unbeschreiblicher Krach und dann sah ich das Flugzeug, es brannte schon und ich rannte zum Haus, weil meine kleine Tochter drinnen schlief. Warum ich so handelte weiß ich nicht, es war instinktiv. Dann hörte ich den Absturz!“
Es war der 5. Oktober 1971, als der englische Jagdbomber auf einem Übungsflug gegen 11 Uhr in Lüttingen abstürzte. Unmittelbar hinter der kleinen Ortschaft bohrte sich das Flugzeug in den Acker. Es war kein Zufall, dass Lüttingen verschont blieb, denn die Piloten bezahlten ihre Entscheidung mit dem Leben. Es wäre für sie ein Leichtes gewesen, sich mit dem Schleudersitz zu retten, dann wäre die Maschine aber zwangsläufig mitten im Dorf abgestürzt. So überflogen die Piloten Keith Roland Holmes und Christoph William King, die letzten Häuser des Fischerdorfes und starben nach dem Absturz in den Trümmern.
Ludger Rodermond, damals ein kleiner Junge, weiß noch ganz genau, wie er mit seiner Oma zur Unfallstelle gelaufen ist. „Die Bilder sind noch heute im Kopf präsent. Zum 40. Mal jährt sich nun dieses Ereignis, aber nie ist der toten Soldaten gedacht worden, die Lüttingen vor der schlimmsten Katastrophe bewahrt haben.“ Seit einiger Zeit laufen nun die Vorbereitungen beim Heimat- und Bürgerverein Lüttingen, diesen Jahrestag zum Anlass zu nehmen, um an der ungefähren Absturzstelle eine Gedenktafel zu errichten. Im Rahmen der Planungen fand Ludger Rodermond die Gräber der Soldaten auf dem Friedhof in Mönchengladbach-Rheindahlen.
Der Absturz war damals eine Sensation. Die Schwestern erinnern sich: „In ein
paar Minuten war die ganze Straße völlig verstopft. Schaulustige kamen von allen Seiten, sie fuhren über die Äcker, durch Vorgärten um möglichst nah heran zu kommen und viel zu sehen. Die heran eilenden Feuerwehren kamen sogar deswegen nicht durch und so beschädigten sie auf dem Weg zur Unfallstelle viele Autos, aber sie wollten ja nur retten und man versperrte ihnen ja förmlich den Weg.“ Die beiden Ehemänner hörten nur von dem Absturz und fuhren auch sofort nach Hause. Keiner wusste zuerst genau, wo die Maschine herunter gekommen war und ob es Verletzte gab. Die Royal Air Force traf kurz darauf ein und sperrte großräumig alles ab um ihre Untersuchungen durchführen zu können. Nach nur wenigen Tagen waren die letzten Trümmer untersucht und abtransportiert.
Die beiden Lüttingerinnen begrüßen die Gedenktafel sehr. „Es ist eine richtig tolle Idee, die man schon viel früher hätte umsetzen können. Aber niemand denkt so richtig daran und es steckt ja auch eine Menge Arbeit dahinter. Und wie heißt es so schön, besser spät als nie.“
Am 8. Oktober ist es nun soweit. In einer Feierstunde um 11 Uhr wird die Gedenktafel enthüllt. Sie findet ihren Platz nahe der damaligen Absturzstelle, auf dem Rundweg um den See, direkt nach der Biegung hinter der Fischerstraße. Die Royal Air Force ist sehr stolz und zeigte sich hocherfreut, dass ihren toten Kameraden diese späte Ehre zuteil wird. Die Royal Air Force wird mit ca. 60 Kameraden aus England und Mönchengladbach anreisen und an der Feierstunde teilnehmen. ikü
Autor:Ingrid Kühne aus Xanten |
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